Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Autoren: ANNE HERRIES
Vom Netzwerk:
vielleicht auch nicht …“
    „Bitte, meine Tante wartet.“
    In diesem Moment sah Lady Wainwright sich um und bemerkte Jos Bedrängnis. „Lassen Sie meine Nichte freundlicherweise vorbei, Sir, andernfalls müsste ich den Wirt um Beistand bitten.“
    Der Mann sah sie wütend an, gab jedoch den Weg frei, obwohl Jo spürte, dass er ihr mit den Blicken folgte, als sie die Treppe hinaufstieg. Jetzt war sie froh, dass Millicent bei ihr schlief – die Blicke des Fremden hatten ihr nachgerade eine Gänsehaut verursacht. Welch ein unangenehmer Mensch er doch war! Eben hörte sie stürmisches Gelächter heraufschallen; er hatte sich offensichtlich wieder seinen Freunden zugesellt, und wahrscheinlich war sie nun der Gegenstand ihres Gesprächs. Hoch erhobenen Hauptes hastete sie die Treppe hinauf. Sie fand den Mann abstoßend und hoffte, ihm nicht noch einmal begegnen zu müssen.
    Allerdings wäre er der perfekte Schurke für die Geschichte, an der ich gerade schreibe. Ich werde ihm die Rolle des niederträchtigen Earls geben, überlegte sie.
    Ehe sie zu Bett ging, trat sie ans Fenster und sah hinaus. Unten wandelte im Mondschein ein einsamer Gentleman im Garten umher. Sie glaubte in ihm den aus der Gesellschaft zu erkennen, der sich wesentlich ruhiger und gesetzter verhalten hatte als die anderen Herren.
    Ihr Gedankengang wurde durch das Eintreten Millicents unterbrochen. Rasch machte sie Toilette und schlüpfte dann ins Bett.
    „Na, was hältst du von ihr?“, fragte Ralph Carstairs den Mann, der rechts neben ihm saß. „Keine echte Schönheit – aber dafür recht ungewöhnlich, finde ich. Dieser Stolz in ihren Augen! Und Feuer unter ihrer kühlen Haltung.“
    „Ja, auf jeden Fall attraktiv“, entgegnete Hal Beverley. „Aber nicht für dich bestimmt, Carstairs. Dieser Drache, der sie bewacht, wird jeden, der nicht reinen Herzens und reinen Sinnes ist, verschlingen. Du wirst keine Gelegenheit bekommen, dich ihr zu nähern, und mit Recht, alter Junge.“
    Carstairs lachte rau auf. „Die Tante hast du ganz richtig beschrieben. Ich bin mit Wainwright entfernt bekannt und glaube, sie macht ihm das Leben sauer. Kein Wunder, dass er sich jahrelang ein loses Vögelchen in der Stadt hielt.“
    „Wie wir alle, oder?“, sagte Hal milde, obwohl er selbst seit seiner Rückkehr aus Spanien davon abgesehen hatte. Die Suche nach seiner Schwägerin hatte Vorrang. „Aber du liebst das Verbotene, Carstairs, und deshalb sage ich dir, dieses Mädchen ist nichts für dich – oder jeden deiner Sorte. Bei dieser jungen Dame heißt es Heirat oder gar nichts, wie es sich gehört.“
    „Nun spiel hier nicht den Prüden“, murrte Carstairs. „Haben wir dich nicht alle um die Gunst der heißblütigen Madalena beneidet?“
    „Und sie selbst genossen, kaum dass ich ihr den Rücken gekehrt hatte“, sagte Hal, der wusste, dass die spanische Schöne ihre Liebhaber gewechselt hatte wie andere das Hemd. „Ich habe sie dir gegönnt. Mir war sie ein zu heißes Eisen; man musste seine Seele verkaufen, um ihr zu genügen.“
    „Aber der kleine Rotschopf hat etwas, das an sie erinnert, findest du nicht?“
    „Das ist mir nicht aufgefallen, doch ich habe sie ja auch nicht den ganzen Abend mit Blicken verschlungen, Carstairs.“ Er grinste träge. „Bestimmt hast du ihr Albträume verursacht. Und nun entschuldige mich, ich brauche noch etwas frische Luft, ehe ich zu Bett gehe.“
    Hal überließ die Männer ihren prahlerischen Geschichten und ging hinaus in die kühle Nacht. Es verdross ihn, dass er an Carstairs und seine Genossen geraten war. Er gab sich nur ungern mit ihnen ab und hoffte, dass sie wirklich, wie sie erwähnt hatten, unterwegs zu anderen Vergnügungen waren und nicht in Bath auftauchen würden. Auf die Aufforderung, sich ihnen anzuschließen, hatte er dringende Geschäfte vorgeschützt – was auch stimmte, nur dass diese Geschäfte sehr persönlicher Natur waren. Er wollte seine Mission vorläufig geheim halten, doch Carstairs kannte Matts Ehefrau und würde wahrscheinlich die Neuigkeit, dass sie schwanger war, nicht für sich behalten. Hal wollte diese Tatsache indes seinem Vater persönlich und sehr behutsam beibringen, weil er fürchtete, der Schock könnte den alten Herrn an den Rand des Grabes bringen.
    Jo war schon früh am nächsten Morgen auf und froh, dem engen, stickigen Zimmer entkommen zu können. Sie wollte, ehe es Zeit zum Frühstück war, noch ein wenig frische Luft schnappen. An ein paar Knechten und Mägden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher