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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt
Autoren: Beatrix Gurian
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werde nur sehr selten rot, aber nach Valles Kommentar war mir das Blut ins Gesicht geschossen. Das konnte ich natürlich so nicht auf mir sitzen lassen. Deshalb hakte ich nach, was er denn mit dem Gerede vom »wahren Rebellen« meinen würde. Aber er hat nur den Kopf geschüttelt, gelacht und mir dann kryptisch geantwortet: »Das erkläre ich dir gerne ausführlicher. Aber nicht hier. Und nicht jetzt.«
    Und bevor ich wieder klar denken konnte, hatte ich Valles Handynummer gespeichert und stand wieder allein auf der Tanzfläche. Ich erwischte gerade noch einen misstrauischen Blick von Robert, der mich dazu brachte, mein Handy ganz schnell verschwinden zu lassen.
    Zwei Wochen später war es dann so weit: das erste richtige Date mit dem geheimnisvollen Valle. Ich war froh, dass wir uns am Bootsverleih verabredet hatten, weil wir uns hier nicht verfehlen konnten.
    Auf dem See waren schon viele kleine Tret-und Ruderboote unterwegs. Fast so viele wie Enten und Schwäne. Knapp über der Wasseroberfläche schwebten kleine duftige Knäuel, die aussahen wie Flaumfedern. In Wirklichkeit waren es Blüten, die von den Bäumen im Englischen Garten angeweht worden waren.
    Als ich ankam, sah ich ihn sofort. Er war schon unten am Steg, wieder in schwarzen Jeans und einem schwarzen T-Shirt, in der Hand eine Tasche und einen langen schwarzen Umhang. Gerade beugte er sich zu einem Ruderboot, um die Taue zu lockern. Dabei verrutschte sein T-Shirt und ich konnte einen Blick auf sein Schlüsselbein werfen. Weiß und irgendwie schüchtern ragte es aus dem Ausschnitt und ich spürte ein merkwürdiges Ziehen im Bauch und wollte es sofort anfassen, dieses bekloppte Schlüsselbein.
    Doch stattdessen kam ich näher und brachte immerhin ein »Hallo« heraus.
    Er drehte sich zu mir und deutete dann auf das kleine weißblaue Ruderboot.
    »Hi, ist das okay für dich?«, fragte er und lachte mich an, mit diesen Augen.
    Und alles, was ich dachte, war: Ich muss mich dringend setzen. Mein Puls trommelte härter und schneller als jedes Solo, das Robert mir jemals vorgespielt hatte.
    Ich ging also zu Valle, kletterte über den Bootsrand, stieg in das schaukelnde Boot und ließ mich sofort auf eines der harten Holzbretter fallen. In meinen Ohren summte es komisch.
    Er stieg dazu, warf den Umhang neben sich, danach die Tasche. Dabei schwankte das Boot so unruhig hin und her, dass ich mich an den Seiten festklammern musste, um nicht von meinem Holzsitz zu kippen.
    Valle lachte mich an. »Macht Spaß, oder?«
    »Klar!«, versicherte ich, und weil ich ihn dabei ganz ungeniert betrachten konnte, meinte ich es auch so.
    »Und du willst rudern?«, fragte Valle und zog eine seiner schwarzen Augenbrauen in die Höhe.
    Ich blickte ihn verständnislos an, woraufhin er auf die beiden Ruder zeigte, die tatsächlich rechts und links neben meinem Sitz an der Bootswand befestigt waren.
    Ich wurde rot. Hoffentlich blamierte ich mich jetzt nicht gewaltig.
    »Oder bist du etwa zu schwach? Er grinste, was mich natür lich schleunigst dazu brachte, ihm zu versichern, dass ich quasi die Ruderqueen Münchens wäre.
    »Gut, dann packe ich mal unser Picknick aus.«
    »Picknick?«
    »Ich dachte, das würde dir Spaß machen.« Jetzt verwandelte sich sein Grinsen in ein Lächeln.
    Ich starrte auf den glitzernden See, damit Valle nicht gleich sehen konnte, wie gerührt ich war. So etwas hatte sich noch nie jemand für mich ausgedacht. Robert jedenfalls wäre das im Traum nicht eingefallen – Seepicknick, das hätte er lächerlich spießig gefunden.
    »Wie wär’s erst mal mit Kaffee?« Valle beugte sich etwas vor, das brachte einen Duftschwall von Zigaretten, Kaffee und etwas anderem zu mir, das mich an Kirche erinnerte. Nein, nicht Kirche, Weihrauch.
    Und ich sah wieder sein Schlüsselbein, unter dem eine blaue Ader pochte. Deutlich langsamer als mein Puls.
    Ich versuchte, mich abzulenken, und legte mich gewaltig ins Zeug, leider patschten die Ruder dabei bloß höchst unprofessionell aufs Wasser, das Boot kam ins Strudeln und bei meinem Versuch, den Kurs zu halten, spritzte ich uns voller Wasser.
    »Hey!« Valle, der gerade zwei Becher »Coffee to go« aus seiner schwarzen Tasche herausgeholt hatte, schwankte gefährlich und verschüttete etwas Kaffee auf seiner Hose.
    »Verdammt heiß!«, sagte er mit so einem merkwürdigen Ton, und weil er mir dabei direkt in die Augen sah, wurde mir auf der Stelle noch heißer, als es mir von meinen jämmerlichen Ruderversuchen ohnehin schon
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