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Hoher Einsatz (German Edition)

Hoher Einsatz (German Edition)

Titel: Hoher Einsatz (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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gestaltete Karte. Der Name stimmte. »Warten Sie einen Moment.« Julia dachte daran, Jennifer Leitner anzurufen, um sie zu fragen, ob sie ihr diesen Typen tatsächlich geschickt hatte. Aber dann würde die nur wieder auf sie einreden, sie sollte mit dem Psychologen sprechen und sich ihm öffnen. Das konnte sie nun wirklich nicht auch noch gebrauchen!
    Ein letztes Mal musterte sie die Visitenkarte. Dann legte sie die Kette zurück und schloss die Tür auf.
    Julia hatte sie noch keinen Spalt breit geöffnet, als sie ihr entgegenflog, sie mit voller Wucht traf und zurück in ihr Apartment und zu Boden schleuderte. Ihre Sicht war verschwommen. Sie blinzelte, doch die dunkle Gestalt, die über ihr aufragte, gewann nur langsam Konturen.
    Julia wollte schreien, doch es kam nur ein erstickter Laut aus ihrer Kehle, als sich seine Hand in ihre Haare krallte und er sie daran hochzog. Die Schmerzen waren fast unerträglich, doch nichts war schlimmer als ihre Angst.
    Wieder schleuderte er sie zu Boden, und sie krachte gegen die Küchenzeile. Noch bevor die neuerliche Schmerzwelle verebben konnte, war er über ihr. Sie sah das Messer aufblitzen, bevor sie spürte, wie sich die Spitze wenige Millimeter in ihren Bauch bohrte.
    Sein Atem schlug ihr ins Gesicht. Er roch nach Zwiebeln, Knoblauch und ungeputzten Zähnen. »Ich dachte eigentlich, dass wir eine Abmachung getroffen hätten, du dämliche Hure! War mein letzter Besuch noch nicht deutlich genug?!«
    Wie paralysiert starrte sie ihn an.
    Er zog das Messer zurück und ließ die Klinge langsam vor ihren Augen hin und her wandern. »Soll ich dich aufschneiden? Abstechen wie ein Stück Schlachtvieh? Oder dich nochmal ficken? Willst du das?«
    Noch immer brachte sie keinen Ton heraus. Doch offenbar schien sie irgendeine Reaktion zu zeigen, die sie selbst überhaupt nicht mehr wahrnahm, denn er sagte: »Das habe ich mir gedacht.« Die Messerspitze näherte sich ihren Augen. »Halt deine Fresse, wie vereinbart, Schätzchen, oder ich komme wieder. Und das ist dann das letzte Mal.«
    Er ließ sich zurück auf die Fersen sinken. Julia dachte schon, dass er aufstehen und gehen würde, doch er musterte sie nachdenklich. Dann trat plötzlich ein kaltes Grinsen in sein Gesicht. »Aber eigentlich hast du schon viel zu viel Ärger gemacht. Selbst wenn du beim Leben deiner Mutter schwören würdest, ich kann dir nicht vertrauen. Besser, du verschwindest in der Versenkung. Für immer und ewig.«
    Die Rückfahrt gab Jennifer Gelegenheit, die vergangenen Stunden erneut an sich vorüberziehen zu lassen. Ein unbefriedigender Zeitvertreib, weil sie vor dem nächsten Morgen nichts mehr tun konnte. Sie konnten Olbrichs Verteidiger noch einmal die Mär von Julia Ahrens’ Aussage erzählen und hoffen, dass er anbiss. So richtig daran glauben konnte sie aber nicht.
    Was letztlich auch an Andreas Olbrichs Reaktion lag. Er war wütend gewesen, aufgeregt und beunruhigt. Oliver hatte ihm erfolgreich Angst gemacht, und als sich abzeichnete, dass sein Anwalt nicht mehr kommen würde, hatte sie bereits geglaubt, dass er jeden Moment nachgeben, auf anwaltlichen Beistand verzichten und gestehen würde.
    Bis zu diesem verdammten Telefonat. Was hatte Caspari seinem Mandanten gesagt, das ihn derart beruhigt hatte? Wieso hatte das Gespräch mit seinem Verteidiger Olbrich entspannt, obwohl der ihn für ein mutmaßlich seichtes Vergnügen hängen ließ?
    Jennifer verstand es nicht. Sie war während ihrer Laufbahn zwar schon auf mehr als einen Juristen getroffen, der selbst noch im zugedröhnten Zustand kleine Wunder vollbrachte, aber Caspari hatte sie bisher keinesfalls dazu gezählt.
    Irgendetwas an der ganzen Geschichte störte sie mehr, als ihr lieb war. Doch sie bekam ihre eigenen Zweifel nicht richtig zu fassen.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich noch kurz da vorne beim Supermarkt halte?«, fragte sie, als sie wenige hundert Meter vor ihnen am Straßenrand das beleuchtete Schild eines Rewe-Marktes entdeckte. »Dauert nicht lange.«
    Der Staatsanwalt nickte grinsend. »Lebt Gaja mal wieder von Thunfisch?«
    »Ich verweigere die Aussage.«
    Jennifer bog auf den Parkplatz ein, stellte den Motor ab, blieb aber sitzen und starrte aus dem Fenster.
    Oliver musterte sie von der Seite. »Was ist los?«
    Wenn sie diese Frage nur einfach beantworten könnte. Was störte sie so sehr? Warum hatte sie das Gefühl, irgendetwas Wichtiges übersehen zu haben? »Nichts, ich weiß auch nicht …«
    Vielleicht war sie einfach nur
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