Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
verstummt.
    Schritte näherten sich der Tür. Ignatius wollte nicht als neugierig gelten, er trat deshalb etwas zurück und tat so, als hätte er sich interessiert das Gestänge der Eisenlampen angeschaut, die von der Decke hingen.
    »Sie können hineingehen, Father«, sagte die Reibeisenstimme.
    Ignatius drehte sich um. Ihm fiel auch das Lächeln der Nonne auf. Es war wissend, sogar geheimnisvoll, aber er dachte nicht weiter darüber nach, sondern drückte die Tür mit der flachen Hand nach innen und lauschte dem leisen Schleifgeräusch.
    Behutsam schloß er die Tür wieder, schaute nach vorn und sah am Rande des Lichtkreises, der von einer Schreibtischleuchte abgegeben wurde, eine hochgewachsene Gestalt stehen, die eine Kutte trug und Ignatius den Rücken zudrehte.
    Sehr langsam drehte sich die Gestalt um. Gleichzeitig hob sie den rechten Arm. Die Finger faßten in den Kuttenstoff, den sie vom Kopf zog.
    Die Kapuze fiel in dem Augenblick nach hinten, als die Äbtissin die Drehung vollendet hatte.
    Nein, ein Irrtum. Es war keine Äbtissin oder ehrwürdige Mutter. Jetzt wußte Ignatius auch, weshalb die Nonne so gelächelt hatte, denn vor ihm stand ein Mann…
    ***
    Der Mönch schluckte, denn es hatte ihm wirklich die Sprache verschlagen. Damit hätte er nicht rechnen können, und die Überraschung spiegelte sich auf seinem Gesicht nieder.
    Father Ignatius kannte den Mann nicht, der jünger war als er und glatte, schwarze Haare hatte, die prima zu dem schmalen Gesicht mit der leicht gekrümmten Nase paßten. Außerdem machte der Fremde nicht gerade den Eindruck eines Mannes, der in einem abgeschiedenen, weltfremden Kloster lebte. Dieser Typ kannte das Leben in all seiner Bandbreite, den Blick hatte Ignatius.
    Der Fremde lächelte. »Sie sind überrascht, Bruder?«
    »Ja, das kann man sagen.« Ignatius überlegte. Nicht einmal anhand der Kutte ließ sich ausmachen, zu welchem Orden dieser Besucher zählte.
    Sie war von einem schlichten Grau.
    Kein Zeichen wies daraufhin, welchen Orden dieser Mann als seine Heimat betrachtete.
    Auch die Schritte der Nonne waren nicht mehr zu hören, und der Fremde bot Ignatius einen Platz an. »Warum setzen wir uns nicht, Bruder? Im Sitzen redet es sich ungezwungener.«
    »Bitte, wenn Sie möchten.« Ignatius ärgerte sich über seine steife Antwort, die einmal mehr seine Unsicherheit zeigte. Er kam sich vor wie jemand, der am Rand des tiefen Wassers steht, darauf wartet, hineingeworfen zu werden, ohne schwimmen zu können. Dieser Fremde war ein Fixpunkt seines weiteren Schicksals.
    Das Büro gehörte der Äbtissin. Ob der trennende Vorhang schon immer den Raum geteilt hatte, wußte Ignatius nicht. Bevor er vor einem schlichten Holzschreibtisch seinen Platz einnahm, streifte er den Vorhang mit einem schnellen Blick, ohne dabei eine Veränderung festzustellen.
    Der Fremde setzte sich ihm gegenüber. Zwischen ihnen lag die Platte mit der Schreibtischunterlage, darauf stand auch ein Telefon. Ansonsten war der Schreibtisch leer. Nicht einmal ein Bleistift oder ein Kugelschreiber waren zu sehen.
    »Ich möchte einen Vorteil, den ich Ihnen gegenüber habe, ausgleichen«, begann der Mann. »Ich kenne Sie, Bruder, aber Ihnen ist mein Name unbekannt.«
    »Das stimmt.«
    »Es wird sich ändern. Ich darf mich Ihnen vorstellen. Ich bin Monsignore Bentini.«
    Father Ignatius reagierte nicht. Er hatte sich nur bis gegen die harte Lehne zurückgedrückt. Nein, der Name sagte ihm nichts, deshalb hob er auch die Schultern und lächelte entschuldigend.
    »Es ist schon richtig, daß Sie mich nicht kennen, aber Sie sind mir bekannt. Es hat sich bis zu uns herumgesprochen, daß man Sie als außergewöhnlich bezeichnen kann, Bruder.«
    Ignatius nickte. »Bis zu uns«, sagte er leise. »Darf ich es so verstehen, daß es dabei um Rom oder den Vatikan geht.«
    »Ja, das dürfen Sie.«
    Ignatius räusperte sich. Er dachte plötzlich an seinen Koffer, er dachte auch an den Abschied aus dem Kloster St. Patrick. Man hatte ihm kaum Informationen gegeben, viel wußte er jetzt auch nicht, nur konnte er sich vorstellen, daß er dieses Land bald verlassen würde, weil man im Vatikan auf ihn aufmerksam geworden war. Begeistert konnte er davon nicht sein. Das war einfach furchtbar, in die Verwaltungsmaschinerie hineinzugeraten. Er dachte an die Intrigen, die es dort gab, auch an die skandalösen Vorgänge der letzten Jahre, die durch die Presse gegangen und über die auch Bücher geschrieben worden waren. Der Vatikan und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher