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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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ein paar Meilen nördlich der glanzlosen Smaragdstadt.
    Das umzäunte Anwesen ist riesig.
    Zwei große Waldstücke umgeben viel Rasen und ein luxuriöses Landhaus, das schon ein paar Dekaden auf dem Buckel hat.
    Ich nähere mich durch Wald und Dunkelheit, springe ohne große Mühe über den Zaun und lande im weichen, feuchten Gras.
    Lege den Seesack ab und hole das M4A1 hervor.
    Ist schnell einsatzbereit.
    Die Walther stecke ich in die Innentasche der Lederjacke.
    So weit, so gut.
    Ich gebe Dead Crow eine letzte Möglichkeit, mir viel Glück zu wünschen, doch wie’s aussieht, ist er wirklich fort.
    »Also schön«, murmle ich. »Los geht’s.«
*
    Die anderen Hobos nannten ihn Quick George.
    Nicht, weil ihn seine Frau so genannt hätte, sondern weil er jede Tür in Windeseile aufbrachte.
    Fabrikhallen.
    Verteilerhäuschen.
    Lokschuppen.
    Quick brachte mir bei, wie man ein Schloss knackt.
    Dem Wolf brachte er noch im selben Sommer bei, dass Freunde genauso schmecken wie Feinde.
    Der Wolf ist es jetzt auch, der mir verrät, dass sich niemand in unmittelbare Nähe der Terrassentür an der Rückseite des Hauses aufhält, in das ich einsteigen will.
    Es kostet mich einiges an Kraft, das Biest im Zaum zu halten, das sofort losstürzen und das Blut derer schmecken möchte, die es gequält und gedemütigt haben.
    Der Wolf hat es vielleicht verdrängt, als er in Kanada die Freiheit genossen hat - vergessen hat er nicht.
    Ich habe mir jedoch fest vorgenommen, das hier ohne Zähne und Klauen über die Bühne zu bringen.
    Ohne den Wolf.
    Mit meinen eigenen Händen.
    Nicht, weil ich so ein nobler Held bin.
    Eher deshalb, weil ich weiß, dass ich verloren bin, wenn ich den Wolf noch ein einziges Mal von der Leine lasse.
    Er würde die Gelegenheit nutzen, das steht außer Frage.
    Würde endgültig die Kontrolle übernehmen.
    So weit darf es nicht kommen.
    Ich betrete eine Küche, die auch dem einen oder anderen Restaurant gut zu Gesicht stehen würde, was Größe und Ausstattung angeht.
    Lauter blitzendes Metall.
    Erinnert mich an mein Gefängnis, das hier auch irgendwo sein muss.
    Als ich die Küche halb durchquert habe, geht am anderen Ende eine Tür auf, und ein Typ kommt herein.
    Keine Maske, aber eine Kutte.
    In einer flüssigen Bewegung ziehe ich die Walther mit dem Schalldämpfer aus der Jacke, strecke den Arm aus und verpasse dem Kerl eine Kugel zwischen die Augen, ehe seiner Kehle ein einziger überraschter Laut entweichen kann.
    Er sackt lautlos zusammen.
    Ich betrachte die Leiche und die Blutlache unter dem Kopf, die sich rasch über die Fliesen ausbreitet.
    Was ich empfinde?
    Unwichtig.
    Darum geht es schon lange nicht mehr.
    Ging es womöglich noch nie.
    In diesem Haus halten sich heute lauter Monster auf.
    Wenn wir einander an die Gurgel gehen, hat die Welt nichts zu verlieren.
    Auch bei dem jungen Pärchen, das mir in einem Korridor entgegenkommt, fällt es mir leicht, den Abzug zu drücken.
    Sie tragen ebenfalls diese bescheuerten Roben.
    Der Schalldämpfer spuckt zwei Mal ein leises Plopp-Geräusch aus, und der Mann und die Frau gehen zu Boden.
    Ich lasse ihre Leichen an Ort und Stelle liegen.
    Öffne ein paar Türen und lege noch einen grauhaarigen Mann in einem Zimmer mit einem großen Flachbildfernseher um, bevor ich letztlich die Kellertreppe finde und nach unten gehe.
    Auf dem Weg nach unten begegnet mir eine korpulente Frau mittleren Alters mit Robe und Brille.
    Sie kommt nie oben an.
    Am Ende der Kellertreppe stecke ich die Walther zurück in die Jackentasche und entriegle das M4A1.
    Vor der großen Tür, hinter der ich gut zwei Dutzend Menschen wittern und hören kann, bleibe ich stehen.
    Lausche in mich hinein.
    Keine Panik.
    Ich schwanke nicht.
    Ich hadere nicht.
    Frage mich nicht, ob ich das wirklich will.
    Denke nicht an Marcy.
    Nicht mal an Marlowe.
    Erst recht nicht an Abby.
    Oder daran, dass Dead Crow womöglich recht hatte.
    Ich weiß genau, was ich möchte, völlig unabhängig davon, ob mich das endgültig zum Monster macht, oder nicht.
    Weiß, was getan werden muss.
    Ich gehe nur sicher, dass ich den Wolf im Griff habe.
    Dass er mich tun lässt, weshalb ich hierhergekommen bin, und sich nicht einmischt.
    Keinen Nebenkriegsschauplatz eröffnet, der mich ablenkt und somit zur Zielscheibe macht.
    Ich atme noch einmal tief durch.
    Und plötzlich zögere ich doch.
    Der Geruch nach Wolf, den ich zunächst nicht beachtet habe, da meine Sinne sich sofort auf Sierras vertrauten, verhassten Duft gestürzt
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