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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin
Autoren: Christopher Moore
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Vielfliegerbonus verloren
     
    Wie schon so oft in seinem Leben irrte sich Tucker Case auch in bezug auf die Schwere seiner Verletzungen. Noch während er in einem Rollstuhl sitzend durch die Unfallstation rollte, sang er trotz der Sauerstoffmaske auf seinem Mund: »Ich hab mir den Schwanz abgerissen! Ich hab mir den Schwanz abgerissen!« Schließlich trat ein Arzt, dessen Gesicht unter seinem Mundschutz nicht zu erkennen war, neben ihn.
    »Mr. Case, Sie haben sich nicht den Penis abgerissen. Sie haben Verletzungen an einigen größeren Blutgefäßen davongetragen sowie an den Schwellkörpern. Außerdem wurde die Sehne durchtrennt, die von der Spitze des Penis zum Hirnstamm verläuft.« Der Arzt – es war eine Frau – zog seine Maske gerade so lange herunter, daß Tucker sehen konnte, wie sie grinste. »Sie werden schon wieder. Wir bringen Sie jetzt in den OP.«
    »Was ist mit dem Mädchen?«
    »Sie hat ein paar Prellungen davongetragen, nichts Ernstes. Vermutlich kann sie in ein paar Stunden nach Hause.«
    »Das ist gut. Doc, werde ich je wieder? Ich meine, bin ich jemals wieder in der Lage …?«
    »Seien Sie jetzt ganz ruhig, Mr. Case. Ich möchte, daß Sie jetzt von hundert an rückwärts zählen.«
    »Gibt es dafür einen bestimmten Grund – ich meine, daß ich zählen soll?«
    »Sie können auch den Fahneneid aufsagen, wenn Sie wollen.«
    »Aber ich kann nicht aufstehen.«
    »Dann zählen Sie einfach, Sie Klugscheißer.«
     
    Als Tucker wieder zu sich kam, sah er durch den Nebel von Betäubungsmitteln ein Bild von sich selbst – unterlegt von einem brennenden rosa Düsenflugzeug. Über der Szene erhob sich das schreckensbleiche Antlitz der Mutterfigur des Network-Marketing auf dem Sektor Make-up, Mary Jean Dobbins – oder wie die Welt sie nannte: Mary Jean. Dann war das Bild verschwunden, und statt dessen tauchte ein zerfurchtes männliches Gesicht auf, das über beide Ohren lächelte.
    »Tuck, du bist berühmt. Du hast es in den Enquirer geschafft.« Es war die Stimme von Jack Skye, Tucks einzigem Freund männlichen Geschlechts und Chefmechaniker der Luftflotte von Mary Jean. »Deine Bruchlandung kam gerade rechtzeitig vor Redaktionsschluß.«
    »Mein Schwanz?« fragte Tuck und versuchte sich aufzurichten. In seinem Schoß lag etwas, das große Ähnlichkeit mit einem in Mullverband eingepackten Straußenei hatte, aus dessen Mitte ein Schlauch hervortrat.
    Jake Skye, hochgewachsen, dunkelhaarig und ungekämmt – halb Apache, halb Truck-Stop-Kellnerin – sagte: »Das wird schon. Der Arzt sagt, du wirst wieder ganz der alte.« Jake setzte sich auf einen Stuhl neben Tucks Bett und schlug das Revolverblättchen auf.
    »Sieh dir das an. Oprah hat abgenommen und ist jetzt wieder dünn. Möhren, Grapefruits und Amphetamine.«
    Tucker Case stöhnte auf. »Was ist mit dem Mädchen? Wie hieß sie noch mal?«
    »Meadow Malackovitch«, sagte Jake, ohne seinen Blick von der Zeitung zu heben. »Wow, Oprah fickt mit Elvis rum. Also eines muß man ihr lassen: Auf die faule Haut legt sie sich jedenfalls nicht. Ach ja, du wirst nach Houston verlegt. Mary Jean will dich in ihrer Nähe haben, damit sie immer ein Auge auf dich hat.«
    »Das Mädchen, Jake?«
    Jake schaute von der Zeitung auf. »Das willst du doch nicht wirklich wissen.«
    »Man hat mir gesagt, sie kommt wieder in Ordnung. Ist sie tot?«
    »Schlimmer als das. Sie ist stinksauer. Und wo wir gerade dabei sind – da draußen sind ein paar Jungs von der FAA, der Flugaufsicht, die sich unbedingt mit dir unterhalten wollen, aber der Arzt läßt sie nicht rein. Außerdem soll ich Mary Jean anrufen, sobald du wieder bei Bewußtsein und klarem Verstand bist, wovon ich dir abraten würde – also wieder zu klarem Verstand zu kommen. Und darüber hinaus lauert eine ganze Meute von Journalisten draußen vor der Tür, die die Schwestern bisher zurückgehalten haben.«
    »Wie bist du reingekommen?«
    »Ich bin dein einziger lebender Verwandter.«
    »Meine Mutter wird hocherfreut sein, das zu hören.«
    »Bruder, deine Mutter kennt dich nicht mal. Diesmal hast du so einen Bock geschossen, daß du bis zum Hals in der Scheiße steckst.«
    »Dann bin ich also gefeuert?«
    »Worauf du wetten kannst. Und wenn ich nicht ganz falschliege, würde ich sagen, du kannst froh sein, wenn du dich jemals wieder ans Steuer von 'nem Rasenmäher setzen darfst.«
    »Aber Fliegen ist das einzige, was ich kann. Und das alles nur wegen einer vermasselten
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