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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe
Autoren: Lisa Renee Jones
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Kissen neben mir: eine handgezeichnete Karte, um Chris in diesem gigantischen Labyrinth von einer Burg zu finden. Ich eile ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen, wobei ich die prächtige Wanne mit Löwenfüßen bewundere, die mitten im Badezimmer steht. Nicht weil sie zauberhaft ist, was sie ist, sondern weil Chris und ich in der vergangenen Nacht eine interessante Zeit in dieser Wanne verbracht haben.
    Ich beeile mich und mache mich präsentabel, wühle Slipper und einen Morgenmantel aus meinem Koffer und schnappe mir meine Karte. Wenig überraschend enden die beiden steinernen Gänge mit mehreren Türen und die folgenden Korridore an einer langen Treppe. Ich mag nicht mehr in der Stadt sein, aber die Pariser scheinen es zu lieben, Domizile auf mehrere Etagen zu verteilen. Mir macht es nichts aus. Ich habe den Eindruck, dass mir alles Pariserische ans Herz wächst.
    Gegen die Kühle im Haus schlinge ich die Arme um den Oberkörper, während ich die etwa fünfzehn Stufen zu einem schwach beleuchteten, kerkerähnlichen Raum hinuntergehe. Ich keuche auf. Chris steht an einer Wand und arbeitet an einem Drachengemälde wie dem in seinem Büro, und überall um ihn herum stehen auf Staffeleien weitere Gemälde von Drachen. Während mein Blick eifrig über die Gemälde wandert, kann ich die Fortschritte des jungen Künstlers sehen, der zu dem Meister geworden ist, der er heute ist. Dies sind die Werke, in die er ein Stück von sich selbst gegeben hat; Stücke, die er nicht weggeben will, sonst hätte er sie schon vor Jahren bei Auktionen für wohltätige Zwecke verkauft. Aber er hat sie mir gezeigt.
    Chris legt den Pinsel auf einen Ständer an der Wand, die er bemalt hat, und dreht sich zu mir um. Ich gehe auf ihn zu und lege ihm die Arme um die Taille. »Du hast ja keine Ahnung, was es für mich bedeutet, diese Werke von dir sehen zu dürfen.«
    »Du hast keine Ahnung, wie viel es mir bedeutet, dich hier zu haben.« Er deutet mit dem Kopf auf das Wandgemälde. »Ich bin letztes Jahr allein hergekommen und habe damit angefangen. So habe ich den Tag überstanden. Aber es hat nicht funktioniert. Dieses Haus und die Geschichte, die mit ihm verbunden ist, haben mich trotzdem in die Knie gezwungen.«
    »Aber du hast Isabel nicht gebraucht«, bemerke ich.
    »Nein. Ich habe Isabel nicht gebraucht. Ich werde sie nie wieder brauchen. Weißt du, woher ich das weiß? Ich weiß es, weil ich gestern Nacht im Bett gelegen und dich beim Schlafen beobachtet habe, und ich habe einen Frieden verspürt wie noch nie im Leben. Dann habe ich beschlossen, dass
du
es bist, die mich in die Knie zwingen wird, Sara. Du bist die, die ändern wird, was dieser Tag für mich bedeutet.«
    »Was heißt das?«, frage ich leise. »Ich kann nicht ganz folgen.«
    Er lässt sich auf ein Knie nieder. »Heirate mich, Baby. Sei meine Ehefrau und verbring den Rest deines Lebens damit, mit mir Drachen zu malen. Ich kenne einen Juwelier in San Francisco. Wir werden dir einen umwerfenden Ring anfertigen lassen und …«
    Ich ziehe ihn ein Stück hoch und küsse ihn. »Ich schere mich nicht um einen Ring. Ich will nur dich. Ja, ich werde dich heiraten.«
    Er ist im Nu auf den Füßen, schlingt die Arme um mich und küsst mich. Und ich wage es endlich zu glauben, dass nichts uns jemals auseinanderreißen kann.

Epilog
    Irgendwo in Italien …
    Während ich durch die dunkle Straße renne, suche ich verzweifelt nach einer Telefonzelle. Ich muss irgendjemanden wissen lassen, dass ich Ella Ferguson bin, nicht die Person, von der mein Pass sagt, dass ich sie sei. Ich kann Sara nicht anrufen, ohne sie in Gefahr zu bringen, was bedeutet, dass ich »ihn« anrufen muss. Ich will ihn nicht anrufen, aber ich habe keine andere Wahl.
    Mein Blick fällt auf ein Schaufenster mit brennenden Lichtern, und ich eile darauf zu. Ich stürze durch die Tür eines kleinen Weinladens, und meine Brust hebt und senkt sich hektisch. Dann suche ich zwischen den Flaschenregalen nach irgendeiner Bewegung. Ein ältlicher Mann kommt aus dem hinteren Teil des Raumes, und ich stürze auf ihn zu. »Ich muss telefonieren. Bitte. Kann ich ein Telefon benutzen? Es ist ein Notfall.«
    Er sagt etwas auf Italienisch. Ich verstehe ihn nicht, und Verzweiflung steigt in mir auf. »Haben Sie ein Telefon?«, sage ich und hebe die Hand ans Ohr, und seine Augen weiten sich.
    Ich bin erleichtert, als er mir bedeutet, ins Hinterzimmer zu gehen, wo man mich vom Schaufenster aus nicht
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