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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition)
Autoren: Brigitte Glaser
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Art, wie er die
Augen schloss, wenn er daran schnupperte, all das mochte ich, weil ich darin
bei aller Show die Leidenschaft für gute Ware spürte. Und niemand konnte diese
Leidenschaft besser ausdrücken als die Italiener.
    Weiter ging es zu
Harun Üzümcü, dem Herrscher über Berge von Trockenfrüchten, Nüssen und Kernen.
Pinienkerne und getrocknete Aprikosen brauchte ich, und ja, ich nahm auch von
den Berberitzen, die er mir in den höchsten Tönen anpries.
    Der Obststand von
Mathilde Kleber war mein nächster Halt. Drei verschiedene Sorten Rhabarber und
Bornheimer Erdbeeren, wirklich zuckersüß, gab es bei ihr. Die Kirschen hingegen
brauchten noch ein paar Tage Sonne, vielleicht würde ich nächste Woche welche
nehmen.
    Nachdem ich
zwischendurch immer schon mal weißen Spargel probiert, aber nicht gekauft
hatte, beendete ich meine Einkaufsrunde an Bergers Stand. Ich bohrte den
Daumennagel in die Schnittstelle, sofort trat Flüssigkeit aus, dann brach ich
eine Stange entzwei und biss hinein. Berger hatte mir nicht zu viel
versprochen, frischer und in besserer Qualität würde ich weißen Spargel hier
nicht finden.
    Außerdem hatte er
noch Sauerampfer und Portulak im Angebot, nicht zu vergessen die rot-weißen
französischen Radieschen und die kleinen neuen Kartoffeln. Wir feilschten um
Preise und Mengen, wurden wie immer irgendwie handelseinig, und ich machte mich
auf in die nächste Halle, um dort den Fisch auszusuchen. Fleisch kaufte ich
nicht hier. Direkt vor meiner Haustür auf der Frankfurter Straße hatte ich
einen Metzger entdeckt, der nur artgerecht gehaltene Tiere schlachtete und mir
gern Sonderwünsche erfüllte.
     
    Gegen sechs Uhr
war der Transporter beladen, und ich machte mich auf den Heimweg. Die
Rheinuferstraße war jetzt schon gut befahren. Pendler aus dem Umland, Lkws mit
Waren für die Stadt, frühe Radler auf dem Weg in ihre Büros. An den
Zebrastreifen sammelten sich die ersten Fußgänger. Mit ihren Reinigungsmaschinen
vollführten Straßenreiniger einen eleganten Slalom um Mülleimer und
Laternenpfähle. Vor mir verpestete ein orangefarbener Wagen der Kölner
Abfallwirtschaft, beladen mit dem Dreck der Stadt, die Luft. Ich konnte ihn
hinter mir lassen, als ich auf die Severinsbrücke abbog.
    Der Morgentau über
dem Fluss hatte sich verzogen, erste Sonnenstrahlen spiegelten sich im Wasser.
Auf der anderen Rheinseite turnten die Frühschicht-Arbeiter durch das Gerippe
des Lufthansa-Hochhauses. Von der Deutzer Freiheit wehte mir der Duft frischer
Brötchen in die Nase.
    Die Stadt
erwachte. Dafür würde ich jetzt schlafen gehen.
    Als ich die
Treppen zu unserer Wohnung in der Kasemattenstraße hinaufstieg, dachte ich
wieder an Mombauer. Ich musste mich mit irgendetwas betäuben, damit dieser
blöde Pachtvertrag nicht als Endlosschleife durch meine Gehirnwindungen turnte.
Ein Bier würde mir guttun.
    Leider bot unser
Kühlschrank nur ein einziges Getränk: Adelas Pfirsich-Eistee, ihr
Lieblingsgetränk, sowie das Thermometer mehr als zwanzig Grad anzeigte. Diese
süße Plörre rührte ich nur in allerhöchster Not an. Also kramte ich in der
Speisekammer und förderte eine Flasche Trollinger zutage, den Kuno immer aus
dem Schwäbischen mitbrachte.
    Während im
Hinterhof die Vögel den frühen Morgen bezwitscherten, trank ich den Wein in
kleinen Schlucken und wartete darauf, dass er die Gedanken an Mombauer
einlullte und die unterdrückte Müdigkeit wieder nach oben schwemmte. So recht
wollte der Trollinger meine Gedanken auch nach dem zweiten Glas nicht außer Gefecht
setzen, also beschloss ich, es mit Hinlegen und Augenschließen zu probieren,
und schlich in mein Zimmer.
    Durch die schweren
weißen Vorhänge drang schon der Morgen, aber im Zimmer herrschten noch die
Wärme der Nacht, das Ticken des Weckers und Eckis leises Schnarchen. Ich
kuschelte mich an den schlafenden Mann, der sofort den Arm um mich legte und
seine Hand sanft um meine rechte Brust schmiegte. Er roch nach Sonne und
frischem Heu, und vielleicht ist es dieser Duft von Sommer-auf-dem-Lande
gewesen, in den ich mich damals in Wien zuerst verliebte.
    War's tatsächlich
schon fast ein Jahr, dass Ecki jetzt mit mir zusammenlebte? Wie schnell die
Zeit verging, wie schnell etwas Sensationelles zum Alltäglichen wurde! Als ich
nach dem Tod von Tante Rosa aus dem Schwarzwald zurückkehrte, war er erst eine
Woche länger als geplant, dann zwei geblieben.
    Irgendwann
erzählte er, dass er den Job in dem Tokioer Restaurant abgesagt
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