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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut
Autoren: Clive Cussler
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bebender
Stimme. »Und ohne versink' ich wie ein Stein im Wasser.«
»Hast du nicht was vergessen? General Hui hat vor vier
Wochen den Befehl erteilt, sämtliche Schwimmwesten über
Bord zu werfen.«
»Dann nehmen wir eben ein Rettungsboot.«
»Bei dieser See kann man kein Boot zu Wasser lassen, soweit
es der Sturm nicht ohnehin schon zertrümmert hat.«
Ruhig und mit stetem Blick schaute sie ihn an. »Wir werden
sterben, nicht wahr? Entweder ertrinken wir, oder wir erfrieren.«
Er setzte ihr eine Strickmütze auf und zog sie bis über die
Ohren herunter. »Wenn einem obenrum warm ist, kriegt man
keine kalten Füße.« Dann nahm er ihren Kopf in seine
mächtigen Pranken, zog ihr Gesicht zu sich und küßte sie.
»Liebes, hat dir noch nie einer erzählt, daß Iren nicht
ertrinken?« Damit nahm Gallagher Katie an der Hand, zog sie
ohne viel Federlesens auf den Gang und stieg mit ihr an Deck.
Fritz, der Dackel, der in dem ganzen Tohuwabohu vergessen
wurde, blieb gehorsam auf dem Bett liegen, sah ihnen
verwundert nach und verließ sich darauf, daß seine Herrin bald
zurückkommen werde.
Die Besatzungsmitglieder, die keinen Dienst taten, schliefen
tief und fest in ihren Kojen, soweit sie nicht beim Dominospiel
saßen oder einander Geschichten von allerlei Stürmen erzählten,
die sie bereits überlebt hatten. Keinem war bewußt, daß die Princess jeden Moment auseinanderbrechen konnte. Der Koch
und sein Gehilfe räumten nach dem Abendessen die Kombüse
auf und bereiteten nebenher Kaffee für die verbliebenen Männer
zu. Die Besatzung war trotz des tobenden Sturmes frohgemut,
denn allzu weit konnte es bis zum Zielhafen nicht mehr sein. Sie
wußten zwar nicht, wohin die Reise ging, aber ihre Position
kannten sie auf dreißig Meilen genau.
Ganz anders war die Stimmung im Ruderhaus. Hunt schaute
achteraus, obwohl er durch das dichte Schneetreiben kaum die
Decksbeleuchtung erkennen konnte. Gebannt und voller
Entsetzen beobachtete er, wie sich mit einemmal das Heck hob
und nach mittschiffs hin wegknickte. Über das Heulen des
Sturmes hinweg hörte er das reißende Kreischen, als der
Stahlrumpf auseinanderbarst. Er drückte auf den Notrufknopf
und löste Alarm im Schiff aus.
Hui schlug seine Hand vom Klingelknopf. »Wir dürfen das
Schiff nicht verlassen.« Er flüsterte vor Schreck.
Hunt musterte ihn mit angewidertem Blick. »Sterben Sie wie
ein Mann, General.«
»Ich darf noch nicht sterben. Ich habe geschworen, daß ich
die Fracht sicher zum Zielhafen geleite.«
»Das Schiff bricht entzwei«, sagte Hunt. »Es gibt keine
Rettung mehr, weder für Sie noch für Ihre kostbare Fracht.«
»Dann müssen Sie sofort unsere genaue Position bestimmen,
damit man sie später bergen kann.«
»Für wen sollen wir die denn bestimmen? Die Rettungsboote
sind weggerissen oder zertrümmert. Unsere Schwimmwesten
haben Sie über Bord werfen lassen. Sie haben das Funkgerät des
Schiffes zerstört. Wir können nicht mal ein SOS senden. Sie
haben es mit den Sicherheitsvorkehrungen übertrieben. Niemand
vermutet uns in diesen Gewässern. Keine Menschenseele kennt
unsere Position. Tschiang Kaischek wird lediglich erfahren, daß
die Princess Dou Wan sechstausend Meilen südlich von hier mit
Mann und Maus verschollen ist. Sie haben dies viel zu gut
geplant, General.«
»Nein!« stieß Hui aus. »Das darf nicht sein!«
Hunt stellte fest, daß ihn Huis Miene hilflosen Zornes
regelrecht amüsierte. Die dunklen Augen wirkten jetzt ganz und
gar nicht mehr verschlagen.
Der General konnte sich nicht mit dem Unabänderlichen
abfinden. Er riß die Tür zur Brückennock auf und rannte hinaus
in den tosenden Sturm. Selbst er erkannte jetzt, daß sich das
Schiff im Todeskampf befand. Das Heck stand mittlerweile
schräg zum Vorderteil. Dampf drang aus dem Riß im Rumpf.
Wie versteinert stand er da, betäubt von dem Kreischen und
Mahlen und Reißen des Metalls, und sah zu, wie der hintere Teil
des Schiffes abbrach. Dann gingen sämtliche Lichter an Bord
aus, so daß er das Heck nicht mehr erkennen konnte.
Die Besatzung stürmte von unten auf das mit Schnee und Eis
überzogene Deck. Die Männer fluchten über die fehlenden
Schwimmwesten, zumal sie zu ihrer Erbitterung feststellen
mußten, daß die mörderischen Wellen die Rettungsboote
zertrümmert hatten. Das Ende kam so rasch, daß keiner darauf
vorbereitet war. Um diese Jahreszeit lag die Wassertemperatur
knapp über dem Gefrierpunkt, und die Luft war mit fünfzehn
Grad minus
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