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Die Terranauten 047 - Die Haßseuche

Die Terranauten 047 - Die Haßseuche

Titel: Die Terranauten 047 - Die Haßseuche
Autoren: Andreas Weiler
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Der Tod lauerte an Bord der CYGNI.
    Er war unsichtbar – und doch allgegenwärtig. Er wurde ausgestoßen aus den Poren einer jungen Frau mit einem zernarbten Gesicht. Er wurde davongewirbelt von ihrem Atem, millionenfach, nur darauf wartend, auf einen Wirtsorganismus zu treffen, einen Kohlenstoff-Stoffwechsel, der ihn ernähren und wachsen lassen konnte.
    Von den Luftmolekülen wurde er davongetragen, dann von dem unmerklichen Sog der Lufterneuerungsanlage des Raumschiffes erfaßt. Der Tod ließ dies alles willig mit sich geschehen. Seine Existenz diente nur einem einzigen Zweck: dem Gedeihen, dem Wachstum und der Fortpflanzung.
    Der Tod war ein Virus. Lange hatte er geschlafen, umgeben von den speziellen Zellen eines Aktiv-Passiv-Gewebes. Erst eine bestimmte Strahlungsfrequenz hatte ihn geweckt, hatte das Schutzgewebe sich ablösen lassen, hatte den winzigen Organismus aktiv werden lassen.
    Teilung. Teilung.
    Die unzähligen Filter und Wiederaufbereitungselemente der Klimaanlage konnten ihm nichts anhaben. Der Virus war zäh, viel zu zäh, um sich von solchen Hindernissen aufhalten zu lassen.
    Und er war so klein, daß er jedem Bio-Detektor entging. Die Warnleuchten, die mit den Aufbereitungselementen verbunden waren, leuchteten weiterhin in einem warmen Grün. Kein Elektronenimpuls durchdrang die Schaltsegmente des bakteriologischen Alarms.
    Und der Tod teilte sich, vermehrte sich unaufhaltsam, eine nicht sichtbare Lawine, die nicht mehr zu stoppen war. Diejenigen, die ihn geschaffen hatten, hatten ihn gegen alle bekannten Gefahren weitgehend geschützt. Nur ein einziges Mittel existierte, das ihn hätte vernichten können. Aber das war weit entfernt, viel zu weit.
    Der permanente Luftstrom trug ihn mit sich, blies ihn in alle Räume der CYGNI.
    Der Tod hatte viele Namen. Einer davon war Haßseuche …
     
    *
     
    Queen Ishiya spürte den kurzen Schmerz, den die Injektion verursachte, und fühlte, wie das Medikament in ihren Blutkreislauf eindrang. Sie atmete schwer aus, und ihr Blick glitt dabei über die kahlen Stahlprotopwände des Hangars, in dem sie sich befand.
    Gefangen.
    Jemand in ihrer unmittelbaren Nähe würgte. Sie sah zur Seite. Es war Elia, eine junge Technikerin, eine der wenigen, die den Amoklauf der Eishexen auf Quostan überlebt hatten. Von den Wissenschaftlern und Technikern der Forschungsstation am Westpol hatten es nur drei überstanden: Elia und zwei Wissenschaftler.
    Dem Emotionssturm hatten auch Ishiyas Graue nicht widerstehen können. Von den Gardisten, die im Gegensatz zu dem Stationspersonal nur für den Kampf ausgebildet waren, hatten es einschließlich Ishiya selbst nur vier geschafft. Vier von vierundzwanzig …
    Sie hatten überlebt – aber wozu? Um hier an Bord der CYGNI zu sterben?
    Die junge Technikerin würgte noch immer und übergab sich schließlich. Die medizinische Roboteinheit, die die Terranauten an Bord ihnen überraschend geschickt hatten, zog sich einen halben Meter zurück und wartete ab. Der Roboter hatte nur den Befehl erhalten, ihnen Injektionen zu verabreichen, die das Denken von Nichttreibern vor den rätselhaften Einflüssen des zweiten Weltraums schützten. Gegen die Viren, die inzwischen schon in ihren Blutkreisläufen zirkulierten, konnte er nichts unternehmen. Wahrscheinlich auch dann nicht, wenn er entsprechend programmiert worden wäre.
    Ishiya ergriff einen Arm der Technikerin und zog sie sanft wieder in die Höhe.
    »Nehmen Sie sich zusammen, Elia«, sagte sie kalt. »Die Terranauten können jeden Augenblick den Transit vollziehen. Wenn Sie die Injektion dann nicht erhalten haben …«
    Die junge Frau schluckte unsicher, blickte sie aus flackernden Augen an. Ihre Gestalt straffte sich. Der Medoroboter summte sofort wieder näher heran. Ishiya spürte sekundenlang selbst eine rätselhafte Übelkeit, kämpfte sie aber nieder.
    »Achten Sie auf den Roboter!« wies sie die drei Graugardisten an. »Wenn er Anstalten macht, den Hangar zu verlassen, wissen Sie, was Sie zu tun haben.«
    Die Grauen nickten stumm. Täuschte sie sich, oder waren ihre Gesichter ebenfalls so blaß?
    Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete sie, wie die Maschine weitersummte und den beiden Wissenschaftlern ebenfalls die schützende Injektion verabreichte. Unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten, als sie sich daran erinnerte, daß sie vor einigen Minuten zu überrascht gewesen waren, als der Roboter plötzlich in den Hangar geschwebt kam. Sie hatten die Chance, aus dem Hangar
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