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Hoher Einsatz (German Edition)

Hoher Einsatz (German Edition)

Titel: Hoher Einsatz (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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Wieso hat sie sich nicht beim psychologischen Dienst gemeldet? Warum schluckt sie mehr Tabletten als vorgeschrieben?!«
    Der Staatsanwalt seufzte leise. »Es ist nicht ihre Schuld.«
    Jennifer schüttelte den Kopf. Natürlich war es nicht Julia Ahrens’ Schuld. Sie hatte vollstes Verständnis für die junge Frau, aber sie war auch verdammt wütend über die verpatzte Gegenüberstellung. »Wir hätten diesen Termin verschieben müssen. Ich hätte erkennen müssen, dass sie viel zu verstört ist! Ich hätte die Geschichte mit dem Typen vor ihrer Wohnung ja beinahe selbst geglaubt!«
    »Aber das ist unmöglich«, erinnerte Oliver Grohmann ruhig.
    »Ja, natürlich ist es unmöglich!«, rief sie, als habe er diesen Punkt in Frage gestellt. Sie stand von ihrem Stuhl auf, trat ans Fenster und starrte gereizt in den grauen Dezemberhimmel.
    »Wir hatten keine andere Wahl, Jennifer. Der Untersuchungsrichter und der Anwalt haben auf diesen Termin gedrängt. Wir können froh sein, dass Julia Ahrens’ Zusammenbruch als noch nicht erfolgte Aussage gewertet wurde und damit die Gegenüberstellung noch nicht vom Tisch ist. Sein Verteidiger räumt uns sogar noch eine Gnadenfrist ein.«
    »Die verstreichen wird! Falls Julia Ahrens doch noch eine Aussage macht, dann allenfalls, dass sie sich nicht sicher ist! Sind wir doch mal realistisch, wenn sie bei der nächsten Befragung nicht seine Nummer ohne weiteres Zureden ausspuckt, hat das Ganze vor Gericht keinerlei Bestand! Morgen früh wird Olbrichs Anwalt einen Haftprüfungstermin beantragen, und wir werden mit leeren Händen dastehen! Und Olbrich kommt erneut davon! Wir haben keine Beweise, keinen einzigen!«
    »Ich weiß.«
    »Dieser Bastard ist eine tickende Zeitbombe! Das war kein Zufallsverbrechen. Er rasiert sich, er kontrolliert die Kondome. Was glaubst du denn, was geschieht, wenn wirklich mal eins platzt und er DNS hinterlassen könnte? Dann schließt sich sein Gürtel um den Hals seines Opfers und nicht nur um dessen Handgelenke! Dieser Dreckskerl ist zu allem fähig!«
    »Auch das ist mir bewusst.«
    »Und warum stehst du dann da, die Ruhe in Person, und tust einfach … nichts?«
    Oliver hob beide Hände zu einer beschwichtigenden Geste. »Weil ich denke, dass es keinen Sinn hat, die wenige Zeit, die uns bis zur Freilassung von Olbrich bleibt, damit zu verbringen, sich aufzuregen.«
    Sie warf ihm einen bösen Blick zu, sagte aber nichts mehr. Wieder einmal gelang es ihm, sie allein durch seine ruhige und besonnene Art auf den Boden zurückzuholen. »Und was schlägst du vor?«
    »Dass wir uns hinsetzen, alles noch einmal durchgehen und uns überlegen, welche Optionen wir haben.«
    »Also schön.« Sie setzte sich tatsächlich hin und wartete, bis er ihr gegenüber am Schreibtisch ihres erkrankten Partners Platz genommen hatte. »Indizien und Beweise haben wir keine. Zeugen haben wir keine. Das Opfer ist nicht in der Lage zu einer Identifizierung. Was bleibt noch?«
    »Wir haben eine ziemlich gute Theorie über den Ablauf des Abends. Wir wissen, dass Olbrich in der Diskothek war.«
    »Was nichts beweist.«
    »Er ist einigen Frauen zu nahe gekommen und ist rausgeflogen. Das könnte ein Motiv sein. Frustration.«
    »Ein Motiv, für das wir keinen eindeutigen Beweis haben. Wir haben keine der Frauen, und die Rausschmeißer können ihn nicht eindeutig identifizieren.«
    »Er hat sein Bier in der Tankstelle gekauft.«
    »Anfechtbar. Die Qualität der Videos ist so mies, dass darauf niemand zu erkennen ist. Dass die Tankstelle im Umkreis die einzige Bezugsquelle ist, lässt kein Richter gelten. Und Julia Ahrens hat ihn mit seiner und nicht mit ihrer Arbeitsstelle in Verbindung gebracht.«
    »Diese Tankstelle versorgt sämtliche Diskobesucher mit vergleichsweise billigem Alkohol. Die Aufzeichnungen zeigen das Gedränge. Es wundert mich nicht, dass er ihr bei diesem Stress zuvor nicht aufgefallen ist.«
    »Trotzdem anfechtbar«, widerholte Jennifer.
    Oliver Grohmann verstummte und lehnte sich mit einem Seufzen zurück, mit dem er seine Niederlage eingestand. Einige Minuten vergingen schweigend. »Welchen Eindruck hast du von Olbrich? Von seiner Persönlichkeit?«, fragte er schließlich.
    Jennifer wusste nicht, worauf er hinauswollte, antwortete aber trotzdem. »Er ist überheblich, glaubt, er sei unantastbar. Und er ist ein Kontrollfreak.«
    Der Staatsanwalt nickte. »Er braucht die absolute Kontrolle und was die Indizienbeweise angeht, hat er sie offensichtlich.«
    »Das Einzige,
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