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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt
Autoren: Beatrix Gurian
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»Ganz wie du willst.«
    »Arsch!« Ich drehte mich um und ging, so schnell ich konnte, weg. Als ich über meine Schulter zurückschielte, stand er immer noch am Mülleimer und trommelte wütend mit den Fingern auf den Rand des Korbes.

3
    »Er war nicht der erste Fuchs, den ich bei meinen Meditationen im Wald getroffen habe, aber bei Weitem der schönste. Im gerade erst aufstrebenden Licht der Dunkelheit flammte sein Fell rot auf, die spitze Schnauze zitterte beim Geruch des frischen Blutes.«
    V ergangenheit.
    Biergartenidylle.
    Enten auf dem Wasser, ein Flirt im Ruderboot, ein kleines Wortgefecht. Das erste Treffen mit Valle am Seehaus hatte mich damals lange beschäftigt, immer wieder war ich hin-und hergerissen gewesen, angezogen von seiner Klugheit und abgestoßen von dieser Arroganz. Aber all das kommt mir jetzt ziemlich lächerlich vor angesichts dieses ungeheuerlichen Wahnsinns, der da gerade im Parkhaus abgelaufen ist. Ich weiß nicht genau, wie ich nach Hause gekommen bin. Mir ist kalt, ich zittere am ganzen Körper, als ich die Wohnungstür aufschließe. Noch bevor ich meine Schuhe ausziehe, schicke ich Valle eine SMS, doch er antwortet nicht. Ich versuche es eine Viertelstunde später wieder, aber immer noch nichts. Und als ich anrufe, erreiche ich nur die Mailbox.
    Glücklicherweise ist keiner zu Hause, der mir blöde Fragen stellen kann. Ich gehe duschen, versuche, mich unter dem warmen Wasser zu beruhigen, stelle mir vor, dass Valle den Mann ins Krankenhaus gebracht hat, wo er bestens versorgt wird. Vielleicht habe ich ja Glück und er hat sein Gedächtnis verloren und kann sich nicht mehr an mich erinnern.
    Nach der Dusche ziehe ich mich hastig an, laufe in mein Zimmer, lasse mich auf mein Bett fallen und greife sofort wieder zu meinem Handy.
    Wieder nur Valles Mailbox.
    Da wird meine Zimmertür aufgerissen, ich habe nicht mal gehört, dass jemand nach Hause gekommen ist. Kati wirft sich glückstrahlend neben mich aufs Bett. »Stell dir vor, wen ich heute betreuen durfte!«
    »Gott?«, sage ich, es klingt, als würde ich es herauswürgen. Kati lacht jetzt so, dass ihr Kinngrübchen sich verzieht. »Fast!« Sie stupst mich mit dem Ellbogen an. »Dieter Bohlen!«
    Ich stöhne bloß. Dieser Widerling! Was soll daran so toll sein? Ich beiße mir auf die Zunge, um mir einen ätzenden Kommentar zu verkneifen.
    »Was bist du denn so miesmufflig? Hast du wieder diesen Blödmann Valle getroffen?« Sie richtet sich auf, ihre Augen sind ganz dunkel vor Enttäuschung. »Wieso bist du eigentlich nicht auf der Halloween-Party der Grunks?«
    Die Party unserer Band habe ich völlig vergessen. Robert wird sich zwar freuen, wenn ich dort nicht auftauche, aber alle anderen werden mächtig sauer sein. Aber was soll’s? Ich habe jetzt wirklich andere Sorgen.
    »Mir ist nicht so gut.« Dieser Trick funktioniert garantiert. Kati ist nur knapp zwei Jahre älter als ich, aber merkwürdigerweise so besorgt um mich, als wäre sie meine Mutter.
    »Was ist denn los? Liebeskummer?« Kati streicht sich ihre feuerrote Löwenmähne hinter die Ohren und betrachtet mich forschend.
    Nein, ich habe vielleicht jemanden umgebracht.
    Denke ich bei mir. Und sage laut: »Jetzt erzähl schon, wie ist er denn, der Dieter?«
    »Supernett und total entspannt.«
    »Und das ist alles?« Ich finde selbst, ich höre mich zickig an, aber ich kann nicht anders. Zu viel ist passiert.
    »Wie alles?« Kati steht wieder auf und geht zur Tür. »Du glaubst doch eh, dass alles blöd ist, was ich in dem Praktikum lerne. Reden wir wieder, wenn du Lust dazu hast.«
    Ich will nicht, dass sie weggeht. Will nicht allein bleiben mit diesen schrecklichen Bildern, die sich in mein Gehirn gebrannt haben.
    »Tut mir leid, Kati«, sage ich und meine es ehrlich. »Komm, erzähl schon, wie es war... bitte!«
    Kati zögert, aber nur kurz, dann legt sie sich neben mich aufs Bett und beginnt, von ihrem Tag zu berichten, der so ganz anders war als meiner. Sie macht ein Praktikum beim BR und darf eigentlich nichts tun, außer Kaffee kochen, Meetingräume vorbereiten und Tagesordnungspunktlisten kopieren. Aber heute war die große Ausnahme, da durfte sie Dieter Bohlen vom Eingang abholen und ins Studio bringen.
    Während ich versuche, ihr zuzuhören, schiebt sich schon wieder der Detektiv vor mein inneres Auge. Bewusstlos im Aufzug liegend, mit dem Blut am Kopf.
    Kati zwickt mich in den Arm. »Was habe ich gerade gesagt?«
    »Tut mir leid. Ich muss einfach...«
    ». . . immer
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