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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin
Autoren: Christopher Moore
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Augenblicken in einen Hagel aus rosa Splittern auflösen wird. Es wird ihm klar, daß er seinem Tod entgegenblickt, und er schreit »Heilige Scheiße«, womit er den Anforderungen der Flugaufsicht nachkommt, wonach die Black Box unbedingt die letzten Worte des Piloten festzuhalten hat, und sei sie auch noch so verkohlt.
    Plötzlich wird es ganz still im Cockpit. Es ist, als hätte jemand eine kosmische Pausentaste gedrückt. Jegliche Bewegung kommt zum Stillstand. Die Stimme eines Mannes ertönt und sagt: »Hast du dir so dein Ende vorgestellt?«
    Tuck dreht sich nach der Stimme um. Ein finsterer Mann in einer grauen Fliegeruniform sitzt auf dem Copilotensitz und wartet auf eine Antwort. Tuck kann sein Gesicht nicht richtig erkennen, obwohl sie sich genau gegenübersitzen. »Nun?«
    »Nein«, antwortet Tuck.
    »Das wird dich einiges kosten«, sagte der Pilot. Dann ist er verschwunden, und die Kabine ist erfüllt vom Tosen und Krachen der Metallmassen, die nun ein jämmerliches Schicksal ereilt.
    Bevor Tucker die Worte »was zum Teufel« auch nur ansatzweise in seinem Geist formen kann, kracht der flügellose Jet durch die Antenne, das zuckende blaue Licht und den Maschenzaun auf das mit grünem Gras bewachsene freie Feld, das nach dreißig Tagen Seattle-Regen ordentlich durchgeweicht ist. Der Schlamm schmiegt sich sanft um den Rumpf, bringt Funken und Flammen zum Erlöschen, klebt fest, verklumpt und verlangsamt den Jet, bis er schließlich in einer Dampfwolke zum Stehen kommt. Tuck hört das Knirschen von abkühlendem Metall, Sirenen und das freundliche Klingklang der F ASTEN -S EAT -B ELTS -Anzeige, als diese sich ausschaltet.
    Willkommen auf dem Seattle-Tacoma International Airport. Die Ortszeit ist 2:00 Uhr morgens. Die Außentemperatur beträgt 1 8 Grad Celsius. Zu Ihren Füßen liegt eine halb bewußtlose Nutte und röchelt nach Luft.
    Die Kabine füllt sich mit schwarzem Rauch von verschmorten Kabeln und verdampfter Hydraulikflüssigkeit. Tucker nimmt einen Atemzug, der ihm in der Luftröhre brennt wie Abflußreiniger, und er weiß sofort, daß ein weiterer Atemzug tödlich sein könnte. Also befreit er sich aus seinen Sicherheitsgurten und tastet in der Dunkelheit nach Meadow, doch alles, was er zu fassen bekommt, ist ein Fetzen ihres zerrissenen Spitzenmieders. Er steht auf, beugt sich nach vorne, legt ihr einen Arm um die Hüfte und zieht sie hoch. Sie ist leicht, wiegt vielleicht gerade mal hundert Pfund, doch Tucker hat vergessen, daß seine Hosen und Shorts noch immer auf Halbmast hängen und ihn folglich in seiner Bewegungsfreiheit arg einschränken. Er strauchelt und fällt rückwärts auf die Kontrollkonsole zwischen den Pilotensitzen. Aus der Konsole ragt der Landeklappenkontrollhebel heraus, ein stählerner Stab von etwa dreißig Zentimeter Länge, an dessen Ende sich eine pfeilförmige rote Spitze aus Plastik befindet. Die Spitze erwischt Tucker an der Rückseite seines Hodensacks. Durch Meadows Gewicht mit zusätzlicher Masse ausgestattet, wird Tucker auf den Hebel hinuntergedrückt, der sich daraufhin durch sein Skrotum rammt, sich in voller Länge durch seinen ganzen Penis hindurchbohrt und in einer Blutfontäne an dessen Spitze wieder herausplatzt.
    Es gibt keine Worte, um diesen Schmerz zu beschreiben. Keinen Atem. Keinen Gedanken. Nur ohrenbetäubendes weißes und rotes Rauschen. Tucker spürt, wie er das Bewußtsein verliert, was ihm ganz und gar willkommen ist. Er läßt Meadow fallen, doch mittlerweile ist sie wieder soweit bei sich, daß sie sich an seinem Hals festklammert und ihn im Fallen wieder von dem Hebel herunterzieht, der sich daraufhin seinen Weg durch ihn zurückbahnt.
    Ohne sich dessen bewußt zu sein, steht er nun da und atmet. Seine Lungen brennen wie Feuer. Er muß hier raus. Mit einem Arm packt er Meadow und zerrt sie einen Meter weit zur Luke. Er entriegelt die Luke, sie klappt nach unten auf, doch sie öffnet sich nur halb, denn sie ist so konstruiert, daß sie bei einem Flugzeug mit intaktem Fahrwerk als Treppe funktioniert. Hände, die in Handschuhen stecken, recken sich ins Innere und beginnen an der Tür zu zerren. »Wir holen euch da raus«, sagt ein Feuerwehrmann.
    Die Luke öffnet sich mit einem Kreischen. Tuck sieht blaue und rote Lichter aufblitzen, in deren Schein die Regentropfen am schwarzen Nachthimmel wirken wie kleine Flammen. Er nimmt einen tiefen Zug frischer Luft, sagt: »Ich hab mir den Schwanz abgerissen«, und fällt vornüber.
     
     

3
Und
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