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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte
Autoren: Anthony Horowitz
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wirklich in jeder einzelnen nachsehen? Sie kamen zu einem weiteren Korridor mit Stahltüren in regelmäßigen Abständen. Ein Wachmann rannte auf sie zu und brachte sein Maschinengewehr in Anschlag.
    »Lass das Gewehr fallen!«, sagte Jamie. »Leg dich auf den Boden.«
    Der Polizist tat, was ihm befohlen worden war. Ein zweiter tauchte auf, doch er hatte weniger Glück. Er wurde von Lohan erschossen. Sie waren noch keine drei Minuten im Gefängnis, aber ihnen war klar, dass Verstärkung bestimmt schon unterwegs war. Von oben war eine weitere Explosion zu hören, gefolgt von Schreien und dem Prasseln von Kugeln auf Metall.
    Dreißig Türen lagen noch vor ihnen. Sie konnten sich nicht damit aufhalten, nach Schlüsseln oder Riegeln zu suchen. Lohan bellte einen Befehl und seine Männer sprengten die Türen nacheinander mit Plastiksprengstoff auf. Richard und Jamie rückten vor, als eine Tür nach der anderen in einer gelben Stichflamme aus dem Rahmen gesprengt wurde. Der Flur stank nach Kordit. Rauch und Ziegelstaub erfüllten die Luft. Bisher waren alle Zellen leer gewesen. Wie viel Zeit blieb ihnen noch?
    »Sie sind ganz hinten«, sagte Jamie plötzlich. »Die letzte Tür links.«
    Lohan starrte ihn an, aber Richard nickte. Erleichterung durchflutete ihn. Irgendwie hatte Jamie es geschafft, auf seine eigene Weise Kontakt mit ihnen aufzunehmen – telepathisch. Lohan rief etwas und die anderen rannten auf die genannte Tür zu. Ein letzter Knall. Die Tür sprang auf und zwei Personen kamen heraus, hustend und mit Staub bedeckt. Es waren Matt und Scarlett.
    »Matt!« Richard stürzte sich auf seinen Freund und nahm ihn in die Arme. Als er sich in der vergangenen Nacht aus dem Wasser gerettet hatte, hatte er befürchtet, ihn nie wieder zu sehen. »Bist du okay?«
    Matt nickte. »Das ist Scarlett.«
    »Erfreut, dich kennenzulernen.« Richard wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Er musterte das Mädchen mit den kurz geschnittenen Haaren. Es sah vollkommen fertig aus.
    Jamie sagte nichts, aber er stellte sich neben sie, sodass jetzt drei Torhüter vereint waren.
    »Wir müssen zum Tai-Shan-Tempel«, sagte Matt.
    Lohan war beeindruckt. Der Junge war erst fünfzehn und hatte schon das Kommando übernommen. Die Erlebnisse der letzten vierundzwanzig Stunden schienen spurlos an ihm vorübergegangen zu sein. Aber noch waren sie nicht in Sicherheit. Lohan holte sein Mobiltelefon heraus, drückte eine Taste und sagte ein paar Worte. Als er gehört hatte, was er wissen wollte, sah er Matt an. »Der Tempel ist jetzt sicher«, sagte er. »Aber es gibt ein anderes Problem, das viel ernster ist. Da draußen tobt ein Sturm. Meine Männer vermuten sogar, dass es etwas viel Schlimmeres sein könnte als nur ein Sturm.«
    Das hatten sie mittlerweile alle erkannt. Trotz der Explosionen, der Schüsse und des allgemeinen Kampfgetöses im Innern des Gefängnisses konnten sie den Wind heulen hören. Das ganze Gebäude bebte. Der Taifun hatte Hongkong erreicht und mit der völligen Zerstörung der Stadt begonnen.
     
    Signal sechs
     
    In Cuzco, der alten Inkastadt in Peru, ging die Sonne unter. Eine Band spielte und die Klänge der Panflöten und Trommeln durchdrangen den Abend. Erste Schatten breiteten sich über die Hügel aus. Restaurants und Cafes begannen sich zu füllen.
    Pedro wusste, dass sie nicht hier sein sollten. Das war nicht Matts Plan. Er wünschte, er hätte über das Satellitentelefon mit ihm sprechen können, aber sie hatten seit achtundvierzig Stunden nichts mehr von ihm gehört. Die halbe Welt lag zwischen ihnen. Sie waren Tausende Kilometer voneinander getrennt. Und jetzt würde er den einen Schritt machen, der sie wieder zusammenbrachte. Er fragte sich, ob das wirklich eine gute Idee war.
    Nicht, dass er eine Wahl gehabt hätte.
    In der vergangenen Nacht war Pedro davon aufgewacht, dass Scott sich über ihn beugte. Die beiden Jungen teilten sich ein Steinhaus in Vilcabamba hoch oben in den Anden. Dies war die geheime Stadt, in der sich Pedro und Matt vor Diego Salamanda versteckt hatten. Sie verbarg sich hinter dem Wolkenwald in einer außergewöhnlichen Lage: auf einem Berggipfel, den niemand sehen konnte. Um dorthin zu kommen, brauchte man einen Hubschrauber und musste einen langen Fußmarsch auf sich nehmen. Die Stadt selbst war nur über eine Steintreppe zu erreichen, die wie durch Zauberei wieder verschwinden konnte.
    »Scott? Was ist los?«
    Scott war leichenblass und seine Augen waren voller Sorge. So hatte Pedro
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