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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe
Autoren: Lisa Renee Jones
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nur müde.« Meine Finger ersetzen meinen Mund auf seinem und zeichnen die sinnliche Kurve seiner Lippen nach.
    Er greift nach meiner Hand und hält sie fest. »Du weißt, dass ich dir das nicht abkaufe, oder?«
    Ich bringe ein erschöpftes Lächeln zustande. »Ich habe einfach Lust darauf, mit dir allein zu sein.« Und oh, wie wahr das ist.
    Er streicht mir mit der Hand übers Haar, und seine Berührung ist schützend und besitzergreifend, und ich habe das Gefühl, dass er das Bedürfnis verspürt, mich festzuhalten, als könnte ich meine Meinung ändern und im nächsten Moment fortgehen. Er murmelt: »Dann wären wir schon zu zweit, Baby.«
    Ich würde ihm versprechen, dass ich nirgendwohin gehe, aber ich bin mir nicht sicher, dass in diesem Punkt Worte eine Rolle spielen. Taten spielen eine Rolle, nämlich, dass ich hier bin. Dass ich den Sturm abwehre, den er kommen sieht, ohne das Schiff zu verlassen.
    Sobald wir im Transitbereich sind, werden wir von Restaurants und Läden zu unserer Linken empfangen und von einer ewig langen Schlange vor den Sicherheitsschleusen, die sich scheinbar unendlich hinzieht. »Ich bin so unglaublich froh darüber, dass wir da nicht durch müssen«, schwärme ich erleichtert.
    »Leider müssen wir genau das«, erwidert Chris grimmig. »Nämlich anstehen, damit unsere Pässe kontrolliert werden und wir die Haupthalle betreten können.«
    Ich bleibe wie angewurzelt stehen und drehe mich zu ihm um. »Nein. Bitte sag mir, dass wir nicht in dieser Schlange stehen müssen, wenn ich so müde bin.«
    Er rückt die Taschen auf seiner Schulter zurecht. »Es wird nicht so lange dauern, wie es aussieht.«
    »Sagt die Empfangsdame in der gerammelt vollen Arztpraxis«, erwidere ich und seufze. »Ich muss zur Toilette, bevor ich mich in diese Schlange stelle.«
    Er beugt sich vor und küsst mich auf die Stirn. »Klingt nach einem guten Plan. Ich werde auch gehen.«
    Wir trennen uns vor den Toiletten. Vor mir ist eine Schlange von mindestens fünf Frauen, und es gibt nur zwei Waschbecken und zwei Kabinen. Das wird dauern.
    Eine Frau unterzieht mich einer Musterung, während sie vorbeigeht, und ihr Blick verweilt auf meinem Gesicht. Ich frage mich, ob ich amerikanischer aussehe, als ich dachte. Nicht dass ich wüsste, wie eine Amerikanerin aussieht, aber ich sehe aus wie sie. Nehme ich an. Mein Handy piept, und ich ziehe es aus meiner Handtasche und finde eine Nachricht von meinem Provider vor, die mir im Wesentlichen mitteilt, dass ich ein kleines Vermögen ausgeben werde, wenn ich mein Telefon benutze, sofern ich es nicht umstelle. Eins der vielen Dinge, um die ich mich kümmern muss, fürchte ich.
    Als sich die Schlange bewegt, schaue ich auf. Eine weitere Frau starrt mich an. Ist mir ein Malheur passiert, als ich mir im Flugzeug die Zähne geputzt und die Lippen geschminkt habe? Habe ich mir Lippenstift ins Gesicht geschmiert? Ich suche nach einem Spiegel, aber da ist keiner. Moment – kein Spiegel? Keine Amerikanerin würde sich so etwas gefallen lassen. Die Frauen in Europa können doch nicht so anders sein, oder?
    »Gibt es hier irgendwo einen Spiegel?«, frage ich in die Runde und bekomme leere Blicke zur Antwort. »Spricht jemand von Ihnen Englisch?« Wieder nur leere Blicke und ein doppeltes Kopfschütteln. Na toll.
    Davon überzeugt, dass ich verschmiert aussehe, seufze ich und wünschte, mein Kosmetikbeutel wäre in meiner Handtasche, zusammen mit einem Spiegel, statt in der Tasche, die Chris bei sich hat. Ich betrachte die Zeitanzeige auf meinem Handy und versuche erfolglos, mich auf die Zeitverschiebung einzustellen. Hier ist es früh am Morgen, und ich glaube, der Zeitunterschied zu San Francisco beträgt sechs oder acht Stunden. Oder sind es neun? Wie dem auch sei, wenn ich in absehbarer Zeit schlafen gehe, werde ich mich niemals an die Zeitveränderung gewöhnen.
    Als ich den Waschraum endlich verlasse, tue ich es mit gehetzten Schritten und renne mit Volldampf gegen jemanden, der ziemlich hart und standfest ist. Aufkeuchend hebe ich den Blick, als starke Hände mich aufrichten, bevor ich falle. »Tut mir leid«, sage ich und blinzele einen großen Mann mit zerwühltem dunklen Haar und attraktiven Zügen an. Ich schätze ihn auf etwas über dreißig. »Ich wollte nicht …« Ich zögere. Spricht er überhaupt Englisch?
    Er sagt etwas auf Französisch, dann fügt er ein »Pardon« hinzu, bevor er weitergeht.
    Ein unbehaglicher Schauer rast über meinen Rücken, und das unerklärliche
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