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Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken
Autoren: Sophie Kinsella
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meine Gegenwart spüren.«
    »Ja. Also, ich habe auch irgendetwas gespürt...«, versuche ich mich zu verteidigen.
    »Aber natürlich.« Er gibt mir einen Kuss. »Hi Danny.«
    »Hi«, sagt Danny und sieht dabei zu, wie Luke seinen dunkelblauen Kaschmirmantel auszieht, dann die Manschettenknöpfe öffnet und gleichzeitig die Krawatte löst, und das alles mit den gleichen zielgerichteten, flinken und geschickten Bewegungen, mit denen er immer alles macht.
    Einmal, als Danny und ich tierisch betrunken waren, fragte er mich: »Ist Luke im Bett eigentlich genau so, wie wenn er eine Flasche Champagner aufmacht?« Und obwohl ich empört aufschrie, Danny mit Fäusten bearbeitete und ihm sagte, dass ihn das gar nichts angehe, konnte ich doch irgendwie verstehen, was er meinte. Luke fackelt nie lange herum oder zögert oder sieht verwirrt aus. Er weiß immer ganz genau, was er will, und im Großen und Ganzen bekommt er das auch immer - ganz gleich, ob es darum geht, eine Flasche Champagner geräuschlos zu öffnen oder einen neuen Kunden anzuwerben oder im Bett eine...
    Ähem. Wie dem auch sei. Lassen Sie es mich so formulieren: Seit Luke und ich zusammenwohnen, hat sich mein Horizont erstaunlich erweitert.
    Jetzt nimmt er die Post in die Hand und sieht sie schnell und zielsicher durch. »Und, wie geht´s, Danny?«
    »Gut, danke«, sagt Danny und beißt vom Apfel ab. »Und wie geht es der Welt der Hochfinanz? Hast du meinen Bruder heute gesehen?« Dannys Bruder Randall arbeitet bei einem Finanzunternehmen, und Luke hat schon ein paarmal mit ihm zu Mittag gegessen.
    »Heute nicht, nein.«
    »Okay, aber wenn du ihn das nächste Mal siehst«, sagt Danny, »dann frag ihn mal, ob er zugenommen hat. So ganz nebenbei. Sag einfach so was wie >Sag mal, Randall, du siehst ja ganz schön füllig aus<. Und dann könntest du vielleicht noch einen Kommentar zum Fettgehalt seiner Vorspeise abgeben. Randall ist zurzeit total paranoid und glaubt, dass er fett wird. Ich lache mich tot.«
    »Geschwisterliebe«, sagt Luke. »Ist das nicht wunderbar?« Luke ist am Ende des Poststapels angekommen und sieht mich mit gerunzelter Stirn an.
    »Ist der Kontoauszug für unser gemeinsames Konto noch gar nicht gekommen, Becky?«
    »Äh... nein. Noch nicht.« Ich lächele ihn entwaffnend an. »Kommt bestimmt morgen!«
    Das stimmt nicht ganz. Der Kontoauszug ist nämlich eigentlich gestern gekommen, aber ich habe ihn schnurstracks in meine Unterwäscheschublade befördert. Es gibt da so ein paar Posten, die mir ein klein wenig Sorge bereiten, und ich möchte mir lieber in Ruhe überlegen, wie ich diese Ausgaben rechtfertigen kann. Offen gestanden finde ich die Sache mit dem gemeinsamen Konto nämlich ganz schön lästig. Ganz gleich, was ich vorhin zu Danny gesagt habe.
    Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde es ganz toll, wenn Paare ihr Geld teilen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich es total klasse, dass Luke sein Geld mit mir teilt. Echt cool. Weniger klasse finde ich es allerdings, wenn er dann plötzlich fragt »Was hast du denn für siebzig Dollar bei Bloomingdales gekauft?« und ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Und aus genau diesem Grund habe ich mir eine ganz neue Taktik ausgedacht. Die ist so simpel, dass sie geradezu brillant ist.
    Die Taktik lautet: Irgendetwas so auf dem Kontoauszug verschütten, dass er ihn nicht mehr lesen kann.
    »Ich gehe duschen«, sagt Luke und nimmt die Post mit. Er ist schon fast zur Tür hinaus, als er plötzlich innehält. Er dreht sich ganz langsam um und betrachtet den Cocktailschrank, als würde er ihn zum ersten Mal sehen.
    »Was ist das?«, fragt er langsam.
    »Das ist ein Cocktailschrank!«, antworte ich fröhlich.
    »Wo kommt der her?«
    »Der... ahm... also, den habe ich heute gekauft.«
    »Becky...« Luke schließt die Augen. »Ich dachte, wir hätten gesagt, dass Schluss ist mit diesem Plunder.«
    »Das ist kein Plunder! Der ist original aus den 30er Jahren! Mit dem können wir jeden Abend grandiose Cocktailpartys feiern!« Sein Gesichtsausdruck macht mich ein klein wenig nervös, darum fange ich an wie ein Wasserfall zu plappern. »Ja, ich weiß, wir hatten gesagt, dass wir keine Möbel mehr kaufen. Aber in diesem Fall ist das etwas anderes. Ich meine, wenn man eine so einmalige Gelegenheit wie diesen Schrank sieht, muss man einfach zuschlagen!«
    Ich verstumme und beiße mir auf die Lippe. Luke geht schweigend auf den Schrank zu. Er streicht über das Holz und nimmt dann schmallippig einen
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