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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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haben, lässt nur einen Schluss zu:
    Diese Perversen haben gerade eine andere arme Sau da drin.
    Jetzt höre ich auch die Peitschenhiebe.
    Das Knurren einer anderen Bestie, die sie gefangen haben.
    Ich weiß nicht, ob das wirklich nur ich bin, der da grollt, als ich die Tür zum Gewölbekeller auftrete.
    Aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig.
    Die Tür fliegt krachend gegen die Wand.
    Masken blicken in meine Richtung.
    Sierras Stimme und das Surren der Peitsche verstummen.
    Nur der angekettete Wolf knurrt und wütet weiter.
    Ich stehe im Türrahmen und hebe das Gewehr.
    Die Spinner mit ihren Kutten und Masken können gar nicht so schnell kreischen und auf dem Weg zur anderen Seite des Kellers übereinander stolpern, wie ich sie niedermähe.
    Niemand erreicht die gegenüber liegende Tür.
    Kein Mann.
    Keine Frau.
    Niemand.
    Das Gewehr in meiner Hand fühlt sich heiß an.
    Der Geruch von erhitztem Metall liegt schwer in der Luft und vermischt sich mit Gestank von Blut und Scheiße.
    Ich trete um die Säulen herum.
    Der Wolf, der an den Ketten von der Decke hängt, schnappt sinnlos nach mir, eine geifernde Monstrosität, rasend vor Wut und Abscheu, bereit, jeden und alles zu zerfleischen.
    Ich mustere ihn ungerührt.
    Sehen die Menschen das, wenn sie mich anblicken, nachdem ich mich verwandelt hab?
    Ich schaue der Bestie ein paar Sekunden dabei zu, wie sie sich verzweifelter denn je gegen die Ketten stemmt.
    Es ist kein Blick in den Spiegel.
    Es ist etwas weit Unangenehmeres.
    Die kubistische Sicht auf das, was in mir lauert.
    Der ultimative Blick in den Abgrund.
    Lange kann ich mir das nicht antun.
    Ich hebe das Gewehr.
    »Glaub mir, ich tu dir einen Gefallen«, sage ich tonlos.
    Dann drücke ich den Abzug.
    Der Wolf sackt in sich zusammen, soweit die Ketten, die ihn halten, das eben zulassen.
    Das Blut strömt nur so aus dem Loch in seiner zotteligen graubraunen Brust.
    Da höre ich ein Geräusch hinter mir und fahre mit dem Gewehr im Anschlag herum.
    Zu spät.
    Sierra steht in der Finsternis, eine Schrotflinte in den Händen, und verpasst mir eine Ladung.
    Ich segle durch die Luft und lande hart auf dem Steinboden.
    Meine rechte Schulter brennt wie Feuer.
    Das Gewehr liegt nutzlos ein paar Meter vor mir.
    Nicht gut.
    Ich stöhne vor Schmerzen und lasse Sierra nicht aus den Augen, die selbstbewusst auf mich zukommt.
    Gibt nicht viele Möglichkeiten, wie sie das gemacht hat.
    Vermutlich ist sie hinter eine der Säulen gesprungen, als ich zu feuern begonnen hab, und hat sich seitlich in die Düsternis davongemacht, während ich mich um ihre durchgeknallten Kult-Kumpane gekümmert habe.
    Die Flinte?
    Kommt schon.
    Irgendwo hier unten werden sie sicherlich ein paar Knarren aufbewahren, falls mit einem Wolf mal nicht gut Kirschen essen ist oder die Ketten mal den Geist aufgeben.
    Die sind total bekloppt, aber nicht komplett verblödet.
    »Jackson«, sagt Sierra am Doppellauf ihrer Flinte vorbei, den sie mir ans Kinn setzt.
    »Sierra«, erwidere ich leise.
    »Hast du mich vermisst, Süßer?«
    »Kannst du dir ja denken.«
    Sie lacht, kurz und rau.
    So hat sie auch gelacht, als wir gevögelt haben.
    Keine Ahnung, wieso mir das ausgerechnet jetzt einfällt.
    Dann fragt sie:
    »Was machen wir jetzt, du böser, böser Wolf?«
    »Schlag was vor. Ist dein Keller.«
    »Ein echter Gentleman.«
    »Nicht dein Verdienst.«
    »Das stimmt wohl.«
    »Wie schnell schließt sich deine Wunde?«
    Sie stochert ein wenig darin herum.
    Sobald ich wieder klar denken kann, antworte ich:
    »Gar nicht, fürchte ich.«
    »Das ist jetzt irgendwie enttäuschend.«
    »Tut mir leid.«
    »Ach, schon in Ordnung. Du warst eh auf ganzer Linie eine Enttäuschung.«
    »Das hört man gern.«
    »Ich hab dich trotzdem gemocht«, sagt Sierra mit veränderter Stimme und lässt die Flinte ein Stück weiter wandern, bis sie genau auf meine Nasenwurzel zielt.
    Ich schließe die Augen.
    Das ist der Moment, in dem der Wolf zwischen den Steinsäulen mit seinem finalen Atemzug den Kopf hebt und hasserfüllt ein letztes Mal nach Sierra schnappt.
    Seine scharfen Zähne erreichen sie natürlich nicht.
    Doch die Ablenkung genügt, damit ich reagieren kann.
    Währenddessen Sierra dem Kettenwolf ein für allemal den Schädel wegpustet, lasse ich die Bestie von der Leine.
    Ich weiß, ich weiß.
    Wollte ich nicht.
    Auch bin ich mir darüber im Klaren, was das bedeutet.
    Aber so krieg ich wenigstens meine Rache.
    Alles, was mir geblieben ist.
    Anders wäre nur der Tod drin,
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