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Hoher Einsatz (German Edition)

Hoher Einsatz (German Edition)

Titel: Hoher Einsatz (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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neue Situation ergeben, die wir gerne mit Ihnen besprechen würden. Hier vor Ort. Können Sie das einrichten?«
    »Was für eine Situation?«
    »Das würden wir gerne persönlich mit Ihnen besprechen. Und das am besten innerhalb der nächsten Stunde.« Er zögerte ziemlich lange, so dass Jennifer hinzufügte: »Ihr Mandant möchte, dass Sie hierherkommen. Wir wollen ihm entgegenkommen, aber das auch nur, wenn wir uns noch vor morgen früh einig werden.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis er antwortete. »Kann ich mit meinem Mandanten sprechen?«
    Jetzt war es an ihr, zu zögern. Wenn sie vorankommen wollten, musste sie ihm das aber wohl oder übel gestatten. Sie reichte Olbrich das Handy. »Machen Sie es kurz.«
    »Sie müssen herkommen, Mann!« Olbrich lauschte einige Sekunden lang. »Hier läuft eine ganz kranke Scheiße ab, mit dieser Zeugin. Sie wird angeblich gegen mich aussagen! Die behaupten, ich bekäme Sicherheitsverwahrung!«
    Erneut hörte er seinem Anwalt zu. »Das habe ich denen auch schon gesagt, aber die glauben mir nicht, sondern nur diesem Flittchen!« Die Antwort seines Verteidigers fiel länger aus. »Ja, verstehe, in Ordnung, ja.« Er legte auf und gab Jennifer ihr Handy zurück.
    »Und?«
    Olbrich wirkte zerknirscht. »Er sagt, er kann es definitiv nicht vor morgen früh einrichten. Wenn Sie mich fragen, ist der Penner betrunken!«
    Eine Einschätzung, die Jennifer aufgrund der merkwürdigen Reaktionen des Anwalts sogar teilte. Ebenso wie Olbrichs Zorn deswegen. Sie sah Oliver an. Es war seine Entscheidung. Und die fiel ihm offensichtlich alles andere als leicht. Er blickte mehrere Sekunden lang auf Andreas Olbrich hinunter, bevor er sich umdrehte und die Tür öffnete. »Letzte Möglichkeit, auf Ihren Verteidiger zu verzichten und sich zu retten.«
    Doch Olbrich schüttelte nur den Kopf.
    Julia schreckte hoch, als es an ihrer Wohnungstür klingelte. Sie war offensichtlich auf dem Sofa eingeschlafen, wo sie sich in ihre Decke eingewickelt und ein langweiliges Snooker-Spiel auf einem Sportkanal verfolgt hatte.
    Das Klingeln erzeugte gemischte Gefühle in ihr, bedeutete es doch, dass jemand direkt vor ihrer Wohnungstür stand. Aber zu ihrer wachsenden Angst gesellte sich überraschenderweise auch Wut.
    Wahrscheinlich schon wieder die Polizei. Jennifer Leitner, die versuchen wollte, auf sie einzureden. Dass sie eine Aussage machen, einen Psychologen aufsuchen solle. Dabei hatte dieses Miststück keine Ahnung, was sie im Moment durchmachte! Und jetzt wagte sie es auch noch, erneut bei ihr aufzutauchen!
    Julia warf die Decke von sich und stapfte zur Tür. Sie hatte die Hand bereits nach der Kette ausgestreckt, als sie erschrocken innehielt. War sie denn vollkommen verrückt geworden? Sie konnte doch nicht einfach so die Tür öffnen!
    Wut war ihr im Moment zwar die weitaus willkommenere Empfindung, führte aber offenbar dazu, dass ihr Verstand aussetzte.
    Es klingelte wieder.
    »Wer ist da?«, rief sie und nahm sich vor, noch in dieser Woche eine Kamera und eine Gegensprechanlage zu installieren. Den Vermieter davon zu überzeugen, zukünftig die Haustür verschlossen zu halten, war ebenfalls einen Versuch wert.
    »Mein Name ist Liebel. Ich bin Psychologe. Die Polizei hat mich gebeten, mich bei Ihnen zu melden.«
    Sie zuckte beim Klang der männlichen Stimme zusammen. Beinahe hätte sie ihm vollkommen unbedarft die Tür geöffnet! Einem Wildfremden! Doch die Erwähnung der Polizei entfachte auch sofort wieder ihren Zorn. »Sie können Frau Leitner ausrichten, dass sie mich in Ruhe lassen sollen! Allesamt! Verschwinden Sie!«
    »Es tut mir wirklich leid, aber das werde ich nicht tun. Sie brauchen dringend meine Hilfe!« Er näselte ziemlich stark, als ob er Schnupfen hätte.
    »Auf Ihre Hilfe verzichte ich!«
    »Bitte … Geben Sie mir die Möglichkeit für ein kurzes Gespräch. Wenn Sie dann immer noch nicht meine Hilfe wollen …«
    Julia war hin und her gerissen. Sie wollte ihm nicht die Tür öffnen, doch plötzlich und unerwartet überkam sie die Sehnsucht nach einem Gespräch mit einem Menschen, der sie vielleicht verstehen könnte. Trotzdem zögerte sie noch immer.
    Sie konnte ihn jederzeit wieder rauswerfen. Zehn Minuten, die konnte sie ihm geben, wenn es denn sein musste und sie anschließend wieder ihre Ruhe hatte. »Weisen Sie sich aus! Ich will Ihren Ausweis sehen! Unter der Tür durch!«
    »Ich habe nur eine Visitenkarte dabei.« Er schob sie zu ihr herüber.
    Es war eine professionell
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