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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Autoren: ANNE HERRIES
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langen Flitterwochen. Dein Onkel reiste mit mir für zwei Wochen nach Devon, ehe er mich auf seinen Besitz brachte. Mir läge wirklich nichts daran, auf holprigen ausländischen Straßen durchgeschüttelt zu werden!“
    „Aber wie aufregend, Italien zu entdecken! All die schönen Paläste und Kunstschätze! Ich habe Bilder davon gesehen.“
    „Nun, mit den Bildern wirst du dich wohl zufriedengeben müssen. Marianne mag ja nun einen Marquis haben, doch wird dir kaum das Gleiche zustoßen. Schon dein Haar ist viel zu störrisch und wild, als dass es anziehend sein könnte. Du musst es unter einem Häubchen verbergen oder zu einem festen Knoten schlingen, damit es zumindest gefällig wirkt.“
    „Ja, ich weiß, meine Haare sind grässlich“, gab Jo zu. In dieser einen Sache stimmte sie mit ihrer Tante überein; ihr Haar, dessen flammend rote Lockenpracht in ungebändigten Locken ihr Haupt umgab, war grässlich. Sie mochte es noch so fest zurückbinden und zusammenstecken, immer wieder lösten sich einzelne Strähnen, ringelten sich um ihre Wangen und gaben ihr ein wildes ungebärdiges Aussehen. Wie sehr sie sich wünschte, Mariannes honigblondes Haar zu haben oder Lucys, das hell wie silberne Mondstrahlen war! Auch Lucy würde einmal, genau wie Marianne, sehr schön werden, doch sie selbst war eben ganz durchschnittlich. Zwar besaß sie regelmäßige Züge, und wenn ein Häubchen die wilde rote Pracht verbarg, sah sie durchaus hübsch aus, doch ihre Haare hätten definitiv einer wilden Barbarin angestanden. Auch Papa hatte das immer gesagt, wenn auch mit liebevoller Zuneigung, wodurch das Wort seinen Stachel verlor. „Ich tue mein Bestes, doch noch so viele Haarklemmen halten es nicht auf Dauer in Zaum.“
    „Nun, wahrscheinlich spielt es sowieso keine Rolle; du wirst Bath kaum im Handstreich erobern. Wenn du heiraten willst, wirst du dich mit einem respektablen Herrn geringen Vermögens einrichten müssen.“
    „Da ich nicht auf Heirat aus bin“, entgegnete Jo möglichst würdevoll, „ist mein Aussehen wirklich nicht wichtig, da gebe ich Ihnen recht, Tante. Ich werde daheim bleiben, mich guten Werken widmen und Mama und Tante Bertha unterstützen.“
    Lady Wainwright warf ihr einen niederschmetternden Blick zu. Jo wusste, sie hatte ihre Tante schon wieder verärgert, aber da ihr das permanent zu gelingen schien, wandte sie sich wortlos ab und schaute aus dem Fenster. Diese Reise nach Bath würde ihr sehr lang werden!
    „Hier werden wir über Nacht bleiben“, verkündete Lady Wainwright, während sie den gemütlichen Salon des Gasthofs musterte. „Eigentlich wollte ich ja ohne Unterbrechung durchfahren, doch nun, da eins der Pferde lahmt, würde es sehr spät werden. Für die Weiterreise fühle ich mich jetzt zu erschöpft. Morgen ist immer noch früh genug.“
    Jo stimmte ihr zu, denn auch sie war ein wenig müde. „Hat der Wirt Zimmer für uns?“
    „Millicent wird bei dir nächtigen müssen, aber das ist ja keine große Beschwernis. In einem solchen Haus ist es für ein junges Mädchen sowieso besser, nicht allein im Zimmer zu schlafen.“
    Zwar seufzte Jo im Stillen, doch sie konnte schlecht ablehnen, die Zofe ihrer Tante bei sich aufzunehmen. Es ist vielleicht sogar besser so, dachte sie, als im gleichen Augenblick aus dem Salon gegenüber lautes Gelächter an ihr Ohr drang. Dort hatte sich eine Gesellschaft junger Herren zusammengefunden, und dem Lärm nach zu urteilen, floss der Wein vielleicht in zu großen Strömen. Einer der Männer musterte sie unverhohlen, sodass sie, verärgert ob des dreisten Blickes, die Augen abwandte. Sein Verhalten war unhöflich und verursachte ihr Unbehagen, denn sie hatte ihr modisches Häubchen abgesetzt, und nun wallte ihr das Haar lose, in wirren Locken um das Gesicht und über den Rücken hinab. Mittlerweile wünschte sie sehnlich, sie hätte es in einem straffen Zopf gebändigt, da Lady Wainwright ihr schon zum zweiten Mal einen tadelnden Blick zuwarf.
    Im Laufe des Abends lärmten die Herren in dem anderen Gastraum immer lauter, und so begrüßte Jo es, obwohl sie noch nicht richtig müde war, dass ihre Tante empfahl, sich zurückzuziehen.
    Als sie in den Gang traten, kehrte eben einer der jungen Männer an die Tafel zurück. Mit spöttischem Blick musterte er Jo und stellte sich ihr absichtlich in den Weg, sodass sie sich an ihm hätte vorbeiquetschen müssen.
    „Wollen Sie mich bitte vorbeilassen, Sir?“
    Er grinste beinahe höhnisch. „Vielleicht,
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