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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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anfühlt.
    Die Wölfe knurren in der Dunkelheit.
    Laufen unruhig hin und her und trauen sich nicht näher.
    Das Holz in meiner Hand brennt langsam ab.
    Hat ein bisschen was vom Dschungelbuch.
    Kann mir vorstellen, was das Rudel verwirrt.
    Der Geruch.
    Die Gestalt.
    Das Feuer.
    So stehen wir ein paar Augenblicke da.
    Am Ende, als ich mir schon fast die Finger verbrenne, ziehen sie ab wie ein paar Geister aus einem Albtraum.
    Gleiten lautlos zurück in die Nacht, aus der sie kamen.
    Ich weiß nicht, ob es bei all dem Starren irgendeine Art der Kommunikation mit dem Wolf gegeben hat, von der ich nichts mitbekommen habe, oder wie ich es sonst erklären soll.
    Aber sie gehen, und nur darauf kommt es an, vermute ich.
*
    Dead Crow und ich stehen vor der Jagdhütte.
    Die gleißende Sonne kann nicht über die klirrende Kälte hinwegtäuschen.
    Anders als bei Dead Crow, bildet mein Atem kleine Wölkchen vor meinem Gesicht.
    Baloo tobt übermütig durch den Schnee.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragt Dead Crow.
    »Was würdest du tun?«
    Dead Crow lacht.
    »Darum geht es nicht, Kid.«
    »Ich weiß.«
    Dead Crow blickt zum klaren Himmel.
    »Ich meine, du könntest ein neues Leben beginnen. Irgendwo komplett neu anfangen. Hier. Dort. Überall.«
    Ich nicke knapp.
    »Könnte ich.«
    »Wirst du aber nicht, was?«
    Ich denke an Seattle.
    Abby und Marlowe.
    Marcy und den Club.
    An Sierra und das, was sie mir angetan hat.
    Was sie mir geraubt hat.
    Was sie mich gekostet hat.
    »Nein«, sage ich deshalb leise zu der eiskalten Luft neben mir, und Baloo blickt mich fragend an. »Werd ich nicht.«

4
    Fernes Donnern und Dröhnen kündigen den Truck hinter uns an, lange bevor er auch nur auf der schier endlosen Straße zwischen den eingeschneiten Baumreihen in Sicht kommt.
    Der Sattelschlepper ist das erste Fahrzeug, das ich in den letzten zwei Tagen, die Baloo und ich nun schon an der Straße entlanglaufen, zu Gesicht kriege.
    Ich strecke den Arm aus, Daumen nach oben.
    Der Fahrer hupt und lässt seinen Koloss in einiger Entfernung anhalten.
    Baloo und ich rennen am langen Anhänger vorbei zum Schlepper, und ich öffne die hohe Beifahrertür der Fahrerkabine.
    »Hi. Danke. Ich hab ’nen Hund dabei«, sage ich über das laute Motorengeräusch und Hydraulikzischen hinweg.
    »Kein Problem«, lautet die Antwort des Fahrers, und ich hebe Baloo mit vorgetäuschter Mühe auf den Sitz, ehe ich den Rucksack mit unserem Proviant reinwerfe und hinterherklettre.
    »Hey. Danke, wirklich. Ich bin Jackson. Das ist Baloo.«
    »Jim. Und bevor du fragst: Ja, es gibt auch Japaner, die Trucks fahren.«
    »Ich wollte nicht fragen.«
    »Sicher?«
    »Na ja …«
    »Da siehst du’s.«
    »Ich bin kein Rassist oder so …«
    »Und ich kein Japaner. Komme aus Ottawa.«
    »Seattle.«
    »So weit fahr ich aber nicht. Nur bis zur Grenze.«
    »Macht nix.«
    Ich glaube nicht, dass ich Jim auf die Nase binden sollte, dass jede Meile, die mich meiner Rache an Sierra und ihren Freunden näher bringt, eine gute Meile ist.
    »Hübscher Hund«, sagt Jim, während er den schweren Truck wieder in Bewegung setzt.
    »Danke. Du willst ihn aber nicht essen, oder?«
    »Was? Gott, nein, ich bin doch kein Chinese!«
    Wir lachen beide, und bis Vancouver ist es eine richtig nette Fahrt.
    Genau die Art von Resozialisierungsmaßnahme, die ich für den Anfang brauche.
*
    In der Stadt suche ich in einer Telefonzelle, die den Charme einer Tiefkühltruhe hat, als Erstes die Adresse des nächsten Tierheims aus dem dicken Telefonbuch.
    »Hab ihn unterwegs aufgelesen«, lüge ich dem städtischen Verwaltungsangestellten eine Stunde später vor. »Er hat ´ne Marke. Vielleicht können Sie den Besitzer kontaktieren?«
    Während der gelangweilte Tierheimangestellte sich mit Baloos Marke in sein Büro verkrümelt und hinter seine Tastatur klemmt, gehe ich in die Hocke und fahre meinem neuen Freund mit gespreizten Fingern durch das Fell am Hals.
    Marlowe hat das auch immer gemocht.
    »Tut mir leid, Kumpel. Aber dort, wo ich hingehe, kann ich nicht auf dich aufpassen. Ist besser so, glaub mir.«
    Baloo leckt mir übers Gesicht.
    Ach, verdammt.
    Der Kerl in seinem mit Aktenschränken vollgestopften Kabuff telefoniert so laut, dass ich mühelos jedes Wort verstehen kann.
    Wenn er zurückkommt, um mir irgendwelche Fragen zu stellen, sollte ich besser weg sein.
    Also schiebe ich mich bestimmt an Baloo vorbei aus der Tür und winke ihm ein letztes Mal durch das Glas zu.
    Mach’s gut, Kumpel.
*
    In einem
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