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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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Verständnis dafür, dass Jane Schwächen in einer Sprache aufwies, die sie nicht nur würde lesen, sondern täglich sprechen müssen.
    Vielleicht hätte sie die Hilfe des Mannes aus dem Norden annehmen sollen.
    Mehr als einmal musste sie an ihn denken. Es waren die Gedanken einer Frau, nicht die eines Jungen. Sie dachte daran, wie sich seine warme, feste Hand auf ihrer Schulter angefühlt hatte, an sein klangvolles Lachen. An die harten Muskeln seiner Brust und an das Gefühl, das sie gehabt hatte, als er zwischen ihren Beinen saß.
    Das waren gefährliche Gedanken.
    Trotzdem stand sie an diesem Nachmittag vor der Bierschenke nahe dem Solar Hostel und hielt nach einem heruntergekommenen schwarzhaarigen Nordländer Ausschau. Entdeckte sie ihn, würde sie näher schlendern und so tun, als wäre sie überrascht, ihn zu sehen. Als wäre sie nur zufällig da.
    Aber sie sah ihn nicht. Und als nach einiger Zeit die Frau gegenüber sie musterte, als wollte sie gleich die Wache rufen, straffte Jane die Schultern. Vielleicht war er ja schon drinnen. Sie würde einen kurzen Blick in das Wirtshaus werfen.
    Zögernd legte sie eine Hand auf den Türgriff. Sie war noch nie in einer Bierschänke gewesen. Wer wusste, was sie da drinnen erwartete?
    Durch die geöffnete Tür drang Licht in den dunklen Raum, und alle Augen wandten sich ihr zu. Sie senkte den Kopf und hoffte, dass niemand so genau hinschauen würde. Aber als die Gespräche nicht verstummten, holte sie tief Luft und sah sich um.
    Da entdeckte sie ihn endlich in einer Ecke, und im selben Moment sah er sie auch. So etwas wie Freude leuchtete in seinem Gesicht auf – oder täuschte sie sich? Unwillkürlich atmete sie schneller. Und das nur, weil es schön war, jemand zu sehen, der bei ihrem Anblick lächelte und kein finsteres Gesicht machte.
    Er winkte sie an seinen Tisch, und als es ihr nicht gelang, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, kam er zu ihr, legte den Arm um ihre Schulter und führte sie zu der Ecke. „Oust fettal?“
    Worte, die sie nicht verstand, aber sie klangen freundlich. Sie blinzelte die Tränen zurück. „Wenn Ihr mich fragt, wie es mir geht – mir geht es gut.“
    „Fein. Setz dich.“
    Sie tat es und hoffte nur, dass der Geruch, der von ihr ausging, nicht gar zu stark war. Sie hatte sich in einen Stall geschlichen und bei den Pferden geschlafen. Mit Pferden konnte sie schon immer gut umgehen. Ein wenig Kraulen, ein kleines Lied, und schon machten sie Platz und ließen sie ein kleines Nickerchen machen.
    Er lächelte immer noch, und sie erwiderte sein Lächeln. Für einen etwas zu langen Moment taten sie nichts anderes, als einander sprachlos und glücklich anzuschauen.
    Die Schankdirne zerstörte den Zauber. „Einen Krug Bier?“
    „Hier ist endlich Little John“, sagte Duncan und schlug ihr auf den Rücken, dass sie fast von der Bank fiel. „Bring ihm mal einen Krug voll von eurem Übelsten.“
    Sie fragte sich, was er da wohl bestellte.
    Die Schankdirne schenkte ihr ein zahnloses Grinsen. „Er hat uns schon von dem Burschen erzählt, den er auf der Straße traf. Freu mich, dass du noch deinen Kopf auf den Schultern trägst.“ Kichernd ging sie das Getränk holen.
    Überrascht sah Jane den Mann neben sich an. Bei dem Gedanke, dass sie ihm wichtig genug war, um anderen von ihr zu erzählen, wurde ihr warm ums Herz. „Warum sollte ich meinen Kopf nicht mehr tragen?“
    Er lehnte sich zurück und trank einen Schluck. „Cambridge ist nicht immer ein freundlicher Ort.“
    „Schlimmer als das. Die Leute hier sind gemein.“
    „Schlimmer als erwartet, was?“
    Nur keine Schwäche zeigen. Sie zuckte die Achseln. „So schlimm auch wieder nicht.“
    Ihr Getränk wurde gebracht. Sie zog die Nase kraus beim Anblick der trüben Brühe und trank vorsichtig einen Schluck.
    Duncan grinste. „Das ist Studentenbier, Bursche. So gut wie das tägliche Brot.“
    Dankbar dafür, überhaupt etwas in den Magen zu bekommen, nickte sie. Es schmeckte nach Hafer und Eichenholz.
    Ihre Schulter streifte Duncans, und wieder erwachte in ihr das Gefühl, das sie sie bereits verspürt hatte, als sie hinter ihm auf dem Pferd saß. An ihn geschmiegt, hatte sie bemerkt, was für eine breite Brust er hatte und wie stark seine Muskeln waren. Aber dabei hatte sie ihm nicht ins Gesicht sehen müssen.
    Jetzt traf sie sein Blick im Halbdunkel des Schankhauses. Aus Angst, er könnte zu viel entdecken, wich sie in den Schatten zurück. Die anderen schenkten ihr meist nur
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