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Höllenzeit

Höllenzeit

Titel: Höllenzeit
Autoren: Jason Dark
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Äbtissin.
    Die Nonne, die ihm geöffnet hatte, strich über ihre dunkle Tracht. Die Frau hatte ein rundes Gesicht, trug eine Nickelbrille und verzog den kleinen Mund zu einem Lächeln. »Ein schlechtes Wetter haben Sie mitgebracht, Bruder.«
    »Leider. Man kann es sich nicht aussuchen. Der liebe Gott hat es heute nicht so gut mit mir gemeint.«
    Beinahe erschreckt schaute ihn die Nonne an. Sie sah einen Mann vor sich, der irgendwie alterslos wirkte, obwohl er die Sechzig schon erreicht haben mußte. »Sie sollten so etwas nicht sagen, Bruder. Der Herrgott meint es immer gut mit den Menschen, auch wenn er ihnen oft Prüfungen auferlegt.«
    Ignatius dachte an seine Vergangenheit und auch an einige Erlebnisse, die sie geprägt hatten. »Dann gehöre ich wohl zu den Menschen, die besonders große Prüfungen erleiden mußten.«
    »Der eine mehr, der andere weniger.« Die Nonne deutete auf den schlichten Koffer, den Ignatius mitgebracht hatte. »Sind dort Ihre Sachen verstaut?«
    »So ist es.«
    »Wenn noch etwas gewaschen oder gereinigt werden soll, sagen Sie es uns bitte.«
    »Das ist sehr nett, Schwester, aber nicht nötig. Ich komme schon zurecht.«
    Sie nickte, wirkte dabei etwas verlegen und meinte: »Dann wäre es Ihnen recht, wenn wir jetzt die Ehrwürdige Mutter Agnes besuchen. Sie wartet bereits auf uns.«
    »Das würde mich freuen.«
    »Den Koffer können Sie stehenlassen. Ich werde ihn in ihr Zimmer bringen.«
    »Danke.«
    Die Schwester ging vor, und Father Ignatius folgte ihr mit ebenso gemessenen Schritten. Wenn er ehrlich war, entsprach dieses Kloster nicht seinem Geschmack. Für ihn war es tot, kein Leben mehr, auch wenn die Nonnen hier arbeiteten und beteten. Einen Vergleich zum Kloster St. Patrick, aus dem er stammte, hielt es auf keinen Fall aus.
    Dort, in den schottischen Bergen, hatten sich die Mönche ein Refugium errichtet, das wie eine Trutzburg gegen die Mächte des Bösen stand, die es trotz zahlreicher Angriffe nicht geschafft hatten, diese Festung zu stürmen. Selbst die Meute der Horror-Reiter nicht.
    Father Ignatius hatte im Kloster über alle Freiheiten verfügt, und er war so etwas wie der Mann für alle Fälle gewesen, wozu auch eine Verbindung zum Geisterjäger John Sinclair zählte. Mit ihm hatte er einige Male gegen die Mächte der Finsternis gekämpft, und so etwas hatte sich eben auch bis Rom herumgesprochen. Aus dem Vatikan hatte ihn der Ruf erreicht, und der Father hatte nicht ablehnen können, obwohl es ihm sehr leid getan hatte, das Kloster verlassen zu müssen, das für ihn zu einer Heimat geworden war.
    Was ihn erwartete, wußte er nicht, aber sein Abt hatte von gewaltigen Aufgaben gesprochen, ohne allerdings auf Einzelheiten einzugehen. Ihn wunderte nur, daß diese Aufgaben gerade in einem Nonnenkloster ihren Anfang nehmen sollten.
    Nicht daß etwas nicht stimmte, aber er hatte das Gefühl, mit einem Geheimnis vertraut gemacht zu werden, deshalb auch dieser nächtliche Besuch.
    Sie waren quer durch die Halle gegangen und vor einer dunkel gestrichenen Tür stehengeblieben. Auf dem Holz zeichnete sich kein Schriftzug ab, was auch nicht nötig war, denn jeder wußte, wer sich hinter der Tür aufhielt.
    Die Nonne blieb stehen, sie atmete tief durch und konzentrierte sich, bevor sie klopfte.
    Eine leise Stimme sprach das »Come in…«
    Die Nonne öffnete. Sie drückte ihren Arm nach hinten und bedeutete dem Mönch, für einen Moment zurückzubleiben. Dann ging sie mit leisen Schritten vor.
    Etwas verärgert blieb Ignatius stehen. Er ließ die Tür nicht ganz zufallen, sondern stoppte sie mit dem Fuß, damit er noch in das Zimmer schauen konnte.
    Was ihm auffiel, war ein dunkler Vorhang, der sich quer durch den Raum spannte und aussah wie eine düstere Wand, die Wellen geschlagen hatte und erstarrt war.
    Die beiden Frauen sprachen miteinander. Father Ignatius hörte das Flüstern, nur konnte er nicht verstehen, was sie sagten, nur die Reibeisenstimme war deutlicher zu vernehmen. Ansonsten war es im Kloster still, so still, daß es schon als menschenleer gelten konnte.
    Zudem beschlich den Father noch ein anderes Gefühl. Es hing erstens mit dem Zimmer vor ihm zusammen und auch mit dem Vorhang, der von einer Seite zur anderen gespannt war.
    Dahinter verbarg sich etwas, das auch das Licht einer sehr kleinen Öffentlichkeit scheute. Und der Mönch wurde das untrügliche Gefühl nicht los, daß jenseits der Wand etwas lauerte, das nur mit ihm allein zu tun hatte.
    Das Flüstern war
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