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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin
Autoren: Christopher Moore
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Gehänge. Seltsamerweise fiel ihm in diesem Augenblick auf, daß sie sich beim Ziehen der Waffe einen Nagel abgebrochen hatte, und dies, da war er sicher, war in der Tat ein hinreichender Grund für sie, ihn umzubringen.
    »Du hast nicht auf mich gehört, als ich dir gesagt habe, du sollst mit dem Trinken aufhören. Du hast nicht zugehört, als ich dir gesagt habe, du sollst die Finger von meinen Vertreterinnen lassen. Du hast nicht zugehört, als ich gesagt habe, daß du, wenn du dir noch irgendwas zuschulden kommen läßt, dein Leben Gott überantworten mußt. Also tu dir selbst einen Gefallen, und hör mir diesmal genau zu.« Sie lud die Automatik durch. »Hörst du mir zu, verdammt noch mal?«
    Tuck nickte. Atmen konnte er nicht, aber nicken schaffte er gerade noch.
    »Gut. Also, ich führe diese Firma nun seit vierzig Jahren, ohne daß wir jemals auch nur mit dem kleinsten Skandal in Verbindung gebracht worden wären. Bis jetzt. Gestern bin ich aufgewacht, und was mußte ich erblicken? Mein Gesicht neben deinem in allen Morgensendungen. Und heute prangt es auf den Titelseiten von jeder Zeitung und jedem Revolverblatt im ganzen Land. Außerdem ist es kein schönes Foto, Tucker. Mein Kleid – völlig aus der Mode. Und in allen Artikeln wimmelt es nur so von Worten wie ›Penis‹ und ›Prostituierte‹. Das geht zu weit, Tucker. Das kann ich nicht zulassen – dafür habe ich zu hart gearbeitet.«
    Sie streckte die Hand aus und zog an seinem Katheder. Ein stechender Schmerz schoß ihm durch den ganzen Körper, und er versuchte den Klingelknopf der Schwester zu erreichen.
    »Daran würde ich an deiner Stelle nicht mal denken, mein Hübscher. Ich wollte nur sicher sein, daß ich deine ungeteilte Aufmerksamkeit habe.«
    »Die Pistole hat schon gereicht, mehr hätt' es gar nicht gebraucht, Mary Jean«, stöhnte Tucker. Scheiß drauf, er war ohnehin ein toter Mann.
    »Du hältst den Mund und hörst einfach nur zu. Das hier wird verschwinden. Und du wirst verschwinden. Du wirst morgen von hier weggebracht, in meine Skihütte in den Rockies. Du gehst nicht nach Hause, du wirst kein Wort reden mit irgendwelchen Journalisten, du wirst überhaupt die Klappe halten und keinen Pieps von dir geben. Meine Anwälte werden sich um die juristischen Belange kümmern und dafür sorgen, daß du nicht ins Gefängnis kommst, aber du wirst nie wieder auftauchen. Wenn Gras über die Sache gewachsen ist, kannst du wieder weitermachen mit deinem elenden Leben. Allerdings unter einem anderen Namen. Und wenn du jemals einen Fuß nach Texas setzt oder irgend jemandem, der mit meiner Firma auch nur das geringste zu tun hat, näher kommst als hundert Meter, dann schieße ich dich höchstpersönlich über den Haufen. Hast du das kapiert?«
    »Kann ich immer noch fliegen?«
    Mary Jean lachte und senkte die Pistole. »Süßer, für jemanden aus Texas gibt's nur eine Möglichkeit, schlimmere Scheiße zu bauen als du, und zwar: 'n Kind in'n Brunnen stoßen un' zuzugeben, daß du die gelben Rosen auf dem grünen Hügel zertrampelt hast, während du'n Präsident abgeknallt hast. Wenn's nach mir ging, dürftste weder fliegen, fahren, laufen, kriechen oder spucken.« Sie steckte die Pistole wieder in ihre Handtasche und ging in das winzige Bad, um ihr Make-up zu überprüfen. Sie machte sich ein wenig zurecht und steuerte dann auf die Tür zu. »Ich schicke dir 'n paar Blumen. Das wird schon wieder, Schätzchen.«
    Sie würde ihn also doch nicht umbringen, trotz allem, was geschehen war. Vielleicht konnte er sie wieder zurückgewinnen. »Mary Jean, ich hatte ein spirituelles Erlebnis.«
    »Von deinen degenerierten Unternehmungen will ich nicht das geringste hören.«
    »Nein, ein wirkliches spirituelles Erlebnis. So was – wie nennt man das? – wie eine Offenbarung.«
    »Mein Junge, du weißt es nicht, aber in deinem ganzen Leben warst du noch nie so nahe dran, vor deinen Schöpfer zu treten. Und jetzt sei ganz schnell mucksmäuschenstill, oder ich schicke dich in die ewige Verdammnis.«
    Sie setzte ihr schönstes Glücksbringer-Lächeln auf und verließ das Krankenzimmer, vibrierend von der Energie des positiven Denkens.
    Tucker zog die Bettdecke über den Kopf und griff sich den Flachmann, den Jake ihm dagelassen hatte. Verdammnis, hmm? So wie sie das aussprach, klang es ziemlich unangenehm. Lag vermutlich in Oklahoma.
     

5
Unsere Lady in Seidenstrümpfen
     
    Die Hohepriesterin des Haifischvolkes knabberte Chee-tos und schaute sich via Satellit
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