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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut
Autoren: Clive Cussler
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Materialermüdung, von der
Flugzeuge ebenso heimgesucht werden wie Schiffe. In ruhigem
Fahrwasser war so etwas außerordentlich schwer festzustellen,
aber um so deutlicher machte es sich bemerkbar, wenn das
Schiff rauher See ausgesetzt war. Und selbst wenn die Princess neu gewesen wäre, hätten sie die Wellen, die mit vielen Tausend
Tonnen Wucht gegen ihren Rumpf brandeten, in schwere
Bedrängnis gebracht.
Gallagher blieb beinahe das Herz stehen, als er einen Riß im
Schott sah, der erst nach unten verlief, sich dann quer über die
Rumpfplatten zog und von Backbord nach Steuerbord immer
breiter wurde. Er griff zum Bordfernsprecher und rief die
Brücke.
Li Po meldete sich. »Brücke.«
»Geben Sie mir den Käpt'n«, versetzte Gallagher.
Es dauerte einen Moment. »Hier spricht der Kapitän.«
»Sir, hier unten im Maschinenraum ist ein Riesenriß im
Rumpf, und er wird zusehends größer.«
Hunt war wie vom Donner gerührt. Er hatte wider besseres
Wissen gehofft, daß sie es bis zum Hafen schaffen würden, ehe
die Schäden überhandnahmen. »Dringt Wasser ein?«
»Die Pumpen werden nicht mehr damit fertig.«
»Besten Dank, Mr. Gallagher. Können Sie die Maschinen in
Gang halten, bis wir Land sichten?«
»Wie lange wird das Ihrer Meinung nach dauern?«
»In etwa einer Stunde sollten wir ruhigeres Fahrwasser
erreichen.«
»Ich glaube nicht«, sagte Gallagher. »Ich geb' ihr allenfalls
noch zehn Minuten.«
»Besten Dank«, entgegnete Hunt bedrückt. »Verlassen Sie
lieber den Maschinenraum, solange es noch geht.«
Müde legte Hunt den Hörer auf, drehte sich um und blickte
durch die Fenster des Ruderhauses nach achteraus. Das Schiff
hatte mittlerweile merklich Schlagseite und krängte heftig. Zwei
Rettungsboote waren bereits zertrümmert und über Bord gespült
worden. Die nächstbeste Küste anzulaufen und das Schiff auf
Grund zu setzen kam jetzt nicht mehr in Frage. Wenn er das
Schiff in ruhigeres Fahrwasser bringen wollte, mußte er nach
Steuerbord beidrehen. Aber sobald die Princess den
anbrandenden Wogen die Breitseite darbot, war sie verloren.
Allzu leicht könnte sie dabei in ein Wellental geraten, aus dem
sie nie wieder auftauchen würde. Ob das Schiff dabei nun
auseinanderbrach oder wegen der immer dicker und schwerer
werdenden Eisschicht auf seinen Aufbauten kenterte, spielte
keine Rolle - zum Untergang war es auf jeden Fall verdammt.
Er dachte kurz daran, wie alles angefangen hatte, vor dreißig
Tagen und zehntausend Meilen weit weg. An einem Kai am
Jangtse in Schanghai waren die Salons und Kabinen der Princess Dou Wan ausgeschlachtet worden, bevor sie ihre letzte
Fahrt zum Abwrackdock in Singapur antreten sollte,. Das
Auslaufen hatte sich zunächst verzögert, als General Kung Hui
von der nationalchinesischen Armee in einem Packard am Kai
vorgefahren war und Kapitän Hunt zu einem Gespräch in seine
Limousine beordert hatte.
    »Ich bitte um Verzeihung, Kapitän, aber ich muß Sie auf
persönliche Anweisung von Generalissimus Tschiang Kaischek
in die Pflicht nehmen.« General Kung Hui saß da wie aus dem
Ei gepellt - Haut und Hände glatt und weiß wie ein Blatt Papier,
die Uniform tadellos und ohne jede Knitterfalte. Er nahm die
gesamte Rückbank in Beschlag, so daß Kapitän Hunt mit dem
unbequemen Notsitz vorliebnehmen mußte. »Ihr Schiff wird für
eine lange Fahrt benötigt. Ich erteile Ihnen hiermit den Befehl,
alle notwendigen Vorkehrungen zu treffen.«
    »Da muß ein Irrtum vorliegen«, sagte Hunt. »Für lange
Strecken ist die Princess nicht mehr geeignet. Wir haben nur
eine Notbesatzung an Bord, weil wir grade zum Abwracken
fahren wollten, und unser Treibstoff und die Vorräte reichen nur
bis Singapur.«
    »Singapur können Sie getrost vergessen«, sagte Hui, während
er blasiert mit der Hand wedelte. »Wir werden Ihnen reichlich
Treibstoff und Verpflegung zur Verfügung stellen, dazu
zwanzig Mann von unserer Marine. Sobald Ihre Fracht an Bord
ist -« Hui hielt einen Moment inne, steckte eine Zigarette in
einen langen Halter und zündete sie an, »- in etwa zehn Tagen
also, würde ich meinen, erhalten Sie Befehl zum Auslaufen.«
»Ich muß das mit meiner Reederei klären«, wandte Hunt ein.
    »Die Direktoren der Canton Lines sind bereits davon
verständigt, daß die Princess Dou Wan vorübergehend von der
Regierung beschlagnahmt ist.«
»Waren sie damit einverstanden?«
     
Hui nickte. »Da ihnen der Generalissimus eine großzügige
Vergütung in Gold anbot, waren
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