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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Autoren: ANNE HERRIES
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doch die Leihbücherei oder mach Besorgungen. Ich werde hier anschließend auch den Lunch nehmen; also sehen wir uns dann zu Hause beim Tee.“
    „Danke, Tante“, sagte Jo, erfreut, ein wenig freie Zeit zu haben. „Ich hoffe, Sie genießen die Anwendungen.“
    „Nun, es geht nicht um den Genuss. Ich tue es für meine Gesundheit.“
    „Ja, sicher, Tante. Gibt es irgendetwas, das ich für Sie mitbringen kann?“
    „Oh, besorg mir in der Konditorei ein halbes Pfund Sahnetrüffeln, aber achte darauf, dass sie frisch sind. Nicht, dass sie dir die von der letzten Woche verkaufen!“
    „Ja, Tante, ich werde frische verlangen.“
    Jo eilte davon, bevor ihre Tante es sich vielleicht anders überlegte. Zwar durfte sie auf ihre dringenden Bitten hin an einem Damen-Diskussionszirkel teilnehmen, der sich einmal wöchentlich zusammenfand, doch ansonsten konnte sie kaum einmal allein ausgehen. Deshalb war es für sie sozusagen ein Fest, einen Nachmittag lang tun und lassen zu können, was sie wollte.
    Gemächlich schlenderte sie durch die Hauptstraße und betrachtete die kostspieligen Auslagen der eleganten Geschäfte. Zusammen mit Marianne hatte sie daheim zwei sehr hübsche, ausgesprochen schicke Hütchen gefertigt, die mit dem, was hier angeboten wurde, durchaus mithalten konnten, und da ihre Tante sich nicht beschämen lassen wollte, hatte sie ihre Nichte mit einer für diesen Aufenthalt passenden Garderobe versorgt, deshalb verspürte Jo trotz des üppigen Angebotes nicht den Wunsch, etwas zu erwerben. Doch dann entdeckte sie in einem Laden, der Silberwaren ausstellte, ein entzückendes Döschen, aus dem, wenn man es öffnete, ein kleiner silberner Vogel auftauchte und eine Melodie zwitscherte. Vor kurzem erst hatte sie eine solche Spieldose bei einer mit ihrer Tante befreundeten Dame sehr bewundert. Ob ihr Budget zulassen würde, dass sie die Dose für Lucy kaufte? Nun, wenn erst der Zeitpunkt ihrer Rückreise feststand, würde sie sich nach dem Preis erkundigen, vielleicht war ja dann von ihren kargen Mitteln noch ausreichend übrig.
    Sich von dem Fenster abwendend, stieß sie beinahe mit einem Herrn zusammen, der, um sie vor einem Sturz zu bewahren, ihren Arm ergriff. Als sie zu ihm aufblickte, erstarben ihr die Dankesworte auf den Lippen, und sie riss erstaunt die Augen auf, denn er schaute ihr kühn und mit verwegenem Blick ins Gesicht. Seine Lippen waren zu einem einladenden Lächeln verzogen, und einen winzigen Augenblick hatte sie das seltsame Gefühl, er wolle sie küssen. Es war der Gentleman, der sie auf der Herreise in jenem Gasthof vor dem grässlichen, unverschämten Mann bewahrt hatte.
    „Ich bitte um Entschuldigung. Ich habe nicht aufgepasst …“ Jo errötete bei dem Gedanken an den bewussten Zwischenfall ein wenig verlegen, doch der Mann schien sich nicht daran zu erinnern – er benahm sich, als hätten sie sich nie zuvor getroffen.
    „Vorsichtig, hübsches Kind, ich hätte Sie umstoßen können, und das hätte mich ganz schrecklich betrübt – ich hätte es mir nie verzeihen können.“
    „Die Schuld hätte allein bei mir gelegen, Sir“, sagte Jo und trat einen Schritt zurück. Sofort ließ er ihren Arm los. Sie entschied, sich ebenso unbefangen wie er zu verhalten; vielleicht hatte er sie wirklich nicht wiedererkannt. „Sehen Sie, ich war in Gedanken vertieft – wegen der Spieluhr dort in der Auslage; die würde meiner Schwester Lucy ungemein gefallen.“
    „Ah, ein hübsches Spielzeug“, sagte der Gentleman mit einem Blick in das Schaufenster. „Ihre Schwester findet Gefallen an solchen Dingen?“
    „Sie hat noch nie etwas dergleichen besessen, doch sie ist romantisch und verträumt, bestimmt würde sie Freude daran haben; allerdings fürchte ich, es könnte zu teuer sein.“
    „Nicht unwahrscheinlich. Aber vielleicht hat sie bald Geburtstag? Soll ich es Ihnen kaufen, als Wiedergutmachung dafür, dass ich Sie so erschreckt habe?“
    „Oh, nein!“ Jo war entsetzt und peinlich berührt. Für was hielt er sie? „Das könnte ich niemals annehmen! Was für ein Angebot! Wie könnte ich mir von einem Fremden etwas schenken lassen?“
    „Sind wir denn Fremde?“, fragte er mit blitzenden Augen. „Immerhin weiß ich schon, dass Sie eine entzückende Schwester namens Lucy haben, und ich bin mir sicher, wir könnten uns noch besser kennenlernen, wenn Sie mir erlaubten, Sie … sagen wir, zu einer heißen Schokolade einzuladen.“ Er sah sie, Schalk im Blick, herausfordernd an, was sie ein
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