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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt
Autoren: Beatrix Gurian
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und macht sich an meinen Ex ran?
    »Toni! Nicht falsch verstehen! Es war nichts!«, versichert sie mit ihren großen Kulleraugen.
    »Du meinst noch nichts!«
    »Wenn ihr jetzt getrennt seid, ist es doch egal. Oder liebst du ihn noch?«
    »Nein, aber...«
    »Hast du einen anderen?«, hatte Robert mich gefragt.
    Vielleicht hat er sich ja absichtlich an Kati rangemacht, um mir eins reinzuwürgen? Wegen Valle?
    »Was aber?«, fragt Kati.
    »Nichts.«
    »Robert ist süß. Ich versteh nicht, warum du ihn verlassen hast.«
    »Süß«, äffe ich sie nach, »süüüß!«
    »Okay, also dann: Stimmt, er ist gar nicht süß, sondern charmant und intelligent und er sieht aus wie Johnny Depp. Und wenn er so lässig hinter dem Schlagzeug sitzt, hat das was, finde ich... Außerdem ist er superaufmerksam und besorgt. Er hat mich in seinem schwarzen Van sogar nach Hause gefahren.«
    Alles, was sie sagt, ist wahr und das verursacht ein wehmütiges Ziehen in meinem Bauch, was natürlich idiotisch ist, denn seit ich Valle kenne, weiß ich, dass Jungs auch anders sein können als Robert. Robert war einerseits eifersüchtig, andererseits auch nach zwei Monaten immer noch so distanziert. Sogar beim Musikmachen ist er nie wirklich aus sich herausgegangen, so wie die anderen aus der Band. Aber trotzdem. Vielleicht hätte Valle gar keine Chance gehabt, wenn Robert mir auch nur ein einziges Mal gezeigt hätte, dass er mich wirklich liebt.
    Unter meinem Kopfkissen vibriert es.
    Ich falle fast vom Bett, so hastig greife ich nach dem Handy. Mit zittrigen Fingern klicke ich mich in die neue SMS.
    »Alles okay!«, lese ich. Gott sei Dank! Aber die SMS geht noch weiter.
    »Er ist tot.«
    Mein Herz setzt einen Schlag lang aus.
    Tot.
    Der Detektiv ist wirklich tot.
    Wie kann Valle dann schreiben, dass alles okay ist? Ich habe einen Menschen umgebracht! Ich werfe einen raschen Blick zu Kati, die sich gerade ihren Fingernägeln widmet. In meinem Kopf wirbelt alles durcheinander, ich lese schnell weiter in der Hoffnung, dass ich vielleicht doch etwas falsch verstanden habe.
    »Wir haben alles im Griff.«
    Alles im Griff? Der Mann ist tot, was kann man da im Griff haben? Die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen.
    »Was ist denn los?«, fragt Kati. »Warum weinst du? Ist es wegen Robert?«
    »Geh bitte einfach!« Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.
    Kati steht zögernd auf. »Hey, wenn das mit Robert für dich so ein Problem ist, dann bleibt er tabu für mich. Das verspreche ich dir.«
    Ich höre sie nur gedämpft, weil ich gerade versuche, durch meinen Tränenschleier die letzte Zeile der SMS zu erkennen.
    »Wir sehen uns morgen. Mach dir keine Sorgen. Sorgen sind nur was für Christen. Valle.«
    Kati schleicht geradezu aus dem Zimmer und in mir schreit alles danach, ihr zu erzählen, was ich getan habe, aber ich schaffe es nicht.
    »Gute Nacht trotzdem!«, flüstert sie.
    »Gute Nacht!«, bringe ich fast tonlos heraus. Als sie die Tür wieder geschlossen hat, schüttelt es mich. Ein Zittern durchläuft mich von Kopf bis Fuß. Ich sehe wieder und wieder die Szene im Aufzug vor mir. Mein Tritt und sein Kopf, der an die Wand gedonnert ist.
    Warum bin ich weggelaufen?
    Warum, warum, warum?
    Warum hab ich überhaupt geklaut?
    Ich schaukle in meinem Bett auf den Knien hin und her, um mich zu beruhigen, aber wie soll ich mich jemals wieder beruhigen? Nichts wird je wieder so sein wie vorher.

4
    »Er witterte das frische Blut an meiner Hand. Ich wusste, ich würde schnell sein müssen. Sehr schnell und achtsam. Kein Zögern jetzt, wenn man sein Zeichen erkannt hat, muss man handeln.«
    A ls Mama mich am nächsten Morgen weckt, habe ich keine Sekunde geschlafen und fühle mich, als wäre ich todkrank. Ich schleppe mich ins Bad und dann zum Frühstück, obwohl der Gedanke an Schwallfis aufdringliche Fröhlichkeit am Morgen geradezu unerträglich ist. Wahrscheinlich hätte er für das, was ich getan habe, auch noch vollstes Verständnis. Obwohl er Anwalt ist, trieft sein Einfühlungsvermögen geradezu aus jeder seiner stark vergrößerten Poren.
    Wie immer hat Mama den Tisch reichlich gedeckt, es gibt Müsli, Käse und Wurst, von Tomaten bis Nutella ist alles da.
    Ich könnte kotzen.
    Schwallfi schickt mir ein heiteres »Guten Morgen!« entgegen und sucht meinen Blick. Warum kann der Mann nicht einfach Zeitung lesen wie andere Leute?
    Zeitung! Ich muss die Zeitung lesen! Vielleicht steht etwas über den Toten in der Tiefgarage.
    »Gut geschlafen?«,
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