Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
...und der grüne See (German Edition)

...und der grüne See (German Edition)

Titel: ...und der grüne See (German Edition)
Autoren: Heinrich Lause
Vom Netzwerk:
„D
    enny?“, schallte es durch das Treppenhaus.
„Ja, Mama?“
„Du hast mal wieder den Termin verpennt!“
„Du solltest schon vor einer halben Stunde beim Friseur
sein!“„Tschuldige! Kannst du ´nen neuen machen? Den gebe ich
ganz bestimmt in den PC ein, ok?“ Das klang ziemlich genervt,
fand Salomé.
    „Das war schon das fünfte Mal, dass ich einen Termin ge
-
macht habe.“
„Ja, is` ja gut! Bleib cool. Nächste Woche gehe ich bestimmt,
Mama!“
„Nächste Woche …“ Salomé hatte ihre Zweifel.
„Auf jeden Fall noch in den Ferien!“, legte Denny vorsichts-
halber nach.
„Was?“ Salomé glaubte, sich verhört zu haben.
„Ich schwör, dass ich in den Ferien noch hingehe.“
„Sag mal, geht’s noch?“ Seine Mutter stand noch immer
am Treppengeländer. Sie verlor nun doch die Geduld. „In drei
Wochen stolperst du über deine Haare, mein Lieber, und glaube
ja nicht, dass wir dich dann so zur Schule bringen. Dann kannst
du mit dem Bus fahren, das schwör ich dir!“
„Bündel deine Shakra, Mama!“ Der Spruch kam laut genug,
um seine Mutter aus dem Konzept zu bringen.
„Was hast du gesagt? Hör mal, lass die Scherze!“
„Man, jetzt chill doch mal, ey!“, murmelte Denny etwas
leiser - mit der Maus klickend - vor sich hin.
„Wie bitte?“ Salomes Stimme bekam etwas Bedrohliches.
„Hast du irgendwas von gesagt?“
Für Denny war es jetzt an der Zeit, zurückzurudern:
„Nichts!“, rief er schnell nach unten. „Alles in Ordnung, Mama.
Ich hab dich lieb! Ich geh sofort … gleich los und mach selber
`nen Termin klar, ok? Vielleicht hast du ... äh, hab ich ja Glück,
dass ich sofort dran komme. Bin hier jetzt mitten im achten
Level und kann unmöglich raus. Wenn ich durch bin, bin ich
sofort weg, ok?“
Denny vernahm ein Seufzen seiner Mutter, atmete tief durch
und konzentrierte sich auf das Spiel. Der Friseur war natürlich
wieder vergessen.
    Geschafft! Denny schaute aus dem Fenster des Einfamilienhauses.
DieWohnsiedlung lag in einer ländlichen Gegend am Rande
von Reiinghausen. Vor ungefähr zehn Jahren ließen sich seine
Eltern dieses gemütliche Eigenheim bauen. Salomé und Samuel
waren Ärzte und viel beschäftigt. Seine Großeltern hatte Denny
nie kennengelernt. Die Großmutter starb lange Zeit vor seiner
Geburt und als er zwei war, auch sein Großvater.
    Sein Blick verweilte auf der Fensterbank.
Auf sämtlichen Fensterbänken im Haus verteilt, befanden
sich neben Zimmerpflanzen auch eine Vielzahl von Steinen.
Manche wiesen die Größe von Kieselsteinen auf, andere die von
Hühnereiern. Doch auch anhand von Form und Material konn-
te man sie auseinander halten. Es gab runde, eckige, ovale und
manche unterschieden sich noch zusätzlich durch Fladerungen
oder Farbtöne von den anderen. Einige enthielten sogar seltene
Fossilien, wie sein Vater ihm einmal erklärt hatte. Doch es waren
nicht nur die oft außergewöhnlichen Farbkombinationen, die
ihn immer wieder dazu anregten, die Steine zu betrachten oder
sie in die Hand zu nehmen. Einige wurden durch die Berührung
sofort warm, ja sogar heiß, andere jedoch blieben so kalt wie
Eiswürfel, egal wie lange er sie in der Hand hielt.
Für Dennys Eltern waren sie offenbar von Wichtigkeit. Oft
beobachtete er seine Mutter, wie sie jeden einzelnen Stein inten-
siv pflegte und putzte. Auf seine Fragen erhielt er die Antwort,
dass das alles ganz besondere Steine seien, die man nur an
besonderen Plätzen finden konnte. Sie stammten aus bestimm-
ten Gebieten Europas, fernen Ländern und sogar von anderen
Kontinenten. Seine Mutter hatte ihn darum gebeten, sorgsam
mit den Steinen umzugehen. Denny wusste, dass nicht wenige
Menschen der Überzeugung waren, dass bestimmte Steine vor
negativen Einflüssen schützen konnten, ja, sogar über heilende
Kräfte verfügten. Auch seine Eltern waren dieser Meinung. Für
Denny war das schwer nachvollziehbar. In seinen Augen waren
sie zunächst nur einzigartig und schön anzusehen. Sie umgaben
ihn, solange er zurückdenken konnte.
Sie waren da und gehörten zu seinem Umfeld, ohne dass er
sich den Kopf darüber zerbrach.
Dennys Gedanken verweilten während der Ferien oft in der
vergangenen Schulzeit, und er dachte mit Widerwillen an
das neue Schuljahr. Er war jetzt zwölf Jahre alt und würde
nach den Sommerferien die siebente Klasse besuchen. Seine
Art nervte die anderen. Desbalb wurde er bei Gruppen- und
Partnerarbeiten oft ausgeschlossen, es sei denn, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher