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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe
Autoren: Daphne Unruh
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angenehm kühl war.
    „Delia? ...“
    „Ja?!“ Mein hilfebedürftiger Tonfall irritierte sie. Das war nicht zu übersehen.
    „Meinst Du, ich könnte im Wohnzimmer schlafen?“
    „Aber natürlich, komm, ich nehm deine Decke. Und Morgen früh rufe ich gleich Dr. Pötsch an.“ Delia ging vor. Ich folgte ihr mit meinem Kissen, in das ich meinen Laptop eingehüllt hatte und ließ das Licht in meinem Zimmer brennen.
     
    Ich machte es mir auf dem Riesen-Sofa direkt vor dem Panoramafenster bequem. Das orange hereinflutende Licht der Straßenlaternen beruhigte mich. Hin und wieder drangen ein paar Stimmen nach oben. Hier herrschte nicht diese verlassene Stille wie in meinem Zimmer, von dem aus ich auf der einen Seite den Wasserturm und auf der anderen mehrere Hinterhöfe überblicken konnte. Als Delia wieder im Bett war, fuhr ich unter der Decke meinen Laptop hoch. Ich wollte nicht allein sein, musste mit jemandem reden. Auf Atropa war Verlass. Sie war online.
     
    Atropa: ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine krankheit ist
    Kira: auch keine psychose oder so was?
    Atropa: nein …
    Kira: warum bist du da so sicher?
    Atropa: dafür kommst du mir ansonsten zu aufgeräumt vor
    Kira. du kennst mich ja gar nicht
    Atropa: vielleicht besser, als du denkst...
    Kira: aber was hat es dann zu bedeuten?
    Atropa: dass dich vielleicht wirklich jemand beobachtet …
     
    Ich schlug die Bettdecke zurück, aber alles war in Ordnung. Die Tür zum Schlafzimmer war angelehnt und ich hörte Gregors Schnarchen. Selbst im Schlaf klang er außerordentlich selbstbewusst.
     
    Kira: mann, atropa, du machst mir noch mehr angst …
    Atropa: sorry, das wollte ich nicht. du sollst nur nicht denken, dass du verrückt wirst. du drehst nicht durch, da bin ich mir sicher. lass nachts licht an, nicht zu schummrig, mindestens 40 watt. und versuch in nächster zeit einfach so wenig wie möglich allein zu sein oder sorge dafür, dass du jemanden in deiner nähe hast. das war doch bis jetzt nur im dunkeln und wenn du allein warst, oder?!
    Kira: ja, außer in der kläranlage …
    Atropa: aber da hast du keine schatten gesehen, sondern nur was unheimliches gefühlt, oder?!
    Kira: stimmt.
    Atropa: hast du sonst noch symptome?
    Kira. wie, symptome …?!
    Atropa: na, außer fieber, meine ich … und erotische träume einer total verknallten! :)
    Kira: ha, ha …
    Atropa: also, hast du?
    Kira: du meinst, psychotisches? … ja, da war noch was, letztens im sportunterricht war mir so, als könnte ich durch meine hände hindurchsehen.
    Atropa: genau sowas meine ich …
    Kira: nun, sag schon! was bedeutet das???
    Atropa: es ist nichts schlimmes …
    Kira: kannst du dich mal genauer ausdrücken?
    Atropa: erzähl mir einfach, wenn noch mehr solche sachen auftreten, dann kann ich es vielleicht... und jetzt musst du schlafen!
    Kira: du bist nicht meine mutter! :I
    Atropa: :I … :)
    Kira: … ich kann aber nicht. ich grusel mich
    Atropa: bist du allein?
    Kira: nicht direkt, meine eltern sind nebenan
    Atropa: haben sie ihre tür offen?
    Kira: scheint so. mein vater schnarcht wie‘n eber.
    Atropa: … dann wird nichts passieren. vertrau mir einfach und schlaf jetzt, ich hab noch zu tun … bis morgen
     
    Und schon war Atropa „off“. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie mehr über mich wusste als ich selbst. Aber ich konnte und wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Ich hielt mich an ihren beruhigenden Worten fest und versuchte, an was Schönes zu denken. Mir kam der Traum mit Tim in den Sinn. Er war einfach SCHÖN, voller schöner Gefühle und ich hatte gerade keine Kraft, mich dagegen zu wehren. Vielleicht war ja irgendein Teil von mir wirklich in ihn verknallt. Und wenn schon …
    ***
    Ein immer lauter werdendes Brummen weckte mich. Es dauerte eine Weile, bis ich registrierte, dass das die Espressomaschine war, die mein Vater am anderen Ende des Raumes im Küchenbereich angeschmissen hatte. Es war noch viel zu früh. Ich fühlte mich, als wäre heute Nacht ein Lastwagen über mich rübergebrettert. Schon stand meine Mutter vor mir und fragte mich, wie es mir ginge.
    „Gut!“ Sie tat einen tiefen Seufzer, als sie den Laptop neben mir auf dem Sofa entdeckte.
    „Kira, jetzt sag nicht, du hast noch gechattet …“
    „Nein … nur auf den Vertretungsplan geguckt, ob heute irgendwas ausfällt.“
    „Aber vielleicht sollten wir trotzdem Dr. Pötsch ... “
    „Mir geht’s wieder bestens! Ich muss zur Schule. Es ist das letzte Jahr.“
    Mein Vater zog sich
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