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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut
Autoren: Clive Cussler
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klirrend kalt. Von Panik erfüllt sprangen sie über
Bord, ohne sich bewußt zu sein, daß sie in dem eisigen Wasser
innerhalb weniger Minuten sterben würden, wenn nicht an
Unterkühlung, dann an Herzversagen aufgrund des jähen
Temperaturunterschieds.
Das Heck versank in weniger als vier Minuten. Mitschiffs
schien sich der Rumpf einfach aufzulösen, so daß zwischen dem
weggebrochenen Heck und dem Vorschiff mit dem Schornstein
ein großes Loch klaffte. Ein kleiner Trupp Männer versuchte ein
nur teilweise beschädigtes Rettungsboot zu Wasser zu lassen,
doch eine mächtige Woge ergoß sich über das Vorschiff und
fegte tosend über das Deck hinweg. Männer und Boot
verschwanden auf Nimmerwiedersehen in den Fluten.
Gallagher hielt Katies Hand mit eisernem Griff fest. Er zerrte
sie eine Leiter hoch und über das Dach der Offizierskajüten zu
einem hinter dem Ruderhaus vertäuten Rettungsfloß. Zu seinem
Erstaunen stellte er fest, daß es leer war. Zweimal rutschten sie
auf dem vereisten Dach aus und fielen hin. Die vom Sturm
aufgewirbelte Gischt brannte ihnen im Gesicht und blendete sie.
Im allgemeinen Durcheinander hatte offenbar keiner der
chinesischen Offiziere oder der Besatzung an das Rettungsfloß
auf dem Dach gedacht. Die Mehrzahl, darunter auch General
Huis Soldaten, war zu dem verbliebenen Rettungsboot gestürzt
oder in das mörderische Wasser gesprungen. »Fritz!« rief Katie
plötzlich gequält. »Wir haben Fritz in der Kabine vergessen.«
»Keine Zeit zum Umkehren«, sagte Gallagher.
»Wir können nicht ohne ihn weg!«
Er schaute sie mit ernstem Blick an. »Du mußt Fritz
vergessen. Entweder er oder wir.«
Katie wand sich in seiner Hand, doch er ließ sie nicht
los..»Steig rein, Liebes, und halt dich fest.« Dann zog er ein
Messer aus seinem Stiefel und durchtrennte hastig die Taue, mit
denen das Floß festgezurrt war. Beim letzten Seil hielt Gallagher
einen Moment lang inne und warf einen Blick durch das Fenster
des Ruderhauses. Im fahlen Schein der Notbeleuchtung sah er
Kapitän Hunt, der ruhig neben dem Ruder stand und auf den
Tod wartete.
Gallagher winkte seinem Kapitän wie wild zu, doch Hunt
drehte sich nicht um. Er schob lediglich die Hände in die
Jackentaschen und starrte in den Schnee, der sich rund um die
Fenster auftürmte.
Plötzlich tauchte auf der Brücke eine Gestalt auf, die sich
durch das wirbelnde weiße Schneegestöber kämpfte. Der torkelt
ja, als wären die Furien hinter ihm her, dachte Gallagher. Der
Neuankömmling rannte gegen das Floß, blieb mit den Knien
hängen und stürzte hinein. Erst als er das Gesicht hob und sie
mit einem Blick anstarrte, aus dem eher Wahnwitz denn
Entsetzen sprach, erkannte Gallagher General Hui.
»Müssen wir das Floß nicht losmachen?« rief Hui durch den
heulenden Wind.
Gallagher schüttelte den Kopf. »Das hab' ich schon erledigt.«
»Der Sog des sinkenden Schiffes wird uns in die Tiefe
reißen.«
»Nicht bei diesem Seegang, General. Wir werden im Nu
abgetrieben. Legen Sie sich jetzt auf den Boden, und halten Sie
sich gut an den Sicherungsleinen fest.«
Hui, der von der Kälte zu benommen war, als daß er hätte
antworten können, tat wie geheißen und nahm seinen Platz im
Floß ein.
Ein tiefes Grollen drang von unten herauf, als das kalte
Wasser in den Maschinenraum einbrach und die Kessel platzten.
Das Vorschiff zitterte und bebte, kippte dann hintenüber, so daß
der Bug in die kalte Nacht aufragte. Die Stahltrossen, die den
altmodischen Schornstein hielten, rissen unter der übergroßen
Last, worauf er klatschend in den Fluten versank. Das Wasser
stand jetzt bis zum Kajütendach, leckte um die Schwimmkörper
des Floßes und hob es aus seiner Verankerung. Gallagher warf
einen letzten Blick auf Kapitän Hunt, um dessen Beine bereits
die Fluten wirbelten. Er stand da, wie aus Granit gehauen, und
hielt das Ruder fest, entschlossen, mit seinem Schiff
unterzugehen.
Gallagher kam es vor, als wäre die Zeit stehengeblieben. Es
schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis das Schiff unter dem
Floß versank. Doch all das geschah binnen weniger Sekunden.
Dann wurde das Floß weggespült und in die tosende See
geschleudert.
Rundum gellten Hilfeschreie in Mandarin und Kantonesisch,
doch sie konnten nicht darauf eingehen. Und allmählich
erstarben die flehentlichen Rufe im Donner der gigantischen
Wogen und im Brausen des Windes. Es gab keine Rettung. Weit
und breit war kein Schiff, auf dessen Radarschirm man ihren
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