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Hokus Pokus Zuckerkuss

Hokus Pokus Zuckerkuss

Titel: Hokus Pokus Zuckerkuss
Autoren: M Cabot
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fabelhaft.
    »Nun, in erster Linie sind Luke und ich Freunde«, zwitschere ich. O mein Gott, was rede ich da?
    Tiffany schneidet eine Grimasse. »Wenn Raoul mir jemals gelbe Rosen schenkt, stecke ich sie ihm in den Hintern. Also, wo sitze ich?«
    »Tiffany …«, beginne ich die Rede, die ich mir nach unserem Telefongespräch zurechtgelegt habe. »Ich …«
    »Ist das okay?« Sie lässt ihren fast einsachtzig großen (und nur fünfundfünfzig Kilo leichten) Körper auf Madame Henris Sessel hinter dem Schreibtisch mit den Telefonen (die gerade wieder klingeln) fallen. »Hier. Ich habe dir ein Schokoladencroissant mitgebracht. Muffins gab’s nicht mehr. Und eine Cola light. Ich weiß doch, was du magst.«
    Ich fange die weiße Papiertüte auf, die sie mir zuwirft. Eigenartig – jeder, der mir eine Cola light mitbringt, bildet sich ein, damit wäre alles in bester Ordnung.
    Und das stimmt nicht.
    »Hallo, hier Chez Henri, Tiffany am Apparat – wie kann ich Ihnen helfen?« Lässig fängt Tiffany zu arbeiten an, als hätte sie nie etwas anderes gemacht, als bei Chez Henri Telefonate zu führen. »Miss Nichols? Da bin ich mir nicht sicher. Einen Moment, bitte.« Tiffany drückt auf die Halten-Taste. »Modernisierst du nur Brautkleider oder entwirfst du auch neue?
Ich meine, ich weiß, für mich entwirfst du ein Original. Aber für die Normal-Sterblichen?«
    »Im Augenblick …« Langsam kaue ich am Ende des Schokoladencroissants. »Nur modernisierte Kleider.«
    »Klar. Wo notiere ich deine Termine?«
    Ich schiebe das schwarzlederne Notizbuch zu ihr hinüber, das auf Madame Henris Schreibtisch liegt. »Erst mal müssen wir reden, Tiffany, ich kann nicht …«
    Verächtlich mustert Tiffany das Notizbuch und schnauft: »Bloß nicht zu viel Hightech.« Dann schlägt sie es auf, ergreift einen Bleistift und drückt wieder auf die Halten-Taste. »Nur modernisierte Kleider. Okay. Nächste Woche, am zehnten um elf Uhr hätte ich einen Termin frei. Nein? Bitte, warten Sie einen Moment …«
    Allmählich glaube ich, es wäre gar keine so schlechte Idee, Tiffany zu engagieren. Außerdem hat sie ohnehin schon – nun ja, das Kommando übernommen.
    Und das ist gut. Sehr gut. Vielleicht sollte ich mir überlegen, wie ich sie später bezahlen soll.
    Ich mache mich auf den Weg ins Hinterzimmer. Da will ich nachsehen, was zu tun ist. Wenn ich mich endlich darauf konzentrieren und akzeptieren kann, dass Tiffany für mich arbeitet. Ach ja, meine Verlobung …
    Da bimmelt die Ladenglocke schon wieder, und meine beste Freundin Shari spaziert sichtlich verwirrt in den Laden.

    »O mein Gott!« Beinahe lasse ich meine Cola light fallen, als ich zu ihr laufe und sie umarme. »Ich bin ja so froh, dass du da bist!«
    »Ich habe deine Nachricht auf dem Anrufbeantworter gehört.« Neugierig schaut sie Tiffany an. »Ein Notfall. Deshalb dachte ich, es wäre besser, wenn ich in die Stadt fahre. Was ist denn so wichtig, dass du es mir persönlich sagen musst? Und was macht sie hier?«
    »Gehen wir!« Ich packe ihre Hand. »Das erzähle ich dir oben, in meinem Apartment. Tiffany, findest du dich zehn Minuten allein zurecht?«
    Verächtlich reckt sie ihren Mittelfinger hoch. »Madam, zweifellos ist Ihre Tochter ein schönes Mädchen. Aber Miss Nichols übernimmt nur alte Brautkleider, die sie aufarbeitet. Wenn Sie so etwas haben, kommen wir ins Geschäft. Wenn nicht, müssen Sie sich leider woanders um ein Brautkleid für Ihre Tochter bemühen. Ach, wirklich? Vielleicht sollten Sie mal Ihre Ausdrucksweise überdenken , Madam?«
    »Was macht sie hier?«, wiederholt Shari ungeduldig. »Was ist eigentlich los? Im Ernst, Lizzie, hoffentlich etwas Wichtiges. Ich habe nämlich Klienten, die womöglich sterben, während wir uns unterhalten. Und das meine ich wörtlich.«
    Da merke ich, dass die Ansprache, die ich mir für Shari zurechtgelegt habe – sie ist stets mein loyalster Fan – nicht eloquent genug wäre. Und so zeige ich ihr einfach meinen Ring.
    »Oh«, stöhnt sie, »mein Gott.«

EINE KURZE GESCHICHTE DER EHE
    Wenn man die Bräute in alten Zeiten schon nicht gewaltsam entführte, dann wurden sie zumindest verkauft und mit Gold, Ländereien oder sogar Vieh bezahlt. (Wie eine Kuh. Können Sie sich das vorstellen?)
     
    Viele Jahrhunderte lang war es allgemein üblich, die Kinder ranghoher Familien miteinander zu vermählen, um machtvolle Verbindungen einzugehen. Aber erst im Mittelalter wurden Gesetze erlassen, die religiöse Riten bei den
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