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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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einen kurzen Blick und sahen nur, was sie zu sehen erwarteten. Duncans Blick verweilte auf ihr. Große, aber sanfte Hände. Mit festem Griff hatten sie die ihren gehalten.
    „Hast du endlich einen Master gefunden?“
    „Noch nicht.“ Schon bei einer oberflächlichen Befragung war klar geworden, dass sie den Unbilden der Grammatik und Rhetorik bei Weitem nicht gewachsen war. Sie war in ernster Gefahr, in Zukunft dazu verdammt zu sein, endlos Latein auswendig zu lernen. „Ich habe mit vielen von ihnen gesprochen.“ Sie hoffte, dass ihre gespielte Gleichgültigkeit überzeugend wirkte. „Ich hab mich noch nicht entschieden.“
    „Warte aber nicht zu lange. Zwei Wochen nach deiner Ankunft musst du bei einem Master eingetragen sein.“
    Mit den Fingern auf den Tisch klopfend, zählte sie nach. Noch zehn Tage. „Bis dahin werde ich schon einen finden.“
    Er lächelte skeptisch. „Wenn nicht, wirst du der Universität verwiesen“
    „Der Universität verwiesen?“ Sie stöhnte. Wie konnte sie der Universität verwiesen werden, wenn sie sich noch gar nicht in die Immatrikulationsliste eingetragen hatte?
    „Oder inhaftiert“, antwortete er fröhlich und hob seinen Becher. „Wie es dem König beliebt.“
    Der König. Sie hatte vorgehabt, durch ihre Gelehrsamkeit seine Aufmerksamkeit zu erregen, nicht als ein Student, den keiner wollte.
    Aber vielleicht neckte Duncan sie auch nur. Gewiss hatte der König wichtigere Dinge zu tun, als sich um Cambridges Studenten zu kümmern. „Das sagt Ihr jetzt nur so.“
    Sein Lächeln erstarb. „Nein, es ist wahr.“
    Sie würde sich nicht wieder einschüchtern lassen. „Wie kommt es, dass Ihr so gut über die Universität Bescheid wisst?“
    „Würde es dich verwundern, wenn ich dir sagte, dass ich ein Master bin?“
    Jetzt machte er aber einen Scherz! „Unmöglich.“ Ein Master musste ein siebenjähriges Studium abgeschlossen haben. Dann erst konnte er eigene Studenten unterrichten. Er hatte das richtige Alter, aber Studierte waren ernsthafte, asketische Burschen, die man gemeinhin nur in einer wallenden Robe sah. Und bestimmt nie im Schankhaus. „Ihr seht überhaupt nicht wie ein Master aus.“
    „Ach ja? Mir scheint, du weißt über Master genau so viel wie über das Nordland.“
    Er hielt sie wohl für einen Dummkopf. Keinem Gelehrten war es erlaubt, einen Bart zu tragen. „Ihr habt ja noch nicht einmal eine Tonsur.“
    Er rieb sich den Kopf und lächelte. Sie bemerkte, dass die Haare in der Mitte kürzer waren, und ein unangenehmes Gefühl beschlich sie. „Es ist während des Sommers nachgewachsen.“
    Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen und versuchte, sich ein Urteil zu bilden. „Wenn das wahr ist, was lehrt Ihr dann?“
    „Wenn? Nennst du mich jetzt nicht nur einen dummen Barbaren, sondern auch noch einen Lügner?“
    Sie stöhnte. „Nein.“ Sie sprach leise, um ihn zu besänftigen. Sonst forderte er sie am Ende noch auf, mit ihm nach draußen zu gehen und die Fäuste zu gebrauchen. „Was habt Ihr studiert?“
    „Nicht das Gesetz, kann ich dir sagen.“ Jetzt hatte er wieder diesen harten Akzent. „Ich lehre Grammatik und Rhetorik und studiere etwas, das den Menschen wirklich hilft: Medizin.“
    Schon bei dem Wort wurde ihr schlecht. Sie schloss die Augen gegen die aufsteigenden Erinnerungen an die Schreie ihrer Schwester. Nein, sie wollte nichts zu tun haben mit kranken Körpern.
    „Hast du schon einen Platz gefunden, wo du bleiben kannst?“
    Sie öffnete die Augen und war froh, dass der abweisende Gesichtsausdruck einem mitleidigen Lächeln gewichen war. Das Bier auf leeren Magen zeigte seine Wirkung. Er wollte ihr helfen. Warum ließ sie es nicht zu? Sicher sagte er Ja, wenn sie ihn fragte, ob er sie unterrichten würde. Dann hätte sie einen Master und ein Bett in seiner Studentenherberge und somit keine Probleme mehr.
    Doch wenn sie neben ihm saß, fiel ihr das Atmen schwer. Wenn sie seine Hände anschaute, bekam sie einen trockenen Mund. Und wenn sie ihm in die Augen sah, löste sich ihr jungenhaftes Draufgängertum in weibliche Torheit auf.
    Er war der einzige Mann, bei dem sie den Wunsch empfand, sich wie eine Frau zu benehmen.
    Und das machte ihn zum gefährlichsten Mann von allen.
    Nein, sie konnte keine Hilfe von ihm annehmen.
    „Ich hab was, abseits der High Street.“ Sie machte eine vage Kopfbewegung Richtung Trumpington Gate. „’ne Witwe. Braucht Hilfe und bietet dafür eine Schlafgelegenheit. Wie Ihr seht, brauche ich
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