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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe
Autoren: Lisa Renee Jones
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Ich wusste, dass er gestern Abend einen Streifschuss am Kopf abbekommen hat, aber von seinem Arm wusste ich nichts.
    Mir wird flau. Als er sein Bike auf den Rasen geworfen hat, um mir das Leben zu retten, hätte er leicht selbst sterben können. »Wie geht es dir?«, frage ich und berühre sanft den Verband.
    »Die Kopfverletzung ist weniger schlimm, als ich dachte. Das am Arm hatte ich erst gar nicht gemerkt, aber einige Stiche, und es war in Ordnung.« Seine Hand bedeckt meine – groß und warm und wunderbar. »Und die Antwort auf deine Frage ist: Mir geht es hervorragend. Du bist hier.«
    »Chris.« Sein Name kommt als ein seidiges Knistern aufgestauter Gefühle aus meinem Mund. Es gibt so viel Unausgesprochenes zwischen uns. Eine solche Anspannung, die von dem Streit herrührt, den wir hatten, bevor ich zu Marks Haus aufgebrochen bin und er mir gefolgt ist. »Ich …« Gelächter aus der Reihe hinter uns lässt mich verstummen und ruft mir ins Gedächtnis, dass wir nicht allein sind. »Wir müssen …«
    Er beugt sich vor und küsst mich, eine sanfte Liebkosung seiner Lippen auf meinen. »Reden. Ich weiß. Und das werden wir auch. Wenn wir nach Hause kommen, werden wir alles regeln.«
    »Nach Hause?«
    »Baby, ich habe es dir doch gesagt.« Er fädelt seine Finger zwischen meine. »Was mein ist, ist dein. Wir haben ein Zuhause in Paris.«
    Natürlich hat er ein Zuhause in Paris. Ich habe bisher nur nicht darüber nachgedacht. Dann senke ich den Blick auf unsere verschlungenen Finger und frage mich: Wird sein Zuhause in Paris auch zu meinem werden?
    Chris berührt mich am Kinn, und ich sehe ihn an. »Wir werden alles regeln, wenn wir dort sind«, wiederholt er.
    Ich schaue ihm forschend ins Gesicht und suche nach der Sicherheit in seinem Versprechen, die ein Mann, der immer alles unter Kontrolle hat, ausstrahlt, finde sie aber nicht. Sein verhangener Blick zeugt von Zweifeln. Chris ist sich nicht sicher – und weil er es nicht ist, bin ich es auch nicht.
    Aber er will es so, und ich will es auch. Seine Worte müssen fürs Erste genügen, aber wir beide wissen, dass es nicht genug für die Zukunft ist. Nicht mehr.

Freitag, 13. Juli 2012
    Ich habe ihn angerufen.
    Ich hätte ihn nicht anrufen sollen, aber ich habe es getan, und es war beinahe mein Untergang. Allein schon zu hören, wie er mit dieser vollen samtigen Stimme »Rebecca« gesagt hat. Morgen soll ich nach Australien aufbrechen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es kann. Ich bin mir nicht sicher, ob es meinem neuen Mann gegenüber fair wäre – nicht, da ich nun weiß, dass ich immer noch in meinen Meister verliebt bin.
    Und heute Nacht war er anders. Er war mehr als ein Meister. Heute Nacht war er ein Mann, der mich als Frau zu erkennen schien, nicht nur als Sub. Ich habe Verletzlichkeit in seiner Stimme gehört. Ich habe nackte Bedürftigkeit wahrgenommen und sogar ein Flehen. Kann ich wagen zu glauben, dass er bereit ist zu entdecken, dass Liebe existiert?
    Jetzt schwimme ich im Meer seines Versprechens, dass sich alles ändern wird, wenn ich nach Hause komme. Er hat in San Francisco angerufen und in seinem Haus, meinem Zuhause. Er will, dass ich wieder bei ihm einziehe. Es wird keinen Vertrag zwischen uns geben. Es wird nur uns geben.
    Ich will uns. Ich brauche uns. Warum also beschleicht mich diese beängstigende Ahnung, dieses tiefe ungute Gefühl? Dasselbe Gefühl, das ich hatte, als ich diese schrecklichen Albträume von meiner Mutter hatte? Was gibt es nach meiner Entscheidung, zu ihm zu gehen, anderes als Kummer zu befürchten? Und es ist ein wenig Kummer wert, die Wahrheit über uns herauszufinden. Herauszufinden, ob wir das sein können, was wir immer geglaubt haben.

2
    Ich blinzele mich wach und bin noch ganz schlaftrunken, als ich Chris schlummernd neben mir liegen sehe. Der Schall irgendeiner Ankündigung durchdringt meine Benommenheit, und ich erinnere mich daran, dass ich in der ersten Klasse des Flugzeugs sitze, das wir vor vielen Stunden in Dallas bestiegen haben. Eine der Flugbegleiterinnen ist auf Französisch durch den Lautsprecher zu hören, und das einzige Wort, das ich verstehe, ist »Paris«.
    Ich konzentriere mich auf Chris, dessen sinnlicher Mund entspannt ist; sein Haar ist ein zauberhaftes Chaos. Ich muss lächeln, wenn ich daran denke, wie er reagieren würde, wenn man ihn zauberhaft nennt, und meine Finger wandern zu seiner Wange und zeichnen sanft sein starkes Kinn nach. Er ist so schön – nicht auf klassische
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