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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut
Autoren: Clive Cussler
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er tun mußte. Die Tür
hatte er wie immer vorsichtshalber abgesperrt, aber diesmal
fummelte er nicht lange nach dem Schlüssel, sondern trat sie
kurzerhand ein.
    Eine Frau mit langen, blonden Haaren ruhte, in einen seidenen
Morgenrock gehüllt, auf dem Bett und las eine Illustrierte.
Erschrocken blickte sie auf, als er hereinplatzte. Der Dackel, der
zu ihren Füßen gelegen hatte, sprang hoch und kläffte los. Die
Frau war schlank und wohlgestaltet, hatte klassische Züge und
einen makellosen Teint, und ihre Augen strahlten so blau wie
der Himmel an einem Herbstmorgen. Wenn sie aufrecht stand,
reichte sie Gallagher bis knapp unters Kinn. Anmutig setzte sie
sich auf und schwang die Beine über die Bettkante.
    »Komm schon, Kate.« Er packte sie am Handgelenk und
zerrte sie hoch. »Wir haben herzlich wenig Zeit.«
»Laufen wir schon im Hafen ein?« fragte sie verdutzt.
»Nein, mein Schatz. Das Schiff kann jeden Moment
untergehen.«
Sie schlug die Hand vor den Mund. »O Gott!« keuchte sie.
Gallagher riß sämtliche Schranktüren auf, zog die Schubladen
heraus und warf ihr ein Kleidungsstück nach dem ändern zu.
»Zieh dir so viele Sachen an, wie du übereinander kriegst - all
deine Hosen, Socken von mir. Zieh das Zeug schichtweise
übereinander, zuerst die dünnen, dann die dicken Sachen, und
mach schnell. Der alte Kahn kann jeden Moment absaufen.«
Die Frau blickte kurz auf, so als wollte sie aufbegehren. Dann
streifte sie schweigend den Morgenrock ab und zog ihre
Unterwäsche an. Sie ging rasch und methodisch vor, schlüpfte
erst in ihre Hose und dann in eine von Gallagher. Sie zog drei
Blusen an und darüber fünf Strickpullover. Gott sei Dank hatte
sie zum Rendezvous mit ihrem Verlobten einen ganzen Koffer
voller Kleidung mitgenommen. Als sie in nichts mehr
hineinpaßte, stopfte sie Gallagher in einen seiner alten Overalls
und streifte ihr noch etliche Socken und ein Paar Arbeitsstiefel
über die Seidenstrümpfe.
Der kleine Dackel hüpfte aufgeregt und mit wedelnden Ohren
zwischen ihren Beinen auf und ab. Er war ein
Verlobungsgeschenk von Gallagher, ebenso wie der
Smaragdring, den er ihr überreicht hatte, als er um ihre Hand
anhielt. Am roten Lederhalsband des Hundes hing ein goldenes
Drachenmedaillon, das wie wild an seiner Brust hin und her
pendelte.
»Fritz!« herrschte sie ihn an. »Leg dich aufs Bett und sei
still.« Katrina Garin war eine willensstarke Frau, der man nicht
alles haarklein erklären mußte. Sie war gerade zwölf, als ihr
Vater, ein Brite, der als Kapitän auf einem Trampschiff
zwischen den Inseln hin und her fuhr, auf See verschollen war.
Sie wuchs bei der weißrussischen Familie ihrer Mutter auf, fing
als Schreibkraft bei der Canton Lines an und arbeitete sich bis
zur Chefsekretärin hoch. Sie war so alt wie Gallagher, den sie in
der Niederlassung der Schiffahrtsgesellschaft kennengelernt
hatte, wohin er zitiert worden war, um über den Zustand der Princess Dou Wan Bericht zu erstatten. Er gefiel ihr. Zwar hätte
sie einen Mann mit etwas mehr Eleganz und Lebensart
vorgezogen, aber seine rauhen Umgangsformen und die
leutselige Art erinnerten sie an ihren Vater.
In den folgenden Wochen hatten sie sich häufig getroffen und
miteinander geschlafen, zumeist in seiner Kabine an Bord des
Schiffes, denn sie fand es besonders erregend, wenn sie heimlich
an Bord schlichen und sich miteinander vergnügten, ohne daß
der Kapitän und die Besatzung Wind davon bekamen. Katie
hatte in der Falle gesessen, als General Huis Wachmannschaften
Schiff und Kai abgeriegelt hatten. Kapitän Hunt war zunächst
ungehalten gewesen, als er von ihrer Anwesenheit erfuhr, hatte
dann aber ebenso wie Gallagher darum gebeten, man möge sie
an Land gehen lassen. Doch General Hui hatte darauf beharrt,
daß sie bis zum Ende der Reise an Bord bleiben müsse. Seitdem
sie aus Schanghai ausgelaufen waren, hatte sie kaum die Kabine
verlassen. Wenn Gallagher Dienst im Maschinenraum hatte, war
der kleine Hund, dem sie zum Zeitvertreib allerlei Kunststücke
beigebracht hatte, ihr einziger Gefährte.
Gallagher packte in aller Eile ihre Papiere, Pässe und
Wertsachen in einen wasserdichten Öltuchbeutel. Er zog eine
schwere Seemannsjacke über und warf ihr mit seinen blauen
Augen einen besorgten Blick zu. »Bist du fertig?«
Sie hob die Arme und blickte hinab auf ihren dick
eingepackten Körper. »Mit dem ganzen Zeug passe ich nie und
nimmer in eine Schwimmweste«, sagte sie mit
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