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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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obgleich ein Teil von mir weiterhin der Überzeugung anhängt, dass das hier der richtige Film mit den falschen Darstellern ist.
    »Schon okay«, sagt Marcy kaum hörbar an meiner Brust.
*
    Rick und ich treffen uns vor einem Fitness-Studio auf halber Strecke zwischen Marcys Wohnung und dem Club.
    Einer ordentlichen Männerumarmung folgt ein grunzender Austausch sozialer Floskeln, dann betreten wir auch schon das Fitness-Studio, in dem Rick Mitglied ist und in das er dank seiner Karte auch früh um 4:25 rein kann.
    Sind die Einzigen, die diesen Service in Anspruch nehmen.
    Rick hat keine Trainingsklamotten in seinem Seesack, sondern ein M4A1-Gewehr, eine Walther mit aufgeschraubtem Schalldämpfer und einen stattlichen Batzen Munition.
    »Passt, oder?« fragt Rick, als ich die Waffen in der Umkleide begutachte.
    »Ja. Passt.«
    Kurz blitzt eine Erinnerung vor meinem geistigen Auge auf.
    Dead Crow und ich bei einem unserer Ausflüge in die Wüste, bei dem es um Wut und ein passendes Ventil ging.
    An jenem Tag zeigte mir Dead Crow, wie man mit einem Revolver und einem modernen Gewehr umgeht, und schon nach kurzer Zeit ballerten wir grölend auf die leeren Flaschen und Dosen, die er in einem Plastiksack mitgebracht hatte.
    »Ich weiß nur nicht, wann ich’s dir zurückzahlen kann«, sage ich nun zu Rick und halte den Lauf des M4A1 ins Licht.
    »De nada, Bruder«, sagt Rick. »Wenn du mir damals keine Chance gegeben hättest, würd ich sicher längst wieder im Knast sitzen. Wir sind quitt, was mich angeht. Aber sag … brauchst du Hilfe?«
    Ich blicke ihn nicht an, während ich das M4A1 wieder zerlege.
    »Marcy hat mit dir geredet, mh?«
    Rick kratzt sich verlegen am Hinterkopf.
    »Na ja … als du verschwunden bist und die Cops Fragen gestellt haben … wir haben uns alle Sorgen gemacht, aber ich glaube, da hat Marcy gemerkt, dass du ihr noch immer ziemlich viel bedeutest.«
    »Zu spät«, sage ich, und es klingt wie ein Urteil, das ich über mein gesamtes Leben fälle.
    »Also keine Hilfe?«
    »Keine Hilfe«, bestätige ich.
    »Nicht mal beim Rasieren, eh?«
    Ich erwidere Ricks trockenes Grinsen.
    »Nicht mal beim Rasieren.«
    Ich erwarte, dass Dead Crow hinter Ricks Schulter auftaucht und sagt, dass das nicht ich bin, sondern Crazy Wolf.
    Doch die nach Schweiß und Deo riechende Umkleide bleibt indianerfrei.
    Niemand, der sagt, dass ich genauso verrückt bin wie der Wolf.
    Mein bester Freund ist endgültig fort.
    »Crazy Wolf«, flüstere ich deshalb und schließe geräuschvoll den Reißverschluss des Seesacks mit meinem neuen Waffenarsenal.
*
    Wenn ihr gedacht habt, dass ich meine Nase bloß auf den Asphalt vor dem Club zu drücken brauche und auch nach all der Zeit noch lässig Sierras Spur aufnehmen kann, habt ihr euch leider gewaltig geschnitten.
    Stattdessen setze ich mich in ein Internetcafé und scrolle stundenlang durch abseitige Foren und Websites.
    Stoße auf ganz schön krankes Zeug und warte eigentlich jeden Moment drauf, dass sich der pickelige Student hinter der Kasse hervortraut und mich darauf hinweist, dass die Filter des Ladens Amok laufen, seit ich losgelegt habe.
    Doch er traut sich nicht.
    Wäre sicher witzig, wenn er wüsste, was ich so alles in der Tasche neben mir habe - würde jedoch schnell an Witz verlieren, wenn er die Cops ruft und die mich filzen.
    Endlich hab ich, was ich brauche, zahle mit ein paar der Scheine, die Rick mir noch zusätzlich »geliehen« hat, und mache mich vom Acker.
    Kann verstehen, dass der Typ an der Kasse erleichtert wirkt, mich von hinten zu sehen.
    Geht den Leuten, denen ich in den nächsten Stunden einen Besuch abstatte, nicht anders.
    Den Sexshop-Verkäufern, Tätowierern, Pornotheken-Betreibern und wen ich anhand meiner Recherche sonst noch dazu auserkoren habe, sich von mir ausquetschen zu lassen.
    Dabei wird auch das eine oder andere Handgelenk zerquetscht, die eine oder andere Rippe geprellt.
    Obwohl ich heute durchaus bereit wäre, über Leichen zu gehen, kommt niemand ernsthaft zu schaden, insofern man ein umgestürztes DVD-Regal als Kollateralschaden rechnet.
    Am Ende weiß ich, wo ich meine Rache kriege.
    Anders als alle, deren Laden ich heute verlassen habe, verspüre ich aber keine Erleichterung.
    Was ich verspüre, ist eher eine Art Unruhe.
    Tatendrang.
    Ehrlich gesagt, mache ich mir auch ein paar Sorgen.
    Tja.
    Kann ich jetzt auch nicht ändern.
    Und wer weiß?
    Vielleicht hält mich genau das ja am Leben.
*
    Mein Weg aus gelben Pflastersteinen endet
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