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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt
Autoren: Beatrix Gurian
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Gemüsesorten, ich muss kichern.
    Lass das, atme richtig, renne, renne, renne!
    Ich höre, wie die Nägel in meinen Schuhen auf den Betonboden knallen, bescheuert, was das für einen Lärm macht.
    Da, ein Kleinbus parkt gerade ein. Leute steigen aus und erschrecken mich fast zu Tode, zwei Skelette und vier Vampire mit grotesken Gummimasken im Gesicht. Sie lachen und kichern.
    Verdammt, warum hab ich mich bloß von Valle dazu überreden lassen, das ausgerechnet am Halloween-Abend durchzuziehen? Er fand das passend – was für ein Schwachsinn!
    Ich laufe zu den Leuten hinüber, vielleicht glauben sie mir, wenn ich sage, dass ein Mann hinter mir her ist, um mich zu vergewaltigen. Aber nachdem ich keuchend vor ihnen stehen bleibe und paar Worte hervorstoße, winken sie mir nur, sagen »Happy Halloween« und werfen mir Süßigkeiten zu, als wäre ich drei Jahre alt. Dann gehen sie lachend zum Aufzug.
    Stopp!
    Der Aufzug! Das ist die Lösung!
    Mittlerweile hat der Detektiv aufgeholt, ich kann ihn sehen, kann ihn sogar riechen, sein widerliches Rasierwasser mit dem penetranten Moschusduft.
    Ich muss in den Aufzug, aber zuerst muss ich diesen Typ abschütteln. Wieso bin ich überhaupt nach oben gelaufen? Das kennt man doch aus jedem Katastrophenfilm. Treppe hoch und man sitzt in der Falle.
    An der nächsten Ecke bleibe ich mit pochendem Herzen hinter einer Säule stehen. Tomatenebene. Neben mir parkt ein LKW, ich kauere mich für einen Moment hinter die dicken Räder. Schnaufend versuche ich nachzudenken.
    Vielleicht rennt der Detektiv an mir vorbei, ein Stockwerk höher? Dann kann ich nach unten laufen und abhauen. Und die CDs sollte ich gleich mal wegwerfen, das ist doch bestimmt Beweismaterial...
    Bevor ich die CDs aus meiner Jackentasche ziehe, spähe ich hinter meinem Reifen hervor und lasse meinen Blick über das gesamte Parkdeck schweifen.
    Der Typ ist nirgends mehr zu sehen.
    Wie vom Erdboden verschluckt!
    So ein Mist! Als ein Range Rover an mir vorbeifährt, schleiche ich vom Lkw zum nächsten Auto. Er könnte überall sein – oder direkt hinter mir.
    Da, ein Geräusch. Ich fahre herum. Immer noch keine Spur von ihm.
    Die Halloween-Leute sind nach rechts gelaufen, dort müssen also die Aufzüge sein.
    Ich hole tief Luft und sprinte eine Reihe von Autos entlang, bevor ich mich wieder zusammenkauere, diesmal hinter einem schwarzen Mercedes. So arbeite ich mich von Auto zu Auto vor Richtung Fahrstuhl.
    Schließlich sehe ich, immer noch fünfzig Meter entfernt, die gelben Türen, deren Ränder grauschwarz von zahllosen Fingerabdrücken sind.
    Der Aufzug.
    Ich versuche, mich lautlos zu bewegen, aber die Sohlen meiner Stiefel hallen wie Donnerschläge durchs Parkhaus.
    Da, wieder dieses merkwürdige Geräusch. Nur ein Rabe, der an einer zerknüllten McDonald’s-Tüte zerrt.
    Jetzt ist mir alles egal, ich achte nicht mehr auf meine Deckung, sondern rase nur noch hinüber zum Aufzug, hämmere gegen den Knopf, drehe mich dabei immer wieder um – wieso kommt der elende Aufzug nicht?
    Endlich.
    Mit angehaltenem Atem warte ich, dass die Türen aufgehen – menschenleer! Ich bin erleichtert, hatte einen Moment lang Angst, der Detektiv würde mich dort schon grinsend erwarten.
    Im Aufzug stinkt es nach Urin und altem Fett, die Blech-wände sind abgekratzt, und wo sie nicht abgekratzt sind, steht fuck you oder verpiss dich. Komisch, was man noch alles registrieren kann, wenn man vor lauter Schiss am ganzen Körper zittert.
    Ich hämmere auf den Knopf, auf dem Ausgang steht, und hoffe, dass die verdammte Tür endlich zugeht, bevor noch jemand dazukommen kann. Schneller, schneller, schneller – da erscheint plötzlich eine Hand zwischen den fast schon geschlossenen Türen.
    Eine kleine, aber kräftige Männerhand.
    Die Türen schieben sich wieder auseinander.
    Lächelnd steht er vor mir.
    Zum ersten Mal sehe ich ihn richtig an. Er wirkt wie eine jüngere Billigkopie von Bruce Willis. Das Namensschild auf seiner Brust hebt und senkt sich unter seinen hektischen Atemzügen. Thor Friedrichsen steht darauf.
    Er starrt auf meinen Busen und kommt näher, ich weiche unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Gefällt mir, so eine Jagd.« Er zwinkert mir zu. »Für attraktive Mädels wie dich gibt es viele Möglichkeiten, das bei mir wiedergutzumachen.« Und dabei greift er sich demonstrativ in den Schritt seiner schwarzen Stoffhose.
    Eine Panikwelle überrollt mich. Ich hole tief Luft und kicke mit meinen Schuhen zwischen seine Beine.
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