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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe
Autoren: Lisa Renee Jones
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Hause ist und mich nicht geweckt hat. Ich schaue auf die Uhr. Es ist schon zehn.
    Ich weiß, er ist begierig darauf, heute früh aufzubrechen, und ich werfe die Decken beiseite und gehe ins Badezimmer. Nach dem Tequila kämpfe ich gegen Übelkeit an und lehne mich gegen den Türrahmen. Er hält den Kopf unter den Wasserstrahl, seine breiten Schultern und der Rücken sind mir zugewandt. Während ich mich frage, wie er sich nach dem Geständnis der vergangenen Nacht fühlen mag, ziehe ich mein Shirt aus und gehe dann zur Tür der Dusche.
    Als ich sie öffne, wandert Chris’ Blick zu mir, und er zieht mich zu sich unter den Wasserstrahl und legt die Arme um mich.
    »Ich habe dich vermisst«, sage ich und berühre sein Gesicht.
    Er senkt den Kopf auf meinen. »Ich habe dich auch vermisst.«
    Wir stehen für einige Sekunden so da, und das Gefühl, dass er mit sich zu kämpfen hat, ist stark. »Alles okay?«
    »Es sind immer ein paar harte Tage.«
    Hier geht es um seine Eltern und um die Jahre, in denen er sich für das bestraft hat, was er nicht verhindern konnte. Aber da ich jetzt das mit Ambers Eltern weiß, kann ich verstehen, warum er den Schmerz nicht loslassen kann. »Wann ist der Tag genau?«, frage ich.
    »Morgen.«
    Ich überlege, wie viele Male er sich hat schlagen lassen, um diesen Jahrestag zu überstehen – aber in diesem Jahr verbringt er den Tag mit mir. Die Bedeutung dessen fließt zusammen mit dem Wasser über mich hinweg, eine Flut des Verstehens. Er erlaubt mir, für ihn da zu sein. Dieser unglaubliche, wunderbare, fabelhafte Mann gibt sich vollkommen in meine Hand, statt mich auszuschließen, wie er das bei Dylan getan hat.
    Ich nehme ihn fest in die Arme und sage ihm stumm, dass ich für ihn da bin. Und als ich den Kopf hebe, er mich küsst und Leidenschaft uns übermannt, hoffe ich, dass ich ihm helfe, seiner Vergangenheit zu entkommen, so wie er mir geholfen hat, meiner zu entkommen.
    Und ich schwöre mir, dass er nie wieder eine Peitsche brauchen wird.
    Als wir nach Fontainebleau, einer Gemeinde am Stadtrand von Paris, aufgebrochen sind, ruft unser Anwalt wegen meines Passes an. Ich höre genau zu, während Chris mit Stephen redet, und versuche zu entschlüsseln, was besprochen wird.
    Chris’ Seufzer, als er auflegt, ist nicht ermutigend. »Es gibt noch nichts Neues wegen des Passes. Ohne eine Leiche können sie keine Anklage gegen Ava aufbauen, von der sie sich sicher sein können, dass sie vor Gericht Bestand haben wird. Das bedeutet, sie müssen sie wegen versuchten Mordes anklagen, um eine Verurteilung zu sichern.«
    »Versuchten Mordes an mir«, ergänze ich.
    »Ja. Stephen denkt, sie halten die Genehmigung für deinen neuen Pass zurück, um dich dazu zu bringen, zuzustimmen, zurückzukehren und vor Gericht deine Aussage zu machen.«
    »Dürfen sie das?«
    »Nein, und sie würden auch nicht zugeben, dass sie es tun.« Er sieht mich an. »Sie können ohne dich kein Urteil fällen, Sara.«
    »Also müssen wir zurück.«
    »Es wäre die richtige Entscheidung. Nach diesem Wochenende sind wir hier fertig. Wir können nach San Francisco fliegen und ein paar Monate dort bleiben.«
    »Was ist mit deinen Wohltätigkeitsveranstaltungen?«
    »Ich will für das morgige Event hier sein, aber dann muss ich erst Ende November zurückkommen. Das wird uns ermöglichen, ein Visum für einen längeren Aufenthalt in Frankreich zu beantragen.« Er schenkt mir ein kleines Lächeln. »Du kannst Französisch lernen, bevor wir zurückkehren.«
    Ich stoße ein kurzes Lachen aus. »Verlass dich nicht darauf.« Ich öffne den Mund, um meiner Sorge Ausdruck zu verleihen, dass ich eine Verschwörung der Polizei in Betracht ziehe, um mich nach Amerika zurückzuholen und Ermittlungen wegen Rebeccas Tod anzustellen, aber ich bremse mich. An diesem Wochenende geht es um Chris. Nur um ihn. »Wir würden Katie glücklich machen.«
    Er wirft mir einen Seitenblick zu. »Das würden wir. Gerade heute hat sie angerufen, um sich nach mir zu erkundigen. Ich kann nicht mit ihr reden.« Seine Lippen werden schmal. »Vielleicht könntest du sie anrufen? Sag ihr, der Verkehr sei zu dicht, und ich könne nicht reden, ja?«
    »Mach ich.« Ich wähle Katies Nummer, und ihre warme Begrüßung tut mir einfach gut. Wir plaudern einige Minuten, und als sie darum bittet, mit Chris sprechen zu dürfen und ich ihr meine vorbereitete Ausrede liefere, sagt sie: »Richten Sie ihm aus, dass es okay sei. Er braucht nicht zu reden. Ich weiß, dass er
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