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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe
Autoren: Peter Postert
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Ergebnis ist eindeutig und auch nicht mehr zu diskutieren.
    Leb wohl.“
    Jetzt war aus ihrem Blick jede Wärme gewichen. Lena schaute Marcus an und war nicht einmal traurig. Sie war erleichtert, dass es vorbei war.
    Marcus stand da wie paralysiert. Er drehte sich um und nahm seine Jacke vom Sessel. Er schaute auf Lena, dann auf Paul, schließlich ruhte sein Blick erneut auf ihr. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch er las in ihrem Gesicht, dass jedes Wort überflüssig war und nichts mehr bewegen würde. Er öffnete die Tür, den Blick immer noch starr auf Lena gerichtet. Doch sie sah nicht mehr in seine Richtung. Sie sah zu Paul. Und auch dieser schaute Lena in die Augen. Marcus wusste, es war zu Ende. Er ging aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Lena schaute immer noch zu Paul. Sein Gesicht verriet nicht, was er dachte. Die Besorgtheit der letzten halben Stunde war aus seinem Gesicht gewichen. Er war wieder der undurchsichtige markante Mann, den sie bei ihrer ersten Begegnung nur von seinem Duft und den zwei Worten wahrnehmen konnte.
    Ihre Gedanken waren jedoch noch bei Marcus.
    ‚Das war’s’, dachte Lena.
    ‚Er ist weg. Marcus ist Vergangenheit. Die letzten Jahre meines Lebens sind gerade durch die Tür hinausgegangen. Und das, weil er mir nicht vertraut hat.‘
    Hatte sie Sicherheit gegen Abenteuer getauscht? Hätte sie ihm verzeihen können oder sollen? War sie es nicht, die ihnbetrogen hatte? Natürlich hatte sie ihn betrogen. Aber er hatte geplant, sie zu benutzen. Für seine Zwecke. Für seine Gelüste. Betrogen und benutzt. Es gab kein Zurück. Niemals könnte sie so etwas verzeihen.
    „Wie lange hattet ihr die Idee? Oder er? Wie lange geht das schon? Seit wann habt ihr das geplant?“
    Lenas Gesicht war das von Paul ganz nah.
    „Marcus hat mich vor einem halben Jahr angerufen und mir erste Dinge erzählt. Das wurde dann immer mehr. Irgendwann hat er mich dafür…“
    Paul machte eine kleine Pause.
    „… bezahlt… Der Plan stammt von ihm. Er hat alles mit angesehen. Doch als wir uns in der Tiefgarage begegnet sind, hat sich bei mir Vieles verändert. Dein Wunsch nach Sich-fallenlassen ist so groß wie meiner, aufzufangen. Das hat Marcus nie verstanden. Er wollte mehr und mehr, immer weiter und weiter.“
    Paul schaute aus dem Fenster. Leise sprach er weiter.
    „Ich wollte ihm das Geld zurückgeben und wollte dir nicht wehtun. Er hat mich erpresst. Er wollte nicht aufhören. Meine Bedingung war, dass mit dem heutigen Abend Schluss ist. Ich wollte dir nichts verschweigen, denn damit verdiene ich dein Vertrauen nicht. Ich habe jeden Moment genossen, jedes Wort, alles, was DU MIR gegeben hast. Und werde das nie mehr vergessen. Ich weiß, dass du mir nicht mehr vertrauen kannst, denn genau das habe ich untergraben.“
    „Womit hat er dich erpresst? Was war es?“
    Lena hatte Tränen in den Augen. Marcus‘ Verrat ging noch weiter und tiefer, als sie vermutet hatte.
    „Eine alte Geschichte, er hat mir mal Geld geliehen und hat einen Schuldschein von mir. Aber schlussendlich war mir das egal. Ich wollte dir niemals wehtun, es sei denn, du willst es.“
    Er lächelte Lena unsicher an. Die Rollen waren vertauscht. Lena kniete dort nackt und stolz, Paul saß in dem Stuhl, rutschte unsicher auf der Kante hin und her.
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin sprachlos. Ich habe DIR vertraut, ich habe mich DIR hingegeben, und du warst ein Werkzeug von meinem Freund… Was kann ich denn davon halten? Was soll ich von dir halten, von ihm, von euch, von der ganzen Situation. Kannst du mir das sagen?“
    Paul sah einen Moment aus dem Fenster. Lag die Antwort im Hamburger Nachtleben?
    „Ich kann dir nicht sagen, was du davon halten sollst. Du weißt, was passiert ist, wie es entstanden ist. Aber höre auf dein Herz, spüre deine Empfindungen. Was hast du gefühlt, in den ganzen Momenten? War es ein Spiel oder warst du es, war ich es? Konntest du dich auf mich verlassen? Ich habe dich aufgefangen. Am Ende fang ich dich auf. DU weißt es.“
    Lena schaute ihn an. Zehn Sekunden, zwanzig, dreißig. Eine Minute. Zwei Minuten, ohne etwas zu sagen.
    „Ja, ich konnte dir vertrauen. Die ganze Zeit. Du hast mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben. Von Auffangen. Ich konnte mich jederzeit fallenlassen und hingeben, denn du warst immer da. Du hast mir nie das Gefühl gegeben, ich bin alleine oder hilflos. Ich habe unter deinem Schutz gestanden.
    Doch jetzt bin ich verwirrt. Ich weiß nicht,
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