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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht
Autoren: Ines Thorn
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Roten Ochsen, wo er dem Juwelier gedroht haben soll, galt vielleicht in Wahrheit auch dem Wirt – der hatte doch beiden das Buch angedreht.»
    «Aber woher weißt du, dass es nicht doch der Gehilfe war?»
    Hella lachte. «Ganz einfach. Der Gehilfe kann weder lesen noch schreiben. Als ich im Roten Ochsen war, sah ich, wie er einen Lieferzettel mit drei Kreuzen unterschrieb. Und er hat allen Grund, dem Wirt Schlechtes zu wünschen. Schließlich hat er ein Verhältnis mit Isolde, der Wirtsfrau.»
    Sie schlug sich mit der Hand leicht vor die Stirn. «Das war es, wonach ich die ganze Zeit in meiner Erinnerung gesucht hatte. Irgendwas war mir im Roten Ochsen aufgefallen. Der Gehilfe kann nicht schreiben! Der Eintrag hier muss vom Kannengießer stammen. Der Juwelier aus Leipzig hätte doch neben der Herbstmesse noch den Ort erwähnt. Der Hannes Eisner ist, war Frankfurter. Für den gab es nur die eine Herbstmesse. Nämlich unsere. Und schwarz auf weiß hat er notiert, wer der Mörder ist. Als du angefangen hast, nach dem Buch zu fragen, hat Schorsch es einfachseinem Gehilfen untergeschoben. Zum Glück ohne vorher noch einmal hineinzusehen. Mit diesem Eintrag überführst du ihn.»

KAPITEL 21
    «Ja», gestand der Gehilfe am nächsten Morgen. «Ich habe den Mord am Juwelier beobachtet. Zerfaß wollte den Wirt wegen Betrugs anzeigen. Da hat Schorsch ihn erschlagen. Später, als die Schänke geschlossen war, hat er die Leiche in einen alten Wandteppich gehüllt und auf einem Pferd in den Stadtwald gebracht. Dort zerstückelte er die Leiche, da sie nicht in die zuvor dort deponierte Kiste passte.»
    «Warum die Kiste?», fragte der Vernehmer, Richter Heinz Blettner. «Und wie ist die überhaupt in den Wald gekommen?»
    «Wisst Ihr es nicht? Jeder Wilderer hat eine Kiste im Wald, um das Wild darin zu verbergen. Was glaubt Ihr wohl, warum es im Roten Ochsen so oft Wildbret zu essen gab? Aber nun hat er die Kiste wegen der Wildschweine gebraucht. Die hätten die Leiche ausgegraben. Aber womöglich hätten sie sie bis auf das letzte Knöchelchen gefressen, und die Untat des Wirtes wäre niemals heraus gekommen.»
    «Ihr habt die Leiche also wieder ausgegraben?»
    Der Gehilfe nickte. «Ausgegraben und die Körperteile nacheinander in der Stadt verstreut.»
    «Warum?»
    «Ich wollte, dass ermittelt wird.»
    «Und die Bisse? Habt Ihr in das tote Fleisch gebissen?»
    Johann Lofer schüttelte sich. «Niemals, nein! Wofür haltet Ihr mich? Nein, das war ich nicht. Das war ein Tanzbär.»
    Richter Blettner schüttelte den Kopf. «Aber warum das denn?»
    «Ich wollte, dass die Frankfurter Bürger davon erfahren. Nur, was die ganze Stadt bewegt, kann nicht verschwiegen werden. Aber einer wie ich kann sich den Behörden nicht ohne weiteres anvertrauen.»
    «Hast du so wenig Zutrauen zu den Ermittlungsbehörden?», fragte der Richter.
    «Wie sollte ich nicht? Immerhin bin ich ein Schlitzohr. Als ich auf Wanderschaft war, machte ich Schulden. Ich brauchte neues Werkzeug. Ja, ich habe gestohlen, und deshalb hat man mir das Ohr geschlitzt. Sagt selbst, hättet Ihr einem wie mir denn Glauben geschenkt?»
    «Trotz allem wäre es deine Pflicht gewesen, dich bei uns zu melden.»
    Der Gehilfe zog die Schultern hoch. «Der Schultheiß verkehrte bei uns in der Wirtschaft. Alle zwei Wochen trafen sich ein paar Männer im Weinkeller, dann im Badehaus. Was immer sie dort taten, ich weiß es nicht. Aber der Schultheiß und der Wirt, die taten dick befreundet, hatten immer etwas zu tuscheln. Ich war mir sicher, dass er davonkommen würde, wenn ich nichts unternahm. Und dass er geschnappt wird, war für mich das Wichtigste. Mord ist Mord.»
    «Und der Kannengießer?»
    Johann Lofer zuckte mit den Achseln. «Das weiß ich nicht. Danach müsst Ihr den Wirt schon selber fragen. Ich vermute, er war es, der das Haus angesteckt hat.»

KAPITEL 22
    «Jetzt ist es genau eine Woche her, dass ich den Mörder gefasst habe», erklärte der Richter.
    «Wer hat den Mörder gefasst?», fragte Hella nach.
    «Ich   … äh   … wir. Na, egal, Hauptsache hinter Schloss und Riegel.»
    Dann nahm er sich noch eine dicke Scheibe von Gustelies’ Schmorbraten, obwohl er die vorherige noch gar nicht aufgegessen hatte.
    «Zu welcher Strafe werdet ihr morgen den Gehilfen verurteilen?», wollte Gustelies wissen und tat ihrer Tochter das Randstück auf, nach dem auch Pater Nau und Heinz schon gespäht hatten.
    «Ich denke, ich werde die Ausweisung aus der Stadt für ihn beantragen.
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