Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hokus Pokus Zuckerkuss

Hokus Pokus Zuckerkuss

Titel: Hokus Pokus Zuckerkuss
Autoren: M Cabot
Vom Netzwerk:
Baby.«
    Tiffany knallt ihren Hörer auf die Gabel – und ich
starre meinen an. Verwirrt überlege ich, was soeben passiert ist. Habe ich ein Problem gelöst – oder ein noch größeres heraufbeschworen?
    Ziemlich genervt beantworte ich die Anrufe – und versichere, Miss Nichols (ich mime ihre Assistentin Stephanie; schon immer wollte ich eine Stephanie sein) wird sobald wie möglich zurückrufen. Und dann taucht ein Lieferant von einem Blumenladen im Geschäft auf, kaum fähig, den Riesenstrauß festzuhalten. Zwei Dutzend gelbe Rosen in einer Kristallvase.
    »Für Lizzie Nichols«, verkündet er.
    »Das bin ich!«, rufe ich und springe auf, laufe hinter Madame Henris Schreibtisch hervor und nehme ihm die Blumen ab. Die Vase ist so schwer, dass ich erst mal zum Tisch zurücktaumeln und sie abstellen muss, bevor ich die Quittung unterschreiben und dem Mann ein Trinkgeld geben kann.
    Sobald er verschwunden ist, reiße ich das winzige Kuvert auf, das zwischen den Rosen steckt. Vielleicht bedankt sich Luke, weil ich seinen Heiratsantrag angenommen habe – oder seine Eltern heißen mich in der Familie de Villiers willkommen.
    Stattdessen lese ich geschockt: »Tut mir leid, dass ich mich neulich so schlecht benommen habe. Ich war noch nie ein Morgenmensch. Natürlich freue ich mich für euch beide. Wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch. Herzlichen Glückwunsch, du wirst eine wunderschöne Braut sein. Chaz.«
    Ich bin so verblüfft, dass ich mich erst einmal für ein paar Minuten hinsetzen – und die Telefone ignorieren
muss, um meine Fassung wiederzuerlangen. Meint er das ernst? Freut Chaz sich wirklich über meine Verlobung mit Luke?
    Wenn ja – warum wird mir dann immer noch ein bisschen übel, sobald ich daran denke? Nicht an Chaz, der ist okay – daran zweifle ich nicht. Nein, es geht um die Frage, ob Luke und ich tatsächlich heiraten sollten.
    Oh, ich bin sehr gern verlobt, und es macht mir nichts aus, meinen Diamantring herumzuzeigen. Und gestern war es richtig amüsant, mit meinen Eltern zu telefonieren – nach dem verlängerten Zwischenspiel im Schlafzimmer.
    Es ist nur – wenn ich mir die Hochzeit vorstelle und, noch seltsamer, das Brautkleid, herrscht beklemmende Leere in meinem Gehirn, und bittere Galle steigt in meine Kehle.
    Kein gutes Omen.
    Aber Nervenflattern ist normal, nicht wahr? So was muss jede Braut durchstehen. Vielleicht nicht am Tag nach der Verlobung. Nun, vielleicht überwinde ich mein Muffensausen schneller als die anderen. Was das betrifft – ich war immer ein bisschen frühreif. Meine Mom sagt, ich hätte schon vor dem Kindergarten Schuluniformen für meine Stofftiere genäht.
    Die Ladenglocke bimmelt, und Tiffany stürmt herein – mit einer Sonnenbrille (trotz des bewölkten Winterhimmels), in einem hautengen schwarzen Overall unter der Fuchsstola (»Total out«, erklärt sie mir später. »Weißt du, was die mit den armen Füchsen
machen, bevor sie ihnen das Fell abziehen? Einfach widerlich!«). »Wow, wer hat’s denn mit diesen Rosen übertrieben?«
    Hastig stecke ich Chaz’ Karte in die Tasche meines Mollie-Parnis-Seidenkleids. »Luke«, lüge ich automatisch.
    »Luke?« Tiffany nimmt ihre Sonnenbrille ab, kneift die Augen zusammen und inspiziert die Rosen. »Ich dachte, ihr habt Schluss gemacht.«
    »Jetzt sind wir verlobt«, erwidere ich und strecke meine linke Hand aus.
    »Kein Scherz?« Tiffany packt meine Hand. Um meinen Diamanten zu sehen, muss sie die Augen nicht zusammenkneifen. »Du meine Güte, mindestens drei Karat. Von Tiffany, nicht wahr?«
    »Nein, den Ring hat er in Paris gekauft.«
    »Cartier«, sagt sie, sichtlich beeindruckt. »Noch besser. Ein Platinreif, Smaragdschliff. Das Ding muss so viel gekostet haben wie ein Haus – nun ja, in North Dakota, und wenn er sich auch wie ein Volltrottel benommen hat …« Damit spielt sie auf die Nähmaschine an, die Luke mir zu Weihnachten geschenkt hat. Letzten Endes war sie der Auslöser für unsere Erkenntnis, dass wir beide verschiedene Dinge vom Leben erwarten. Und das hat zu unserer Trennung geführt.
    »Das musst du zugeben, er hat doch noch begriffen, worauf es ankommt. Was die Rosen angeht, bin ich mir nicht sicher. Eine interessante Farbe. Gelb – das steht für eine platonische Freundschaft.«
    Eine platonische Freundschaft? Sehr gut – ich
meine, weil Chaz mir die Rosen geschickt hat. Nicht Luke.
    Und mehr will ich auch gar nicht von Chaz. Nur seine Freundschaft. Platonisch – ganz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher