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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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mich nicht aufhalten.
*
    Mein erster Besuch gilt meiner alten Bude.
    Ich klopfe, doch es macht niemand auf.
    Anders bei den Foscos.
    Mrs. Fosco mustert mich skeptisch.
    »Hallo Mrs. Fosco«, sage ich sonnig.
    Keine Reaktion.
    Der Bart, vermutlich.
    »Ich bin’s. Jackson. Jackson Ellis.«
    Ihre Augen weiten sich.
    Dann sagt sie ganz abgeklärt:
    »Hätte Sie mit dem Bart fast nicht erkannt.«
    Ich zwinge meinen Lippen ein nonchalantes Lächeln auf.
    »Sie waren … lange fort«, sagt sie derweil.
    »Ziemlich«, entgegne ich vage.
    »Die Polizei war sogar da«, fährt Mrs. Fosco fort, und ihr Blick verrät mir, dass sie das mit dem Käfig weiß.
    Dass das zusammen mit meinem höchst mysteriösen und verdächtigen Verschwinden die Quelle einer Vielzahl hässlicher Spekulationen gewesen ist.
    Drauf geschissen.
    Bin nur aus einem Grund hier.
    »Wissen Sie, was mit Marlowe passiert ist, Mrs. Fosco?«
    Ich hoffe, sie haben ihn nicht ins Tierheim gebracht.
    Als ich daran denke, dass ich Baloo genau an so einen Ort gebracht habe, fühle ich mich nicht sonderlich gut.
    »Ich glaube, Ihre Freundin hat ihn zu sich genommen. Die dürre Dunkelhaarige.«
    Abby.
    Meine Gedanken schweifen von der Tür und dieser Unterhaltung fort, aber Mrs. Fosco holt mich schnell zurück.
    »Mein Charlie ist tot«, sagt sie nämlich übergangslos.
    »Oh.«
    Also hatte er endlich seinen Infarkt.
    »Mein Beileid«, sage ich wenig überzeugend.
    Mrs. Fosco schnieft und nickt tapfer.
    »Wo waren Sie eigentlich?«, fragt sie schließlich.
    Hat ganz schön lange durchgehalten, die Gute.
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Wandern«, antworte ich, überlasse Mrs. Fosco ihrem fröhlichen Witwendasein und verlasse das Haus in dem Wissen, nie wieder hierher zurückzukehren.
*
    Abby wohnt noch immer in ihrer alten Wohnung.
    Allerdings wohnt sie da nicht mehr allein.
    Marlowe wohnt bei ihr.
    Und irgendein Feuerwehrmann.
    Könnte auch ein Rettungsfahrer sein.
    Kenn mich mit Uniformen nicht so aus.
    Am Abend stehe ich vor ihrer Tür und kriege mehr von ihrem neuem Glück mit, als gut für mich ist.
    Abby und ihr Neuer auf dem Sofa.
    Im Fernsehen irgendeine seichte Lieblingsserie.
    Marlowe, der durchs Bild rennt und lachend weggescheucht wird.
    Abbys Lachen weckt Erinnerungen.
    Nur die Guten, natürlich.
    An Streit und Stress denkt man erst, wenn man sich dazu zwingt, und wer möchte das schon?
    Der Selbsthass dafür, damals in den Club gegangen zu sein, anstatt die Dinge zwischen uns zu bereinigen, ist groß.
    Fast so groß wie mein Bedauern.
    Und dennoch nichts im Vergleich zu der Leere, die ich verspüre.
    Oder der Wut.
    Nicht auf Abby.
    Schon gar nicht auf ihren Feuerwehrmann.
    Auf mich selbst.
    Auf Sierra.
    Auf den Wolf.
    In mir tobt ein Sturm, während draußen ein anderer Sturm mit Wind und Regen lärmend durch Seattle braust.
    Keinen Dunst, was ich hier tue.
    Worauf ich insgeheim gehofft habe.
    Ich werd ja wohl kaum klopfen und Hallo sagen, oder?
    Nicht nur die Hobos sagen:
    Der Zug ist abgefahren.
    Mein Pech.
    Steht mir nicht zu, wen auch immer aus seinem Glück zu reißen, das er in meiner Abwesenheit gefunden hat.
    Sich in der Zwischenzeit erarbeitet hat.
    Mein Trübsinn tropft mit dem Regenwasser auf den Boden.
    Marlowes aufgeregtes Bellen reißt mich aus meiner Starre.
    Auf einmal ist er auf der anderen Seite der Tür.
    Bellt wie verrückt.
    Kratzt und gräbt wie ein tollwütiger Präriehund.
    Scheiße.
    Ich schaffe es gerade noch ins dunkle Treppenhaus.
    Schließe die Tür, als Abby ihre öffnet.
    »Siehst du?«, sagt sie zu Marlowe. »Niemand da.«
    »Was hat er?«, fragt eine Männerstimme von drinnen.
    »Wahrscheinlich nur der Sturm«, antwortet Abby.
    Yeah.
    Nur der Sturm.
*
    Ich gehe mit in den Taschen vergrabenen Händen und gesenktem Kopf durch den Sturm.
    Werde Teil der anonymen Masse aus Regenschirmen, Mänteln, Jacken, Hüten, Caps und Kapuzen.
    Lasse mich von ihr und dem Wind treiben.
    Überlege, was für Probleme andere Leute haben.
    Stress im Büro.
    Ärger mit der Gattin.
    Kranke Eltern oder Kinder.
    Geldprobleme.
    Aber so ist das eben.
    Es gibt die Schafe, und ein paar Wölfe.
    Und alle haben wir unser Päckchen zu tragen.
    Bin selbst überrascht, als ich bemerke, wohin mich mein zielloses Umherwandern geführt hat.
    Der Sturm wird stärker, und ich drücke das Klingelschild.
    »Ja?«, ertönt Marcys Stimme aus der Sprechanlage.
    »Ich bin’s!«, rufe ich über das Tosen und Prasseln hinweg. »Jackson!«
    Schweigen.
    Rauschen.
    Dann,
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