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Hokus Pokus Zuckerkuss

Hokus Pokus Zuckerkuss

Titel: Hokus Pokus Zuckerkuss
Autoren: M Cabot
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Art fügt sie hinzu: »Immer wieder habe ich ihm gesagt, er würde zu hart arbeiten und solle sich öfter frei nehmen. Das hat er nun davon! Klar, demnächst wird er genug Freizeit haben. Und wie verbringt er die? Er hätte sich in unserem Haus in der Provence erholen können. Aber nein! Nicht Jean! So musste es ja kommen.«
    »Sicher ist er in den besten Händen.«
    »In den allerbesten«, bestätigt sie. »Aber es wird einige Wochen dauern, bis er wieder arbeiten kann.
Und wer soll seine Krankenschwester spielen? Seine Söhne? Pah, die sind unbrauchbar. Noch schlimmer als jeder Tagedieb.«
    Als sie so verächtlich über ihre Kinder herzieht, beruhige ich mich ein bisschen. Das bedeutet, dass die Situation nicht so schrecklich sein kann, wie ich zunächst wegen ihrer tonlosen Stimme befürchtet hatte. Solange sie auf ihre Kids schimpft – soviel ich weiß, sind das tatsächlich Taugenichtse –, ist alles okay.
    »Und gerade jetzt, wo es im Geschäft so gut läuft wie nie zuvor!«, klagt Madame Henri. »Das verdanken wir Ihnen, Elizabeth. Und um Sie zu belohnen … Wenn er wieder auf den Beinen ist«, fügt sie unverblümt hinzu, »bringe ich ihn um.«
    »Machen Sie sich wegen des Ladens keine Sorgen, Madame.« Entschlossen wende ich mein Gesicht erneut von den blinkenden Telefonlichtern ab. »Ich komme sehr gut zurecht.«
    »Ich bin nicht dumm, Elizabeth, und ich höre die Telefone klingeln.«
    »Nun ja, das ist ein gewisses Problem«, gebe ich zu. »Aber keines, das ich nicht lösen könnte.«
    »Tun Sie, was Sie tun müssen«, seufzt sie. »Und wenn es nicht anders geht, stellen Sie jemanden ein.«
    Unwillkürlich schnappe ich nach Luft. Die Henris sind geradezu krankhaft geizig. Mit gutem Grund. Vor meiner Einstellung haben sie fast keinen Gewinn erzielt. Und in den ersten vier Monaten habe ich sogar umsonst gejobbt, nur um zu beweisen, ich
wäre die Investition meiner dreißig Riesen pro Jahr wert – und das mietfreie Apartment über dem Laden. »Madame …« Ich wage meinen Ohren kaum zu trauen. »Sind Sie sicher?«
    »Offenbar haben wir keine Wahl.« Nun seufzt sie noch lauter. »Allein schaffen Sie es nicht. Die Telefone und die Kleider. Unmöglich. Ab und zu komme ich vorbei. Aber dafür werde ich nur selten Zeit finden. Also brauchen Sie eine Hilfskraft. Daran ist Jean schuld«, fährt sie bissig fort. »Und das werde ich ihm auch sagen, wenn er sich über die zusätzlichen Kosten beschwert – natürlich erst nach seiner Entlassung aus der Klinik.«
    »Im Augenblick dürfen Sie ihn nicht damit belasten, Madame. Und wie gesagt, sorgen Sie sich nicht. Überlassen Sie alles mir, ich kümmere mich um den Laden.«
    Um ehrlich zu sein, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich das hinkriegen soll. Nur eines weiß ich – das ist eine Krise. Und ich war früher bei den Pfadfindern. Also habe ich gelernt, wie man mit Krisen umgeht. Irgendwie wird es schon klappen.
    Ich bitte Madame Henri, mir Bescheid zu geben, wenn ich irgendetwas tun kann. Und sie soll mich auch verständigen, wenn ihr Mann die Operation überstanden hat. Dann lege ich auf, starre all die blinkenden Telefonlichter an und lausche dem schrillen Klingeln. Selbstverständlich werde ich den ganzen Laden schmeißen, rede ich mir voller Selbstvertrauen ein.
    Wenn ich bloß wüsste, wie ich es anfangen soll…
    »Hallo, Chez Henri, würden Sie bitte am Apparat bleiben?«
    »Hallo, Chez Henri, würden Sie bitte am Apparat bleiben?«
    »Hallo! Seit einer Ewigkeit versuche ich, dich zu erreichen. Ich bin’s, Tiffany.«
    Mein Finger über der Halten-Taste hält inne.
    »Tiffany Sawyer«, fügt die heisere Stimme ungeduldig hinzu. »Von Pendergast, Loughlin and Flynn. In dem Büro haben wir beide gearbeitet, bis du gefeuert wurdest, erinnerst du dich? Und wann war das? Vielleicht letzte Woche? O Gott, was ist los mit dir? Gehörst du auch zu diesen Typen, die berühmt werden und dann alle Leute vergessen, die sie auf dem Weg nach oben gekannt haben? Wenn das so ist, nervst du ganz schön.«
    »Tiffany …« Ich schaue auf die Wanduhr. Erst kurz nach zehn, das würde die heisere Stimme erklären. Tiffany, Teilzeitmodel und Teilzeitempfangsdame in der Anwaltskanzlei von Chaz’ Vater (wo ich sie kennengelernt habe) steigt selten vor zwölf Uhr aus dem Bett, dank der nächtelangen Partys mit ihrem Freund, dem Fotografen Raoul. »Wieso bist schon so früh wach?«
    »Gestern war Neujahr. Und letzte Nacht war die City tot. Aber deshalb rufe ich nicht an.
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