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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Autoren: ANNE HERRIES
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vorbei, die schon ihr Tagwerk begonnen hatten, ging sie durch den Gang nach hinten hinaus, wo sie einen von hübschen Beeten umgebenen Hof erspäht hatte. Doch kaum trat sie aus der Tür, sah sie auf einer Bank neben der Pumpe eben den Mann sitzen, der sich ihr gegenüber gestern so dreist verhalten hatte. Er schien gerade den Kopf unter den Wasserstrahl gehalten zu haben und bot nun seinen nackten Oberkörper den ersten Sonnenstrahlen dar. Peinlich berührt murmelte sie: „Oh, Verzeihung …“, doch ehe sie sich zurückziehen konnte, sprang er auf, kam ihr mit raschen Schritten nach und hielt sie am Arm fest. Hochmütig forderte sie ihn auf: „Lassen Sie mich gehen, ich war mir nicht bewusst, dass jemand hier sein könnte.“
    Mit einem Grinsen, dass sie nur als anzüglich bezeichnen konnte, sagte er: „Lauf nicht weg, meine Schöne. Gib zu, du hast mir nachgespürt. Ich weiß doch, wie du mich gestern Abend angesehen hast! Nun ist deine Anstandsdame nicht hier, da können wir ein wenig Spaß miteinander haben …“
    „Nein!“ Jo wurde jäh bewusst, dass sie allein mit ihm war, und verspürte einen Hauch von Furcht. „Ich wünsche Ihre Bekanntschaft nicht, Sir. Ich muss gehen, meine Tante wird sonst nach mir suchen.“
    „Wenn ich dich gehen lasse, kostet das ein Lösegeld!“ Carstairs zog sie an sich. „Mindestens einen Kuss wirst du mir zahlen.“
    „Lass sie gehen, Carstairs!“
    Unbemerkt von Jo war jemand herangekommen, und sein befehlender Ton bewirkte, dass Carstairs unverzüglich von ihr abließ. Hastig riss sie sich los und wandte sich um. Hinter ihr stand der Gentleman, der in der vergangenen Nacht im Garten gewandelt war. Nun, von Nahem bemerkte sie, wie gut er aussah, mit dunklem Haar und dunklen Augen und einem festen, von Entschlossenheit sprechenden Kinn.
    „Danke, Sir“, sagte sie, „ich muss jetzt hinein, ehe man mich vermisst.“
    „Sie wären besser gar nicht erst hinausgegangen“, entgegnete Hal scharf. „Dies ist nicht der richtige Ort für eine junge Dame, vor allem nicht zu einer so frühen Stunde.“
    „Wahrscheinlich haben Sie recht“, sagte Jo leise und entfernte sich eilig, ohne sich noch einmal umzusehen, obwohl sie hörte, dass dort scharfe Worte gewechselt wurden.
    „Verdammt, was musst du dich einmischen!“, fauchte Carstairs. „Schließlich wollte ich sie nur küssen!“
    „Was du vorhattest, weiß ich, und ein Kuss war nur der geringere Teil davon. Wir sind hier in England, nicht mehr auf der spanischen Halbinsel; es herrscht kein Krieg – für dein Verhalten gibt es keine Entschuldigung. Wobei meiner Ansicht nach selbst der Krieg etwas Derartiges nicht entschuldigt. Und das Mädchen, das du gerade belästigt hast, ist jung und unerfahren und verdient, dass man ihm respektvoll und manierlich begegnet.“
    „Na, es ist ihr ja nichts passiert“, murrte Carstairs, betrachtete Hal jedoch mit Unbehagen, denn er wusste, er selbst würde bei einem Faustkampf den Kürzeren ziehen. Um gegen Hal Beverley eine Chance zu haben, müsste er ihm schon mit einer Pistole in der Hand entgegentreten. Nun, die Zeit mochte womöglich noch kommen. „Sie ist ja schon zu diesem Drachen von Tante zurückgerannt. Vermutlich habe ich sie zum letzten Mal gesehen.“
    „Komm, meine Hand darauf, wir müssen uns wegen dieser Sache nicht entzweien, Carstairs“, sagte Hal.
    Carstairs ergriff die Hand mit einer gespielt freundschaftlichen Geste. „Willst du nicht doch mit uns kommen? Es wird viel Spaß geben.“
    „Nein, danke, aber wir werden uns sicher in London sehen.“ Damit wandte er sich ab.
    Mit wütend funkelnden Augen sah Carstairs ihm nach. Arroganter Teufel! Beverley und seine Clique haben sich schon immer für etwas Besseres gehalten, dachte er, aber das hat Matt Beverley nicht davor bewahrt, sich den Hals zu brechen – bei einem Sturz, dem ein klein wenig nachgeholfen wurde … und vielleicht ereilt dich ja das gleiche Schicksal wie deinen Bruder, mein feiner Bursche.
    Jo ließ den Blick durch die Trinkhalle schweifen und stellte seufzend fest, dass fast alle Anwesenden etwa im Alter ihrer Tante standen. Sie langweilte sich inzwischen, denn in dieser Woche waren sie schon zum vierten Mal hier, doch wenigstens würden sie heute Abend die Gesellschaftsräume aufsuchen, wo sie hoffentlich ein paar jüngere Leute traf.
    „Ich denke, ich werde die Bäder anwenden“, verkündete Lady Wainwright plötzlich zu Jos Erstaunen. „Du brauchst nicht zu bleiben, Josephine. Besuch
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