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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte
Autoren: Anthony Horowitz
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von dem, was er aß oder trank. Wenn er jetzt getötet würde, wäre es ihm egal. Das meiste von ihm war ohnehin schon tot.
    Aber er würde nicht sterben. Selbst wenn Matt und Scarlett entkommen waren, konnten sie nirgendwohin. Der Tai-ShanTempel war bewacht. Sie konnten die Tür nicht erreichen. Und der Taifun würde schon bald weiterziehen. Dann würde er sofort anfangen, die Trümmer zu durchsuchen. Und sowie er die beiden hatte, würde er kurzen Prozess mit ihnen machen.
    Aus dem Augenwinkel nahm er etwas wahr. Ein Fleck am Fenster. Im ersten Moment hielt er es für einen Vogel. Nein. Es war etwas anderes. Der Vorsitzende starrte es wie gebannt an, als es größer und größer wurde. Es kam auf ihn zu.
    Es war ein Schiff.
    Kein großes Schiff. Ein hölzerner sampan, eines dieser chinesischen Segelboote, die im Hafen lagen, damit die Touristen sie fotografieren konnten. Der Wind hatte es losgerissen. Es kam immer näher, bis es das gesamte Fenster ausfüllte. Der Vorsitzende stand einfach nur da. Er dachte an Flucht – vielleicht würde er es schaffen, sich in Sicherheit zu bringen. Aber was sollte das bringen? Wie konnte er etwas entkommen, was ihm vor so vielen Jahren vorhergesagt worden war?
    Er würde durch ein Schiff zu Tode kommen.
    Und jetzt starb er.
    Der sampan wurde auf das Hochhaus geschleudert, als wäre er
    ein gut gezielter Dartpfeil. Er krachte durch die Fenster des sechsundsechzigsten Stockwerks und in den Mann, der dort stand. Im selben Moment heulte der Wind herein, raffte alle beweglichen Gegenstände im Raum zusammen und warf sie hinaus. Dabei machten die Akten und Papiere ein Geräusch, das beinahe wie Applaus klang. Der zerschmetterte Körper des Vorsitzenden wurde einmal in der Luft herumgewirbelt und stürzte dann in die Tiefe.
    Blutflecken auf dem Teppich. Ein paar Glassplitter. Das war alles, was übrig blieb.
     
    Signal neun
     
    Im Tai-Shan-Tempel hatte ein blutiger Kampf stattgefunden. Alle Leichen waren in eine der anderen Kammern gebracht worden, aber die Einschusslöcher in den Wänden, der Schutt, die Brandspuren einer Granate und die Blutlache vor dem Hauptaltar sprachen eine deutliche Sprache. Einer der Götter aus Porzellan stand mit ausgestreckten Armen da, aber jetzt endete sein Körper am Hals. Die Bruchstücke seines Kopfes lagen um ihn verstreut. Ein anderer hatte eine Hand verloren. Es sah aus, als hätten sie sich am Kampf beteiligen wollen und wären dabei verkrüppelt worden.
    Jet und Sing warteten auf die Ankunft von Scarlett und ihren Freunden. Sie hatten keine Ahnung, wie sie es geschafft hatten, durch den Taifun zum Tempel zu gelangen, aber sie waren froh, sie zu sehen. Jet war verwundet. Sein Hemd war blutgetränkt und er drückte eine Kompresse an seinen Hals. Sing hatte immer noch den Stockdegen in der Hand, mit dem er Audrey Cheng getötet hatte. Er schien unverletzt zu sein.
    Keiner von ihnen hatte bemerkt, dass noch ein Mann in der Kammer war, der sich unter dem Altar versteckte. Es war einer der Männer des Vorsitzenden und er hatte zwei Schusswunden. Es war sein Blut, das sich dort ausbreitete. Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Nur Zentimeter vor seiner ausgestreckten Hand lag eine Waffe.
    Auf Chinesisch verlangte Lohan einen Bericht von seinen beiden Leutnants. Eilig sagten sie ihm, was er wissen wollte, und er übersetzte es für die anderen.
    »Hier waren viele Leute«, sagte er. »Die hätten euch umgebracht, wenn ihr versucht hättet, die Tür zu erreichen. Aber das Problem ist jetzt gelöst…«
    »Dann lasst uns verschwinden«, sagte Richard und sah Matt an. »Es wird höchste Zeit.«
    Lohan trat vor und gab Scarlett die Hand. »Viel Glück«, sagte er. »Die Reise, die wir gerade zusammen unternommen haben, werde ich bestimmt nie vergessen.«
    »Ich bin froh, dich getroffen zu haben, Lohan«, sagte Scarlett. »Danke, dass du mir geholfen hast.« Sie hatte sich ein wenig entspannt, aber Matt konnte erkennen, dass sie sich immer noch konzentrierte, um den Taifun zu beherrschen. Sie musste die Kontrolle behalten. Solange sie im Tempel war, berührten Wind und Regen kaum seine Wände.
    Die Tür mit dem fünfzackigen Stern war direkt vor ihnen. Sie wirkte so klein und gewöhnlich, dass sie sich nur schwer vorstellen konnten, dass sie nicht nach draußen in den Sturm führte, sondern sie an jeden Ort der Welt bringen konnte.
    »Wohin gehen wir, Matt?«, wollte Jamie wissen.
    Der sterbende Mann griff nach seiner Waffe. Von dort, wo er lag,
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