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Hoher Einsatz (German Edition)

Hoher Einsatz (German Edition)

Titel: Hoher Einsatz (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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übermüdet und enttäuscht. Niederlagen einzugestehen fiel ihr grundsätzlich schwer.
    »Nichts?«, hakte Oliver nach.
    »Ja, nichts.« Sie machte Anstalten, die Tür zu öffnen und auszusteigen, erstarrte jedoch mit der Hand am Griff.
    Ihr Blick war auf eine großflächige Werbeanzeige an der Wand des Supermarktes gefallen. Ein namhaftes Pharmaunternehmen warb für ein Erkältungsmittel. Zwei Frauen mit kurzen, blonden Haaren lächelten ihr entgegen.
    Zwillinge.
    Jennifer spürte, wie sich ein kalter Klumpen in ihrer Magengegend zusammenballte, als sie an Julia Ahrens und ihre Schilderung des Mannes auf der Straße dachte. So realistisch hatte sie die Situation geschildert, dass Jennifer die Geschichte beinahe geglaubt hätte, das hatte sie zu Oliver gesagt.
    Doch was, wenn es gar keine Geschichte, gar kein Traum gewesen war? Wenn sie die Möglichkeit, dass Julia Ahrens bedroht worden war, viel zu schnell abgetan hatte?
    Ein Doppelgänger hätte das bewerkstelligen können. Oder jemand, der Olbrich verdammt ähnlich sieht.
    Es gab ganz klar Argumente, die dagegen sprachen, doch als sie jetzt ihrer Fantasie ein wenig Freiheit gewährte, kamen ihr einige Szenarien in den Sinn, die im Bereich des Möglichen lagen. Und die Konsequenzen waren mehr als nur beunruhigend.
    Sie hatten Olbrich extrem stark zugesetzt, sie hatten ihn in die Enge getrieben. Und dennoch war er nach dem Telefonat entspannt gewesen … Ganz so, als ob er genau wüsste, dass er sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte.
    »Jennifer?«, fragte Oliver besorgt.
    Anstatt ihm zu antworten, zog sie ihr Handy aus der Hosentasche. Welche Nummer hatte sie vorhin auf Olbrichs Geheiß hin angerufen? Mit wem hatte sie gesprochen? Mit Caspari? Oder mit Olbrichs Komplizen?
    Sie drückte die Kurzwahl der Einsatzzentrale, um die Nummer überprüfen zu lassen. Während die Verbindung aufgebaut wurde, fiel ihr Blick erneut auf die Werbetafel. Und sie änderte ihren Plan.
    Es schien ewig zu dauern, bis sich die diensthabende Beamtin meldete.
    Jennifer rasselte ihre Identifizierung herunter. »Ich brauche eine Information über den Beschuldigten Andreas Olbrich. Ich muss wissen, ob er einen Bruder hat.«
    Die Antwort, die die Beamtin wenig später den Systemen entlockte, gefiel ihr nicht.
    Er hatte einen Bruder. Einen Bruder, der ihrem Beschuldigten zum Verwechseln ähnlich sah.
    Mit einem Strafregister, das keinen Zweifel ließ: Frederik Olbrich war wesentlich gefährlicher als der Mann, der derzeit in der JVA saß.
    Nur wenige Minuten später bogen sie in die Straße ein, in der Julia Ahrens wohnte. Jennifer hatte sich eigentlich vorgenommen, endlich einmal die Vorschriften zu beachten und brav zu warten, bis die beiden Streifenwagen eintrafen, die nicht viel länger als sie zur Adresse des Opfers brauchen würden, doch die Situation vor Ort machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
    »Verdammt, siehst du das da vorne?«, fragte Oliver alarmiert.
    Sie sah es. Das Auto, das direkt vor der Haustür im Halteverbot parkte. Die beiden Gestalten, die gerade aus dem Haus gekommen waren. Einem zufällig heranfahrenden Autofahrer wäre es niemals aufgefallen, doch die beiden Ermittler konnten sehen, dass die größere von beiden die andere Person in den Wagen stieß. Dann war sie nicht mehr zu sehen.
    Vermutlich hatte Olbrichs Bruder Julia Ahrens dazu gezwungen, sich auf die Rückbank oder den Boden zu legen. Er hantierte noch schnell mit irgendetwas, vermutlich mit einer Decke, dann umrundete er das Fahrzeug und stieg ein. Die Frontlichter des Wagens flammten ihnen entgegen.
    »Wir müssen ihm folgen!«
    »Nur mit der Ruhe.« Jennifer fuhr weiter, ohne abzubremsen. Trotzdem schien sich die Zeit zu dehnen, als sie den Wagen passierten. Sie sah den Fahrer nicht an, erlaubte sich nur einen Blick aus dem Augenwinkel heraus.
    Frederik Olbrich starrte zu ihnen herüber, aufmerksam und angespannt.
    Was auch immer sie verraten hatte, Jennifer sah die Erkenntnis in seinen Augen den Bruchteil einer Sekunde, bevor Olbrich mit heulendem Motor Gas gab und losraste.
    »Scheiße!«
    »Schau, wo er abbiegt. Ich muss wenden!«
    »Wo willst du denn hier wenden? Es ist viel zu eng!«
    Sie antwortete nicht und trat das Gaspedal durch. Der Wagen schoss vorwärts. Bis zur nächsten Kreuzung war es zu weit. Doch auf der Straße lag noch immer angetauter Schneematsch.
    »Links, er biegt nach links ab!«
    Jennifer schlug das Lenkrad scharf ein und zog die Handbremse. Das Auto schleuderte herum
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