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Hoher Einsatz (German Edition)

Hoher Einsatz (German Edition)

Titel: Hoher Einsatz (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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mit.
    »Ich hätte gerne einen Kaffee und eine Zigarette«, begrüßte Olbrich die beiden Beamten, als sie das Verhörzimmer betraten. Er hing betont lässig auf seinem Stuhl, als wollte er die Tatsache überspielen, mit den Handschellen an die Rückenlehne gefesselt zu sein.
    »Darauf werden Sie eine Weile warten müssen.« Sie setzten sich dem Verdächtigen gegenüber. Oliver fixierte ihn. Andreas Olbrich erwiderte seinen Blick ohne ein Zeichen der Anspannung. Er klärte ihn über seine Rechte auf, was Olbrich nur ein leichtes Grinsen entlockte. »Haben Sie uns irgendetwas zu sagen?«
    Andreas Olbrich blickte theatralisch zur weiß getünchten Decke auf, bevor er das Gesicht verzog und den Kopf schüttelte. »Nicht, dass ich wüsste. Allenfalls eine Beschwerde wegen übertriebener Polizeigewalt.«
    Auf die Anspielung wollte und würde Oliver nicht eingehen. Eine erneute Anzeige wegen Widerstandes gegen Vollzugsbeamte würde er so oder so bekommen, und der Staatsanwalt war sich ziemlich sicher, dass ihm eine solche Ankündigung allenfalls ein weiteres Grinsen entlockt hätte. »Wir würden gerne mit Ihnen über gestern Abend reden. Über die Zeit zwischen neun und elf Uhr. Können Sie uns sagen, wo Sie sich aufgehalten haben?«
    Olbrich zuckte mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck die Schultern. »Zu Hause, nehme ich an.«
    »Und nehmen Sie auch an, dass Sie allein waren?«
    »Selbstverständlich.«
    Das konnte heiter werden. Wenigstens hatten sie die Gelegenheit, ohne Anwalt mit ihm zu reden. »Können Sie sich daran erinnern, wann Sie zum letzten Mal im Industriepark Ost waren?«
    »Wo?«
    »Industriepark Ost«, wiederholte Jennifer Leitner. »Die örtliche Diskothek befindet sich dort und eine Tankstelle an der Bundesstraße.«
    »Ach so, da.« Wieder verzog er das Gesicht zu einer Maske aus Desinteresse. »Keine Ahnung. Ist wohl schon länger her.«
    Oliver tauschte einen kurzen Blick mit der Kommissarin, bevor er sich vorbeugte und sagte: »Sie haben eine interessante Zeitwahrnehmung, Herr Olbrich. Denn meinen Informationen zufolge waren Sie gestern Abend in eben jenem Industriegebiet.«
    »Wer sagt das?«
    »Die Frau, die Sie angegriffen und vergewaltigt haben.«
    Andreas Olbrich blickte die Beamten einen Moment lang an, dann brach er in Gelächter aus. »Ich soll
was
getan haben?«
    Oliver spürte, wie Zorn in ihm hochstieg. Äußerlich blieb er jedoch vollkommen ruhig. »Sie wissen sehr genau, was Sie gestern Abend getan haben. Die Beschreibung der Zeugin hat uns direkt zu Ihnen geführt.«
    »Aha. Und dann haben Sie meine Akte gelesen und gedacht, der war’s.«
    »Die Tat passt doch zu Ihnen, oder nicht?«
    »Das könnte ich Ihnen sagen, wenn ich irgendetwas von dem getan hätte, was mir die Bullen anhängen wollten. Und dann auch nur, wenn Sie mir einige Details nennen würden.«
    »Sie wollen Details?«, fragte Jennifer und zog ein paar Fotos aus der Mappe, die vor ihr auf dem Tisch lag. »Vielleicht helfen Ihnen ja diese Aufnahmen auf die Sprünge.«
    Sie legte ein Bild nach dem anderen vor ihm auf dem Tisch ab, während sie weitersprach. Es waren Fotos der Verletzungen an Julia Ahrens’ Hals, ihrem Kopf, ihren Armen und Oberschenkeln, ohne explizite Stellen zu zeigen oder die Identität des Opfers preiszugeben.
    »Sie haben eine junge Frau in einer Gasse in der Nähe der Tankstelle auf deren Heimweg angegriffen, mit einer Bierflasche niedergeschlagen, sie mit dem abgebrochenen Flaschenhals bedroht, sie mit Ihrem Gürtel gefesselt und sie anschließend brutal vergewaltigt. Diese Vorgehensweise sollte Ihnen bekannt vorkommen.«
    Olbrich lächelte noch immer. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, nicht einmal durch die Aufnahmen, auf die er hinabsah. Weder wandte er sich angewidert ab, noch zeigte er Anzeichen von Erregung. »Das war nicht ich. Ich war den gesamten Abend zu Hause.«
    »Daran haben wir Zweifel, Herr Olbrich«, erwiderte der Staatsanwalt. »Denn ich bin überzeugt, dass Sie alle Taten begangen haben, derer Sie in der Vergangenheit bezichtigt wurden. Der einzige Unterschied ist, dass Sie die Frauen bisher mehr oder weniger gut kannten. Die Tat gestern Abend war vermutlich eine Kurzschlussreaktion. Wissen Sie, wir sind gerade dabei, die Videobänder der Diskothek und der Tankstelle, bei der diese junge Frau arbeitet, auszuwerten. Ich denke, dass wir Sie irgendwo darauf finden werden.«
    »Sie haben eine blühende Phantasie. Und selbst wenn es so wäre, würde das doch nur beweisen,
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