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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe
Autoren: Lisa Renee Jones
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scheint es einige Minuten zu dauern. Seufzend schnappe ich mir mein Handy, um es umzustellen. Ich bin fast fertig, als Chris wieder herbeigeeilt kommt, mit einem Mann, von dem ich annehme, dass er der Fahrer ist. Allein zu beobachten, wie sich Chris bewegt, muskulös und selbstbewusst, lässt mein Herz einen Schlag aussetzen. Wahrscheinlich werde ich immer auf den ersten Moment reagieren, in dem ich ihn sehe, und das lässt mich lächeln.
    »Bist du bereit?«, fragt er, während ich versuche, meine Handyumstellung zu Ende zu bringen. Der Fahrer übernimmt unseren Gepäckwagen, und wir folgen ihm. An der Autotür warte ich auf Chris, während er dem Fahrer hilft, unsere Taschen in den Kofferraum zu laden.
    Als er sich zu mir gesellt und mir die Tür aufhält, umarme ich ihn, dann hebe ich den Kopf, um ihm in die Augen zu schauen. »Ich will dich nur wissen lassen, dass ich verstehe, warum du dies so regeln musstest – aber ich wäre in jedem Fall mitgekommen. Ich bin froh, dass ich hier bei dir bin.« Ich will ihn rasch und flüchtig küssen. Zu meinem Schreck – wenn man bedenkt, was für ein zurückhaltender Mensch er ist – fährt Chris mir mit der Hand ins Haar, legt sie um meinen Hals und drückt seinen Mund auf meinen. Ich stöhne, während seine Zunge meine liebkost und tief in meinen Mund vordringt.
    »Ich bin auch froh, dass du hier bist«, versichert er mir, löst seinen Mund von meinem und schiebt mich von sich weg, als wäre er nicht mehr in der Lage dazu, wenn er noch länger wartete. Als wollte er mich gleich hier nehmen, jetzt sofort. Und nur er kann die einst konservative Lehrerin dazu bringen, sich genau das zu wünschen.
    Ich befeuchte meine Lippen, und sein heißer Blick folgt meiner Zunge. Prompt kribbelt es überall, und mir wird innerlich und äußerlich heiß. Jemand ruft etwas auf Französisch, und Chris wendet sich dem Sprecher zu. Auch ich schaue hoch.
    Ich sehe den Kopf des Fahrers über dem Autodach, als sei er eingestiegen und wieder herausgesprungen, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen. Chris antwortet ihm auf Französisch, dann richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Seine Mundwinkel zucken, und seine Augen glitzern vor Erheiterung. »Er will wissen, ob wir bereit sind.«
    Wir fangen an zu lachen. »Wir sind definitiv bereit«, sage ich und steige ein.
    Fünfundvierzig Minuten später habe ich meine Kreditkarten sperren lassen, und unser Fahrer hat uns durch den morgendlichen Verkehr zur Avenue des Champs-Élysées geschleust, der berühmten Straße, die von imposanten alten Gebäuden voller Läden und Cafés gesäumt ist. Als wir am Arc de Triomphe vorbeifahren, mache ich mit meinem Handy Fotos. Seine spektakulären Ziselierungen sind beleuchtet und schimmern in dem Zwielicht der kurzen Pariser Wintertage. Und auch wenn ich schwören würde, dass ich eigentlich Gemälde Stahltürmen bei Weitem vorziehe, reiße ich die Augen auf, als der Eiffelturm in Sicht kommt, dessen Lichter vor dem tintengrauen Himmel funkeln. Es gab eine Zeit, da dachte ich, ich würde ihn niemals sehen … genauer gesagt dachte ich, ich würde überhaupt nicht viel von der Welt sehen.
    Wir biegen in eine schmale Nebenstraße ein, die mit Sandsteinhäusern gesäumt ist, und ich runzele die Stirn, als ich all die winzigen Autos am Bordstein parken sehe. Sie wirken schrecklich klapprig.
    »Bitte, sag mir, dass du keinen von denen fährst«, murmele ich.
    »Nein«, versichert Chris mir und lacht lauthals. »Meine Harley ist das Kleinste, mit dem ich jemals fahre.«
    Plötzlich sehe ich ihn vor mir, wie er auftaucht, nachdem er mich wochenlang aus seinem Leben ausgeschlossen hat, und mir befiehlt, auf seine Harley zu steigen, und das in einem Rock. Es ist eine unwillkommene Erinnerung, die ich beiseite schiebe. Ich gestatte mir keine Sorgen, dass er mir das noch einmal antun könnte. Vor allem nicht heute.
    Ich bin am Leben, was ein Geschenk ist, das ich mehr denn je zu schätzen weiß.
    Außerdem bin ich bei Chris.
    Und ich bin in Paris, was ich ihm zu verdanken habe. Alle anderen hätten mich am liebsten eingesperrt.
    Ich beuge mich vor und küsse ihn auf die Wange.
    »Wofür ist der?«, fragt er und legt seinen starken Arm um meine Taille.
    Mir fallen eine Million Antworten ein und eine Million Dinge, die ich sagen will, aber ich antworte nur: »Dafür, dass du du bist.«
    Die Zärtlichkeit in seinem Gesicht lässt die letzten Überreste meiner bösen Erinnerung schmelzen. »Wenn das die Reaktion ist,
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