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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt
Autoren: Beatrix Gurian
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doch irgendwelche Drogen genommen?
    Er zeigte auf die Ruder. »Komm, lass uns die Plätze tauschen. Ich hab auch etwas zum Essen mitgebracht, solange kann ich ja rudern.«
    Wir standen beide gleichzeitig auf, das Boot wackelte gefährlich, die anderen Leute in den Booten um uns herum lachten und warteten nur darauf, wer zuerst in die grünbraune Brühe fallen würde.
    »Langsam«, sagte er behutsam. Wir setzten uns wieder. »Erst kommst du zu mir, dann gehe ich zu den Rudern, okay?« Er nickte mir zu, ich erhob mich, bewegte mich sachte auf ihn zu, betete, dass das Boot zu meinen Gunsten etwas schwanken würde, half nach und landete dann wirklich unbeholfen auf seinem Schoß.
    Er hob mich hoch, murmelte »Kleine Rebellin . . .«, setzte mich sanft neben sich, stand auf und redete weiter, als wäre unser Gespräch nicht gerade beinahe ins Wasser gefallen.
    »Sex ist okay, davon kann man haben, so viel man will. Schadet nichts, man sollte es nur nicht mit Liebe verwechseln. Die macht einen abhängig. Wie das ganze Christengesumse überhaupt.« Als er wieder saß, griffen seine Hände nach den Rudern.
    »Sex so viel man will?«, fragte ich so ironisch wie möglich, auch wenn ich überzeugt davon war, dass ich aussah wie Rotkäppchen, das endlich kapiert hat, was der böse Wolf gleich mit ihr tun wird.
    »Na klar, es ist wichtig, dass man seiner Lust nachgibt, allein schon, damit man nicht krank wird.« Er richtete seine blaugrün leuchtenden Augen auf mich. »Allerdings sollte man nicht Sklave seiner Gier werden, sich dabei nicht verlieren.«
    Verlieren. Okay, ich war eindeutig verloren.
    Er zeigte auf seine Tasche. »Da drin sind ein paar Sandwiches mit Huhn und Thunfisch, nimm dir, was du magst, ja?«
    Ich studierte seine Tasche, hoffte, irgendeinen Hinweis darauf zu finden, ob er eine Freundin hatte oder was er sonst so tat, aber da waren nur zwei Sandwiches, ich nahm Huhn, obwohl ich gar keinen Hunger hatte. Biss zweimal davon ab, ließ eine Hand über den Bootsrand ins schillernde Wasser gleiten und fand, dass dieses Ruder-Picknick bis jetzt das Seltsamste, das Prickelndste, das Aufregendste war, was ich bisher erlebt hatte. Etwas, das ich nicht richtig einschätzen konnte.
    Gerade als ich zum dritten Mal in das Sandwich biss, räusperte er sich.
    »Warum läufst du eigentlich mit diesen blöden gefärbten Haaren rum?«
    Ohne es zu wollen, griff ich mit der nassen Hand in meine Haare und verschluckte mich beinahe an dem Bissen, den ich gerade im Mund hatte.
    »Weil ich’s cool finde«, antwortete ich patzig, nachdem ich den Bissen mühsam runtergewürgt hatte.
    »Ist bloß hässlich. Dabei könntest du so gut aussehen. Willst du hässlich sein?«
    Ich überlegte, ob ich ihm das Sandwich vor die Füße werfen oder selbst über Bord hechten und einfach wegschwimmen sollte.
    »Und du bist der Meister der Schönheit, oder was?«
    Er grinste amüsiert und ließ die Ruder los. »Klar, ich liebe Schönes. Sonst hätte ich mich wohl kaum mit dir getroffen. Noch schlimmer als dumme Frauen sind hässliche Frauen.«
    Jetzt reichte es mir endgültig. »Übst du eigentlich für eine Fernsehsendung als Arschloch des Jahres oder was sollen deine blöden Sprüche?«
    »Ich teste dich.«
    »Scheiße!« Ich entschied mich dafür, das restliche Sandwich ins Wasser zu werfen, und sprang auf.
    Schlechte Idee, das Boot bekam diesmal eine dermaßen ge fährliche Schlagseite und es schwappte so viel Wasser herein, dass meine Füße knöchelhoch in der trüben Brühe standen.
    »Setz dich«, sagte er, zögerte einen Moment und fügte noch ein sehr liebevoll klingendes »Bitte!« dazu.
    Und ich sank zurück auf den Sitz, wie betäubt von diesem merkwürdigen Gespräch.
    Er griff wieder zu den Rudern und wendete das Boot.
    »Hey, ich wollte dich nicht beleidigen.« Seine Stimme wurde zu einem zärtlichen Flüstern. »Ich kapier bloß nicht, warum du so wütend bist. Was kratzt es dich, wenn ich sage, dass ich dumme Frauen nicht leiden kann. Du bist klug, oder?«
    »Weil, weil...«Ich stotterte und hasste mich dafür. »Weil es nicht korrekt ist.«
    »Und was nennst du korrekt?« Seine Augen waren so auf meine fixiert, dass es mir vorkam, als könnte ich sie nicht bewegen.
    Unsinn. Demonstrativ schaute ich an ihm vorbei. »Wer entscheidet denn, was dumm ist und was nicht?«
    »Ich, wer sonst!« Er lachte und schüttelte leicht den Kopf. »Schau mal, die Enten freuen sich über das Sandwich.« Er deutete auf eine Stelle hinter mir, zu der ein
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