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Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit
Autoren: Jason Dark
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sonst, nicht einmal erleichtert, wohl aber etwas gespannter. Das mußte sein Gegenüber bemerkt haben, denn er griff in die Tasche und holte eine flache Flasche hervor. Er hielt sie hoch und gegen das Licht. »Es ist bester alter Cognac«, sagte er leise. »Ich denke, wir haben jetzt einen Grund gefunden, uns ein Gläschen zu genehmigen.«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Es muß sein.«
    Zwei kleine Silberbecher brachte Bentini ebenfalls zum Vorschein und füllte sie. Er schob einen über den Schreibtisch hinweg auf Ignatius zu, der ihn nahm und hochhob.
    »Trinken wir darauf, daß wir das Böse in seine Schranken weisen können«, sagte Bentini. »Es zu besiegen, wird uns leider kaum gelingen, aber es soll uns nicht mehr quälen und weitere Menschen in seinen höllischen Schlund reißen.«
    »Ich werde mich bemühen.«
    Beide Männer tranken, und Ignatius mußte sich eingestehen, daß ihm der Cognac gut tat. Er wärmte ihn durch, er war wie ein Strom, der in seinen Magen rann und auch noch die letzte Kälte vertrieb.
    »Gut, nicht wahr?«
    »Kann man sagen.«
    Bentini stellte den Becher weg. Er lächelte dabei versonnen.
    »Das Destillat stammt aus den Kellern des Vatikans. Auch dort versteht man zu leben.«
    »Das ist hinreichend bekannt.«
    Bentini lachte wieder. »Gut, daß Sie es sagen. Sie werden ihn ja kennenlernen, doch Sie werden nicht nur dort wohnen, denn unsere Agenten werden in der gesamten Welt eingesetzt. Wir beobachten alles. Von der Politik bis hin zu einfachen Menschen. Wir besitzen ein hervorragendes Archiv, und ich kann Ihnen versichern, daß wir Sie gut einlernen, damit Sie es beherrschen. Das jedoch sind Nebensächlichkeiten, uns kommt es einfach auf andere Dinge an.«
    »Sprechen Sie von der Höllenzeit.«
    »Leider muß ich davon reden. Sie ist da, aber sie steht zum Glück erst am Beginn. Es gibt eine große Infiltration des Bösen, die auch vor uns nicht haltmacht. Ich will Sie nicht mit Einzelheiten belästigen, aber ich denke mir, daß Sie über das große Ziel informiert sein sollten, das hinter allem steht, vielmehr hinter unserer Seite.«
    »Ich bin gespannt.«
    »Wir können die Hölle nur stoppen, wenn wir dem Bösen etwas entgegensetzen.«
    »Das denke ich mir.«
    »Wissen Sie denn ein Mittel dagegen, Bruder?«
    Ignatius lächelte. »Wenn ich antworten würde, es ist das Kreuz, wäre dies zu einfach.«
    »Sie haben recht, es ist zu simpel, obwohl das Kreuz das Böse besiegt hat. Das jedoch geschah vor zweitausend Jahren, wir gehen weiter, viel weiter zurück.«
    »Bis an den Ursprung aller Zeiten?«
    »Ja, auch das. Aber um das Böse zu besiegen, bedarf es gewisser Gesetze. Sehr alter Regeln, die einmal geschrieben worden sind, wenn Sie sich erinnern.«
    »Nein, nicht direkt, helfen Sie mir bitte.«
    »Die Gesetze stammen von einem der Stammväter.«
    Ignatius spürte ein Kribbeln auf der Haut. »Denken Sie dabei an Gebote?«
    »Ja, an zehn.«
    »Weiter«, flüsterte der Mönch. Die Luft kam ihm plötzlich dichter und stickiger vor. Sie sprachen hier über die Keimzelle des Glaubens, und Monsignore Bentini ging noch einen Schritt weiter. »Im Endeffekt und das Ziel überhaupt, das wir erreichen wollen, ist das Auffinden der Bundeslade. Nur durch sie können wir das Böse stoppen. Vor ihr wird selbst Luzifer Respekt haben. Das genau ist das eigentliche Ziel der Weißen Macht, Bruder.«
    Ignatius hatte das Gefühl, der Stuhl wäre zu einem Floß auf kabbeliger Wasserfläche geworden. Was er soeben gehört hatte, damit hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet, denn das sprengte Grenzen, das war einfach global und phänomenal. Es ging zurück bis an die Urkräfte der Menschheit, und der Schwindel wollte einfach nicht weichen. Der Stuhl hatte keine Lehnen, deshalb klammerte sich Father Ignatius an den Rändern der Sitzfläche fest, spürte, wie sein Kopf nach vorn sank.
    Erst dann gelang es ihm, die Fassung zu finden, und er hob langsam den Kopf an.
    Monsignore Bentini saß ihm gegenüber. Sein Gesicht war glatt, aber nicht ausdruckslos, denn die Lippen zeigten die Andeutung eines schwachen Lächelns.
    »Damit haben Sie nicht gerechnet, Bruder.«
    Ignatius hob die Schultern. Es war ihm noch immer nicht möglich, einen Kommentar abzugeben. Er fuhr durch das graue Haar und wühlte es auf.
    »Ist die Bundeslade tatsächlich das Ziel, das hinter allem steht und am Ende des Weges liegt?«
    »Wir sehen es so.«
    »Warum?«
    Bentini hob die Schultern. »Das ist im Prinzip einfach. Wenn es
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