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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte
Autoren: Anthony Horowitz
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ihn noch nie gesehen. »Jamie ist in Gefahr«, sagte er. »Wir müssen nach Hongkong.«
    »Das können wir ni–«
     
    »Du verstehst nicht. Wir müssen sofort aufbrechen. Ich muss zu Jamie. Ich hatte einen Traum.«
    Die Traumwelt. Sie waren alle dort gewesen. Sie kannten die Bedeutung der Träume. Sie hatten oft genug darüber gesprochen. Pedro wusste ganz genau, dass es sinnlos war, darüber zu diskutieren. Wenn Scott eine Botschaft bekommen hatte, durften sie sie nicht ignorieren – vor allem dann nicht, wenn es um seinen Bruder ging. Aber die Türen galten als zu gefährlich. Deswegen waren Matt und Jamie nach Europa geflogen und hatten sie zurückgelassen.
    »Bist du sicher…?«, begann er.
    Scott war nicht in der Stimmung für eine Diskussion. »Ich gehe, sobald es hell wird«, sagte er. »Du kannst mitkommen oder hierbleiben.«
    Am nächsten Morgen brachen sie auf. Einer der Inka begleitete sie nach unten, wo schon der Hubschrauber wartete, dann folgte ein zweistündiger Flug nach Cuzco. Scott war die ganze Zeit angespannt und sagte kein Wort. Er hatte Pedro immer noch nicht von seinem Traum erzählt. Er wirkte zwar oft etwas abwesend, aber jetzt schien er kilometerweit weg zu sein und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Pedro versuchte, nicht an das zu denken, worauf sie sich einließen. Er war der einzige der Torhüter, der noch nie eine der Türen benutzt hatte. Der Gedanke, sich auf diese Weise durch die halbe Welt zu katapultieren, erfüllte ihn mit panischer Angst.
    Und jetzt waren sie in Cuzco. Es war ein wunderschöner Abend und Hunderte Touristen umlagerten die bunten Verkaufsstände. Die Kathedrale würde bald schließen. Die letzten Besucher kamen heraus, sofort umschwärmt von Straßenkindern, die um Geld und Süßigkeiten bettelten. Taxis, die aussahen wie aufziehbare Blechspielzeuge, brummten über den Platz.
    Pedro hatte Hunger, aber er wagte nicht, um eine Essenspause zu bitten. Er wusste, wie die Antwort darauf lauten würde.
    »Da ist er.« Scott zeigte auf einen großen Ziegelbau mit dekorativen Fenstern. Es war eine spanische Kirche, erbaut an einem Ort, der schon seit Jahrhunderten als heilig galt. Der Tempel von Coricancha. Da waren er und Jamie gelandet, als sie nach Peru gekommen waren. Drinnen gab es eine Tür, zu der sie von einer Höhle in Nevada aus gelangt waren.
    Jetzt sprachen beide kein Wort mehr. Pedro schüttelte den Kopf und folgte Scott, der finster entschlossen über den Platz marschierte.
     
    Signal sieben
     
    Sie standen im Schutz der Gefängnismauern und erkannten, dass sie nicht wegkonnten. Hongkong wurde von einer so gewaltigen Kraft in Stücke gerissen, dass es ihnen vorkam, als wären die Prophezeiungen der Bibel wahr geworden und der Tag des Jüngsten Gerichts tatsächlich gekommen.
    Betontrümmer von eingestürzten Gebäuden wirbelten die Straße entlang, als wären sie schwerelos. Matt und Scarlett schauten durch die zerschossene Eingangstür hinaus und sahen ein riesiges Neonschild vorbeitrudeln wie eine übergroße Spielkarte. Ihm folgten ein Tisch, mehrere Kisten, ein Rasenmäher und ein Teil eines Klaviers. Diese Dinge waren irgendwie aus den Geschäften gesaugt und fortgetragen worden, als wären sie Preise in einer verrückten Spielshow im Fernsehen. Matt konnte sogar die Luftströme sehen. Zusammen mit dem Regen bildeten sie tausend graue Nadeln, die durch die Straßen rasten, gegen Autos knallten, sie umwarfen und alles platt walzten, was ihnen im Weg stand.
    Er schaute auf und sah zwei Wolken aufeinander zuschießen, schneller, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Sie prallten zusammen und es gab einen gewaltigen Donnerschlag. Ein Blitz, so grell, dass er in den Augen wehtat, fuhr knisternd herab, schlug etwa fünfhundert Meter entfernt in einen Wolkenkratzer ein und spaltete ihn in zwei Hälften. Glasscherben und Metallteile flogen in alle Richtungen, als die obersten sieben Stockwerke des Gebäudes zu kippen begannen, dann abstürzten und im Fallen Rohre und Kabel hinter sich herzogen. Matt konnte nicht sehen, wo sie landeten oder wie viele Leute dabei umkamen, aber er hörte den ohrenbetäubenden Lärm, als sie auf der Straße aufschlugen. Trotz des Regens ging das, was von dem Gebäude noch übrig war, in Flammen auf. Sie kämpften gegen die fallenden Wassermassen an und versuchten verzweifelt, sich hochzuarbeiten.
    »Wir müssen warten…« Lohan war neben ihm aufgetaucht. Matt wusste genau, was er meinte. Wenn sie auch nur einen
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