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Hoher Einsatz (German Edition)

Hoher Einsatz (German Edition)

Titel: Hoher Einsatz (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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und auf das Dach fuhren, dann, wie die Autotüren aufgingen. Mit einer Geste bedeutete sie den Kollegen, zurückzubleiben. Es hatte keinen Sinn, Olbrich noch mehr unter Druck zu setzen.
    Ohne die Kommissarin aus den Augen zu lassen, kletterte Olbrich über die Mauer. Er lockerte zwar den Griff um Julia Ahrens’ Oberkörper, doch die Klinge blieb an ihrem Hals. »Beweg dich!«, zischte er der jungen Frau zu. »Über die Brüstung!«
    »Das ganze Gebäude ist umstellt!«, rief Jennifer, die erkannte, dass er vorhatte, mit seiner Geisel über das Baugerüst zu fliehen. »Sie können nirgendwo mit ihr hin!«
    »Das werden wir ja sehen! Sie ziehen lieber ab und lassen mich gehen, sonst steche ich das Miststück ab oder schmeiße sie vom Gerüst!«
    »Das ist …«
    »Fresse!«
    Jennifer verstummte. Er war in die Enge getrieben und verzweifelt. Der gehetzte Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass er durchaus tun würde, was er ankündigte.
    Auch Julia Ahrens gehorchte. Sie versuchte, auf die Brüstung zu kommen, ohne sich noch stärker an der Klinge zu verletzen. Der Kragen ihres Shirts war bereits tiefrot gefärbt.
    Olbrich ging es offenbar nicht schnell genug. Er ließ das Messer etwas sinken, griff nach dem Stoff von Julia Ahrens’ Pullover und begann, sie über die Mauer zu zerren. Trotzdem bot er Jennifer keinerlei Angriffsfläche.
    Aber er war abgelenkt.
    Es war die Chance, auf die Oliver Grohmann gewartet hatte, der sich zuvor vorsichtig auf dem obersten Stockwerk des Baugerüsts, verdeckt von der Brüstung, Olbrich und Julia Ahrens genähert hatte.
    Jennifer, die gar nicht bemerkt hatte, dass er nicht mehr im Wagen oder in ihrer Nähe war, war vollkommen überrascht. Sie konnte nicht reagieren.
    Grohmann bekam Olbrichs Waffenarm zu fassen und riss ihn nach hinten und von seinem Opfer fort.
    Julia Ahrens fiel von der Mauer und stürzte auf den grauen Beton des Daches.
    Die beiden Männer verschwanden hinter der Brüstung.
    »Bist du eigentlich vollkommen verrückt geworden?«, rief Jennifer Leitner wütend aus, als Oliver Grohmann weit nach Mitternacht endlich in ihrem Büro erschien. Sie musterte ihn nur kurz, konnte aber unter dem Anthrazitgrau seines Hemdärmels nur das Weiß eines Verbandes durchschimmern sehen. »Du hättest im Auto bleiben sollen! Was hattest du auf diesem verdammten Gerüst verloren?«
    Er hob beide Hände zu einer beschwichtigenden Geste, was ihm offensichtlich Schmerzen bereitete, wie sie mit einer Mischung aus Genugtuung und Sorge feststellte. »Ich habe getan, was ich für das Beste hielt. Aber schön zu wissen, dass du mit meinem Vorgesetzten einer Meinung bist.«
    Wie war er überhaupt auf diese idiotische Idee gekommen? »Du hast den gesamten Einsatz und das Leben einer Zeugin gefährdet!«
    Ihre Wut war durchaus echt, trotzdem schien sie ihn eher zu amüsieren. »Ihr Leben war doch längst in Gefahr. Außerdem habe ich sie gerettet, falls du es nicht gemerkt haben solltest.«
    »Darauf solltest du lieber nicht stolz sein! Es ist ein Wunder, dass diese Aktion nicht nach hinten losgegangen ist. Du bist mit Olbrich fast von diesem dämlichen Gerüst geflogen! Du hast nur ein paar Schnitte abgekommen … Er hätte dir das verdammte Messer aber genauso gut in den Hals rammen können!«
    »Hätte er, hat er aber nicht.« Unwillkürlich musste Oliver Grohmann grinsen. »Deine Sorge um mich in Ehren, aber ich warte noch immer auf ein Dankeschön.«
    »Darauf kannst du lange warten.«
    »Dann erzähl mir wenigstens, was in der Zwischenzeit passiert ist.«
    »Julia Ahrens ist in der Klinik und wird dort wohl ein paar Tage bleiben. Andreas und Frederik Olbrich verweigern weitestgehend die Aussage. Aber der liebe Freddie hat sich verplappert, so dass wir inzwischen wissen, wie er Julia Ahrens überhaupt finden konnte.«
    »Das Rätsel ist gelöst?« Oliver war überrascht.
    »Er musste nur die Tankstelle aufsuchen, wo sie arbeitet. Der Neffe des Chefs ist ein zugekiffter Vollidiot. Er hat ihre Daten einfach rausgegeben, als Frederik behauptet hat, er sei ein Freund.«
    »Das haben die beiden nicht zum ersten Mal abgezogen, oder?«, hakte Oliver nach.
    »Ich denke nicht. Die Kollegen in Hanau werden ein paar Fälle aufrollen müssen. Die beiden dürften sich schon öfter gegenseitig geholfen haben.«
    »Eine schrecklich nette Familie.«
    Einige Sekunden lang sahen sie sich nur stumm an.
    Dann fragte der Staatsanwalt ernst: »Alles in Ordnung?«
    In einer anderen Situation hätte ihr diese
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